In Wittenberg trafen sich über 100 Kommunal- und Landespolitiker mit Vertretern der Energiewirtschaft zur Jahresveranstaltung »Verbundnetz für kommunale Energie« 2014. Thema: Die Energiewende greift die wirtschaftliche Substanz der kommunalen Energiebranche an.
Kernpunkt der Veranstaltung war die Veröffentlichung der Studie »Energiewende kommunal. Wegbereiter und Stolpersteine«. Sie wurde vom »Verbundnetz für kommunale Energie«, dem Diskussionsforum ostdeutscher Kommunalpolitik mit finanzieller Unterstützung der Verbundnetz Gas AG herausgegeben.
Ihr Konklusio: »Die Energiewende schafft radikal neue Rahmenbedingungen für die Versorger in Deutschland. Die »Großen Vier«, also RWE, E.on, EnBW und Vattenfall, stehen schon länger vor massiven Herausforderungen und arbeiten daran, das Geschäftsmodell der Zukunft zu finden. Nun trifft die Welle der Veränderung mit voller Wucht die regionalen Energieversorger – und belastet auch ihre zumeist kommunalen Eigentümer. Es zeichnet sich eine Krise mit Wirkung auf die gesamte Branche ab.«
Die Krise wird laut 93,9 Prozent der Befragten zu geringeren Gewinnabführungen an die ohnehin schon mangelhaft ausgestatteten kommunalen Haushalte führen. 27,3 Prozent sehen sogar die Gefahr, dass die Kommunen zusätzliche Mittel bereitstellen müssen, weil sich immer mehr Bürger ihre Energiekosten nicht mehr leisten können (S. 36).
48,5 Prozent der Befragten waren in einen steuerlichen Querverbund eingebunden; von diesen subventionierten 87,5 Prozent wiederum öffentliche Bäder und 43,75 Prozent den Öffentlichen Personennahverkehr, Bereiche, die wohl künftig mit geringeren oder ohne Gewinntransfers aus der kommunalen Energiewirtschaft auskommen müssen. Dass eine »Kompensation der Ertragsausfälle nur partiell möglich« ist, glauben annähernd 90 Prozent der Befragten. Etwa zehn Prozent sind sogar der Meinung, dass die Ertragseinbußen gar nicht ausgeglichen werden können.
Chancen vermuten Stadtwerker dagegen im »Contracting« (80 Prozent), »Investitionen in Kraft-Wärme-Kopplung« (72 Prozent), der »Konzessionserweiterungen bezogen auf arrondierende Netze« und »Energiemanagement für Unternehmen und Bürger« (je 50 Prozent). Je ein Drittel der Befragten sehen neue Gewinnchancen durch »virtuelle Kraftwerke«, »kommerzielle Energieberatung« und »stärkeres Engagement für Erdgas als Kraftstoff«. Von der »Teilnahme am Regelenergiemarkt« versprechen sich einzelne Stadtwerke ebenfalls neue Einnahmequellen.
Interessant auch die Wahrnehmung der Branche, dass die »oft populistische Propagierung von «Energieautarkie« auf kommunaler Ebene« das Solidarprinzip sowohl auf regionaler wie auf überregionaler Ebene gefährden kann. Zwei Drittel aller Befragten sehen eine solche Gefahr.