Plagiarius

Die »goldenen Nasen« der Weltwirtschaft

16. November 2009, 7:58 Uhr | Andrea Gillhuber
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Seit 1977 kämpft die »Aktion Plagiarius« gegen Marken- und Produktpiraterie und macht mit Hilfe des Negativpreises »Plagiarius« auf Fälschungen aufmerksam. Die Gewinner: Fälscher und Auftraggeber. Die Trophäe: Ein Gartenzwerg mit goldener Nase.

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Es ist das Jahr 1977. Rido Busse geht über die Frühjahrsmesse in Frankfurt und entdeckt ein offensichtliches Plagiat der Brief- und Diätwaage Nr. 8600 der Firma Soehnle-Waagen aus Murrhardt. Er erkennt das Plagiat, weil das Original von der busse design gmbh entwickelt und 1965 von Soehnle-Waagen auf den Markt gebracht wurde. Zwar musste der Fälscher das Plagiat vom Messestand entfernen und sich zudem verpflichten, den Vertrieb zu unterlassen, allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits über 100.000 Stück verkauft - der Schaden war bereits entstanden. Daraufhin entschloss sich Rido Busse, auf die Machenschaften solcher Fälscher öffentlichkeitswirksam hinzuweisen: Er rief den Negativpreises »Plagiarius« ins Leben.


Plagiarius-Wettbewerb

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Mittlerweile ist der Verein »Aktion Plagiarius« international bekannt. Abgesehen von dem Negativpreis »Plagiarius«, der jährlich auf der Frankfurter Konsumgütermesse »Ambiente« verliehen wird, leistet der Verein Aufklärungsarbeit. Er informiert und sensibilisiert zum Thema Marken- und Produktpiraterie, berät Erstbetroffene, vermittelt sie an Experten weiter und bietet sogar eine Rechtschutz-Versicherung für gewerbliche Schutzrechte. Außerdem steht der Verein im engen Kontakt mit dem Gesetzgeber und entsprechenden Behörden.

Seit April 2007 können Interessierte die Sammlung von 300 Originalen und Plagiaten im direkten Vergleich im Museum Plagiarius in Sollingen ansehen - darunter natürlich auch die Preisträger. In Wanderausstellungen werden die Objekte Interessierten weltweit zugänglich gemacht.

Der »Plagiarius«-Wettbewerb

Der Verein fordert jedes Jahr Unternehmen und Designer auf, vermeintliche Nachahmungen einzureichen und so den Plagiator - ob nun Hersteller oder Händler - für den Negativpreis »Plagiarius« vorzuschlagen. Die Erfahrung des Vereins zeigt, dass schon eine »Plagiarius«-Nominierung und die damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit manchen Plagiator zu einer Einigung mit dem Originalhersteller bewegte, sei es nun in Form einer Unterlassungserklärung oder der Preisgabe von Lieferanten.

Sollten Sie auch von Plagiaten betroffen sein, können Sie sich noch bis 4. Dezember 2009 für den »Plagiarius«-Wettbewerb 2010 anmelden. Dafür einzureichen sind sowohl das Originalprodukt als auch die vermeintliche Fälschung, das ausgefüllte Anmeldeformular, die Korrespondenz mit dem Plagiator und natürlich Kopien von ggf. eingetragenen Schutzrechten in Form von Urkunden.

Die nächste »Plagiarius«-Preisverleihung findet am 12. Februar 2010 auf der »Ambiente« in Frankfurt auf einer Pressekonferenz statt. Die eingereichten Originale und Plagiate werden im Foyer 4.1 der Messe ausgestellt.


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