Dr.-Ing. Klaus Kreß vom VDE kämpft täglich gegen Produktpiraten. Im Interview erzählt er von der VDE-Zusammenarbeit mit Interpol und dem Zoll, von Unternehmen auf »Schwarzen Listen« und von »magnetischen Kupferleitungen«.
Dr.-Ing. Klaus Kreß ist Leiter der Zertifizierungsstelle der VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut GmbH in Offenbach und damit verantwortlich für die Zertifizierung von Produkten und Managementsystemen nach DIN EN 45011 und EN ISO/IEC 17021, sowie spezifischen Zertifizierungssystemen. Er ist darüber hinaus Vorsitzender des Erfahrungsaustauschkreises EK1 der GS-Prüfstellen (GS-Zeichen für Produkte der Niederspannungsrichtlinie), Mitglied des Ausschusses für technische Arbeitsmittel und Verbraucherprodukte nach §13 Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG), sowie Mitglied des Executive Committee der europäischen Zertifizierungssysteme für elektrotechnische Produkte (ECS: CCA, ENEC) und weiterer nationaler und internationaler Arbeitskreise im Bereich Zertifizierung.
Herr Kreß, als erste Frage: Ist der VDE auch von Plagiaten betroffen?
Die Prüfzeichen des VDE genießen weltweit hohes Ansehen und werden daher von vielen Herstellern auf ihren Produkten gerne verwendet, vorausgesetzt, diese Produkte haben vor-her die strengen Prüfungen des VDE Prüf- und Zertifizierungsinstituts erfolgreich bestanden. Werden solche Produkte gefälscht, dann natürlich auch inklusive der darauf abgebildeten Prüfzeichen. Insofern muss sich der VDE natürlich auch mit Fällen der missbräuchlichen Verwendung seiner Prüfzeichen auseinandersetzen.
Ihr Institut arbeitet mit Interpol und dem Zoll zusammen. Wie gestaltet sich diese Zu-sammenarbeit?
Das VDE-Prüfinstitut hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche zur Kenntnis gebrachten Missbrauchsfälle mit allen gebotenen Mitteln zu bekämpfen, um die Hersteller, die unsere Prüfzeichen zurecht verwenden, zu schützen und die Wertigkeit unserer Prüfzeichen für den Verbraucher zu festigen.
In diesem Zusammenhang hat sich das VDE-Prüfinstitut einer Initiative von Interpol angeschlossen, in der es darum geht, Kontaktdaten verdächtiger Personen und Organisationen zu erfassen und mit polizeilicher Verfolgungsarbeit zu verknüpfen. Nicht selten lassen sich so spezialisierte Strukturen organisierter Kriminalität besser erkennen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit verbleiben allerdings ausschließlich innerhalb der Polizeibehörden.
Ganz anders ist unsere Zusammenarbeit mit den deutschen und europäischen Zollbehörden zu bewerten. Die Basis hierfür bildet eine Verordnung der EU-Kommission zum Schutz geistigen Eigentums und dazu zählen auch offiziell registrierte Markenzeichen, wie unsere VDE-Prüfzeichen. Kann ein Hersteller oder Importeur beim Grenzübertritt in den gemeinsamen Markt der EU für auf seinem Produkt verwendete VDE-Prüfzeichen keine gültige Zeichengenehmigung vorlegen, so erfolgt eine Benachrichtigung an das VDE-Prüfinstitut und das Festhalten der betreffenden Waren.
Welche Aufgaben übernimmt der VDE dabei?
Das VDE-Prüfinstitut überprüft die gemeldeten Vorgänge und erwirkt bei Bestätigung des Verdachts die Vernichtung der festgehaltenen Warenlieferung.
Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Die Zunahme von Missbrauchsfällen hat im Verlauf der letzten 10 Jahre dazu geführt, dass das VDE-Prüfinstitut aktiv nach Möglichkeiten zur effektiven Bekämpfung gesucht hat. Die Interpol- und Zollinitiativen sind zwei wertvolle Instrumente neben der privatrechtlichen Ver-folgung auf Basis des Markenrechts.
Werden Produktpiraten auch in die Interpol-Datenbank aufgenommen?
In den Fällen, in denen zweifelsfrei ein systematischer Missbrauch von VDE-Prüfzeichen festgestellt werden kann, erfolgt eine entsprechende Mitteilung an Interpol.