Damit Multitouch zu einem vollständig integrierten Bedienkonzept werden kann, müssen Betriebssystem und HMI-Software bestimmte Voraussetzungen erfüllen. »Beide Komponenten müssen Multitouch-Funktionen unterstützen«, hebt Bertram Schilling hervor. »Windows 7 in der Standard- und der Embedded-Variante unterstützt dabei als erstes Windows-Betriebssystem alle Funktionen umfänglich.« Was die Anwender-Software anbelangt, ist der Hersteller laut Schilling selbst für die Implementierung der Funktionen verantwortlich, sofern er eigenentwickelte Programme einsetzt: »So kann er ganz dediziert bestimmen, welche Multitouch-Funktionen die Bedienung vereinfachen.«
Auch aus Elske Meyers Sicht ist ein Betriebssystem wie Windows 7, das die Multitouch-Funktionalität unterstützt, Grundvoraussetzung. In diesem Zusammenhang bringt sie noch einen interessanten Aspekt ins Spiel: »Bei Windows 7 ist zu berücksichtigen, dass die verwendeten Hardware-Treiber von Microsoft zertifiziert sein müssen«, betont sie. Abgesehen davon müsse die HMI-Software die Projektierung ausgewählter Multitouch-Use-Cases gezielt unterstützen: »Sie wird also nur eine Untermenge der vom Betriebssystem unterstützten Funktionen anbieten, um die Projektierung einfach und effizient zu machen«, stellt Meyer klar. »Wir sind derzeit mit unseren Kunden intensiv im Gespräch, welche Multitouch-Funktionen künftig in unserer Visualisierungs-Software ‚Simatic WinCC’ von Nutzen sein könnten.«
Nach Ansicht von Michael Klein sind heutige Multitouch-Applikationen speziell dafür entwickelt worden: »Betriebssysteme unterstützen Multitouch meist nur ansatzweise«, führt er aus. »Anwendungen wie etwa Browser sind größtenteils noch nicht Multitouch-fähig.« Auf der Seite der HMI-Software seien daher neue Wege in den Bedienkonzepten einzuschlagen: »Beijer Electronics verfolgt mit der aktuellen HMI-Lösung ‚iX’ bereits solche Ansätze und arbeite mit ausgewählten Kunden an deren Umsetzung«, sagt Klein. »Die offensichtlichen Vorteile des Multitouch wie Zoom, Zweihandbedienung, Mehrfachpositionierung und Sollwerteinstellung werden dabei entsprechend herausgestellt.«
Laut Ralf Nebel muss die Software »mit mehreren ‚Mäusen’ umgehen und die Gesten interpretieren können«, um Multitouch als vollständig integriertes Bedienkonzept zu ermöglichen. Auch die Identifikation der zweiten Nutzerhand oder zusätzlicher Benutzer sei in diesem Zusammenhang wichtig.