Mit dem ESS macht sich der Anwender vom Strompreis, der aller Voraussicht nach eher steigen wird, relativ unabhängig, denn er bezieht nur noch 20 bis 25 Prozent seiner Energie aus dem Netz. Außerdem ist er gegen Stromausfälle im Versorgungsnetz geschützt, weil das System inselnetzfähig ist. Im Falle eines Falles reicht die im ESS gespeicherte Energie, um einen typischen Haushalt für bis zu zwei Tage mit Strom zu versorgen.
Der Batteriespeicher einschließlich der Elektronik nimmt den Platz von zwei Kühlschränken ein und ist auf eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahre ausgelegt. »Wir haben das System sehr robust konzipiert, denn wir müssen den Aufwand für Wartung und Reparatur während der Laufzeit so gering wie möglich halten«, so Brehler.
Bei der Batterie handelt es sich um einen 20kW/21 kWh-Li-Ionen-Typ von Saft, die Elektronik liefert Siemens. Um die Regelleistung zuverlässig bereitstellen zu können, verfügt jedes ESS über ein Mobilfunkmodul, dass sich mit anderen ESS zu einem »Schwarm« verbindet. Das System selber arbeitet mit einem Wirkungsgrad von 85 Prozent. Den Wert des ESS beziffert Markus Brehler auf 25.000 Euro. Für den Endkunden sind im Speicher 4 kW reserviert, Caterva kann also 16 kW pro Speicher vermarkten. Das Geschäftsmodell von Caterva sieht vor, dass 60 bis 70 Einheiten zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden, die dann auf rund 1 MW kommen, die das Unternehmen als Regelleistung verkauft. »Mit 1 MW Regelenergie ließen sich 2014 rund 180.000 Euro umsetzen«, erklärt Markus Brehler.
Die Steuerzentrale für das virtuelle Kraftwerk befindet sich auf einer Server-Farm in München, die Verbindung erfolgt über ein exklusives VPN. Die Geräte sind über das Internet nicht zugänglich. Die Bedienterminals stehen in den Räumen von Caterva sowie in der Leitzentrale von N-Ergie, dem Nürnberger Versorger, mit dem Caterva derzeit zusammen arbeitet. Caterva hat die Software entwickelt, die erforderlich ist, um an den Auktionen für den Verkauf der Regelleistung teilnehmen zu können. Den täglichen und nächtlichen Betrieb überwacht N-Ergie.
Derzeit beschränken sich die Aktivitäten der jungen Firma auf das Versorgungsgebiet von N-Ergie. »Aktuell sind 25 Geräte im Betrieb, wir bauen zwei bis vier Geräte pro Woche zu«, erklärt Markus Brehler. Der nächste Schritt besteht darin, ein virtuelles 1-MW-Kraftwerk zu realisieren. »Dann können wir zeigen, dass die Idee ausgereift ist und dass das System sowohl technisch als auch wirtschaftlich funktioniert.«
Als Ziel über die nächsten zwei bis drei Jahre hat sich Caterva vorgegeben, mit weiteren Versorgungsunternehmen zusammen zu arbeiten und die Speicher über ganz Deutschland auszurollen, um eine Kapazität von 30 MW aufzubauen.
Die Anschubfinanzierung für Caterva hat Siemens geleistet, die Münchner sind auch Minderheitengesellschafter von Caterva. Die Mehrheit am Start-up hält das Management. Zudem fördert auch der Freistaat Bayern das Projekt.