In seinem aktuellen Time-of-Use-Report befasst sich GridX mit den Schwankungen an den Strommärkten in Europa bis hin zu negativen Preisen und deckt teils drastische, aber potenzialreiche Entwicklungen wie deutliche Kosteneinsparungen auf.
Den Ergebnissen des Reports zufolge lag die durchschnittliche tägliche Standardabweichung der Day-Ahead-Strompreise im Jahr 2023 dreimal so hoch wie im Jahr 2020. Diese Trends unterstreichen GridX zufolge nur einmal mehr die Notwendigkeit, nachfrageseitige Flexibilität in die europäischen Strommärkte noch vermehrter zu integrieren und die breite Nutzung von Time-of-Use(ToU)-Tarifen, auch zeitvariable Tarife, unter den Konsumenten noch stärker anzuregen.
Mit den sechs Länderprofilen nimmt GridX auch die landesspezifischen Gegebenheiten verschiedener Märkten im Report unter die Lupe, darunter Deutschland, setzt diese in Kontext und zeigt Stärken und Schwächen auf, um die Frage zu beantworten, wie Haushalte zu den größten Profiteuren von den teils extremen Strompreisschwankungen werden können.
In Deutschland haben die Preisschwankungen und negativen Strompreise in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zwischen 2019 und 2023 stieg die Anzahl der Stunden mit Strompreisen über 100 Euro pro Megawattstunde (MWh) von sieben auf 4.106 – ein 587-facher Anstieg. Auch die durchschnittliche tägliche Preisspanne, also der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Preis, hat sich von 30 auf 98 Euro/MWh mehr als verdreifacht.
Laut GridX ist der Haupttreiber dessen der wachsenden Anteil erneuerbarer Energien, vor allem der Solarenergie, im deutschen Strommix, deren Verfügbarkeit witterungsbedingt natürlicherweise schwankt. Besonders Solarenergie führt dabei oft in der Mittagszeit zu negativen Preisen, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist.
Nicht zuletzt unterstreicht diese Entwicklung die Notwendigkeit flexibler Energieverbrauchsstrategien und intelligenter Technologien. Das Unternehmen betont, dass ein modernes Home-Energy-Management-System (HEMS) entscheidend ist, um den Energieverbrauch auf Zeiten niedriger oder negativer Preise zu verlagern und so erhebliche Einsparpotenziale für Endverbrauchern zu erschließen. Ein Energiemanagementsystem (EMS), das variable Tarife und schwankende Börsenpreise berücksichtigt, kann hier einen entscheidenden Unterschied machen.
Laut einer von Neon durchgeführten Studie wird die angeschlossene Last von E-Autos, Wärmepumpen und Heim-Batteriespeichern in Deutschland bis 2030 von jetzt 20 Gigawatt (GW) auf 200 GW ansteigen. Während diese dezentralen Energieressourcen im Jahr 2020 nur 25 Prozent der gesamten Flexibilität boten, wird erwartet, dass sie bis 2030 fast dreimal so viel und bis 2045 mehr als sechsmal so viel Flexibilität zur Verfügung stellen.
Auch daraus ergeben sich enorme Kosteneinsparungschancen für Privatpersonen – vorausgesetzt, dass der richtige Ansatz gewählt wird: GridX hat die Einsparpotenziale von Haushalten mit verschiedenen Energiesetups simuliert und herausgefunden, dass ein Haushalt mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage (9,5 Kilowatt Peak), einem Batteriespeicher (9,3 kWh), einem E-Auto mit 60 kWh und einem Haushaltsverbrauch von rund 4.400 kWh Stand heute dank Time-of-Use-Optimierung rund 500 Euro (50 Prozent) pro Jahr einsparen könnte, verglichen zu den Kosten eines Haushalts ohne Batterie und ohne smartes EMS.
Wichtig ist jedoch, so der gridX-Report, dass ein fortschrittliches EMS ergänzend zum Einsatz kommt, denn nur so kann auch eigene Solarenergie stets optimal eingesetzt, eigener Solarstrom maximiert und somit Kosten tatsächlich maximal reduziert werden.
Obwohl Nutzungszeittarife für Haushalte erhebliche Vorteile bieten, findet sich laut Report noch eine schleppende Akzeptanz durch Verbraucher. Vor allem spielen demzufolge insbesondere Bedenken hinsichtlich möglicher Verhaltensänderungen und Störungen der täglichen Routinen eine Rolle. Der gridX-Report hebt jedoch hervor, dass Verbraucher durch automatisierte Prozesse, Partnerschaften im Energiesektor und benutzerfreundliche Lösungen mehr Bequemlichkeit erleben können, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.
Dies sei auch ein wichtiger Faktor, denn durch stetig mehr dezentrale Energieanlagen in einem Haushalt, ist eine smarte Steuerung durch ein EMS unabdingbar: Ein EMS verknüpft Anlagen verschiedener Hersteller und Protokolle effizient miteinander, um den optimalen Energieeinsatz sicherzustellen. So kann beispielsweise Solarstrom direkt zur Wärmepumpenversorgung, zum Laden von E-Autos oder zur späteren Nutzung gespeichert werden. Dadurch maximiert das EMS die Autarkie eines Haushalts, reduziert den Netzbezug und senkt die Energiekosten.
Ein weiterer Vorteil: In Phasen, in denen der Netzbezug notwendig ist – etwa im Winter oder bei schlechter Witterung – verschiebt das EMS flexible Lasten in Zeiten niedriger Strompreise. Vorsicht gilt aber bei der Wahl des EMS: Heutzutage sind noch nicht alle Energiemanagementsysteme in der Lage, ToU-Tarife zu berücksichtigen.