Gibt es z.B. »Blacklisten« auf denen Unternehmen vermerkt sind, die bekannt sind dafür oder unter Verdacht stehen, Plagiate herzustellen oder zu verkaufen?
Das VDE-Prüfinstitut unterhält eine aktuelle und öffentlich zugängliche »Schwarze Liste« mit entsprechenden Eintragungen von Missbrauchsfällen der jeweils letzten 5 Jahre. Die Liste kann im Internet unter www.VDE-Institut.com eingesehen werden. Sie umfasst derzeit mehr als 1.000 Eintragungen unter verschiedenen Rubriken.
Wer arbeitet damit?
Die »Schwarze Liste« ist besonders interessant für Einkäufer elektrotechnischer Komponenten und Geräte, aber auch Endverbraucher können hier im Zweifelsfall überprüfen, ob ein VDE-Prüfzeichen auf dem erworbenen Produkt gültig ist, oder nicht. Darüber hinaus wird die Liste auch von Zoll- und Marktüberwachungsbehörden genutzt.
Wie reagieren Unternehmen, die auf dieser Liste stehen?
Die »Schwarze Liste« ist eines unserer stärksten Instrumente, um unseren berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen. Da dieser Bereich in unserem Internetauftritt mit Abstand am häufigsten frequentiert wird, kann man daran die Bedeutung der Liste erkennen. Ein seriöses Unternehmen, das auf dieser Liste steht, versucht in der Regel, durch entsprechende Korrekturen die Angelegenheit schnell zu bereinigen.
Gibt es auch eine »Weiße Liste«, in der »sichere Unternehmen« vermerkt sind?
Wer eine »Schwarze Liste« führt, muss auch eine »Weiße Liste« zur Verfügung stellen. Bei uns heißt diese Liste »Verzeichnis VDE-geprüfter Produkte«, oder kurz »Zertifizierungsregister«. Dort finden Sie tagesaktuell alle vom VDE-Prüfinstitut zertifizierten Produkte.
Alle von uns ausgestellten Zertifikate enthalten den Hinweis, dass sie nur gültig sind, wenn sie im Internet Zertifizierungsregister auffindbar sind.
Welche Möglichkeiten gibt es, Produktpiraterie wirksam zu bekämpfen?
Die zwei aus meiner Sicht wichtigsten Bausteine für eine wirksame Bekämpfung sind die Verfügbarkeit von Information und eine offensive Strategie im Umgang mit Produkt- und Markenpiraterie. Schließlich sind solche Vorkommnisse keine Kavaliersdelikte, sondern Betrug am Verbraucher unter Inkaufnahme der Gefährdung von Sicherheit und Gesundheit, ganz zu schweigen von einer unlauteren Wettbewerbsverzerrung.
Aus diesen Gründen hat das VDE-Prüfinstitut die beschriebene Strategie entwickelt.
Sehen Sie eine Chance Marken- und Produktpiraterie jemals einzudämmen?
Wie bei allen Regelsetzungen wird es auch im Bereich der Marken- und Produktpiraterie immer Regelverletzungen geben. Ich bin allerdings überzeugt, dass es mit den beschriebenen Maßnahmen und einer Null-Toleranz-Einstellung gelingen kann, dem weiteren Ausufern des Missbrauchs Einhalt zu gebieten und ihn vielleicht sogar einzudämmen.
Wie finanzieren Sie eigentlich Ihre Aktivitäten zur Bekämpfung von Marken- und Pro-duktpiraterie?
Alle unsere Aufwendungen werden durch eingetriebene Schadensersatzzahlungen und so genannte Vertragsstrafen finanziert. Sie gehen also nicht zu Lasten unserer Kunden.
Was ist Ihre persönliche Motivation, tagtäglich den Kampf gegen Produktpiraterie zu führen?
Hier möchte ich im Wesentlichen zwei Punkte aufführen, zum einen die Bestätigung unserer Vorgehensweise durch unsere Kunden und zum anderen durch die Resonanz und die Erfolge, die wir bereits erzielt haben.
Können Sie sich an einen besonders dreisten Fall von Produktpiraterie erinnern?
Ja, da kommt mir spontan ein Fall in den Sinn, bei dem ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit »magnetischen Kupferleitungen« machen durfte. Dabei handelt es sich um eine Geräteanschlussleitung, die wohl aus Kostengründen statt mit den erforderlichen Kupferlitzen mit einem magnetischen Material ausgeführt wurde, das zudem noch einen kupferfarbenen Anstrich erhalten hatte. Äußerlich von einer korrekten Kupferleitung kaum zu unterscheiden, erhitzte sich die Zuleitung im Normalbetrieb viel zu stark, da der erforderliche Widerstand viel zu hoch war. Käme eine solche Zuleitung zur Anwendung, wäre ein Brand wegen Überhitzung fast schon absehbar.