Für die Verkehrswende und die damit einhergehende Reduzierung der Emissionen sind E-Lkw ein wichtiger Baustein. Wie die entsprechende Ladeinfrastruktur aussehen kann, erklären Mahinde Abeynaike von Ampermo und Frederik Süllwald vom Batteriespeicherhersteller Intilion im Gespräch mit Elektronik.
Elektronik: Intilion hat das Umschlagterminal in Neufahrn des Logistikdienstleisters der Deutschen Bahn DB Schenker mit Ladeinfrastruktur und Batteriespeichern ausgestattet. Was ist das Besondere an dem Projekt?
Frederik Süllwald: Das Terminal von DB Schenker in Neufahrn ist eines der mondernsten in Deutschland. Außerdem ist das Projekt mit Ladeinfrastruktur plus PV-Anlage und Batteriespeicher für E-Trucks in dieser Größenordnung bisher einzigartig in Deutschland. Ein zentrales Element des Ladeparks sind unsere elf Gewerbespeicher des Typs Scalebloc mit einer Kapazität von jeweils 73 kWh.
Mahinde Abeynaike: Und noch ein weiterer Aspekt macht das Projekt einmalig: Bei DB Schenker entstehen keinerlei Belastungen durch Kapitalaufwendungen oder Personalbindung, denn Ampermo agiert als Errichter, Investor und Betreiber der Anlage. Die Komplexität von Energiekonzepten stellt für viele Unternehmen eine enorme Herausforderung dar. Unsere Aufgabe ist es daher, das Gesamtsystem mit Photovoltaik, Ladeinfrastruktur und Batterie individuell auf die Bedarfe des jeweiligen Kunden auszulegen, zu errichten und dann zu betreiben. Bei der Realisierung greifen wir auf renommierte Partner zurück, wie im Fall von dem Projekt mit DB Schenker, bei dem die Batteriespeicher von Intilion zum Einsatz kommen.
Oft ist der Netzanschluss nicht für die hohe Leistung von Schnellladeinfrastruktur ausgelegt. Wie können hier Batteriespeicher unterstützen?
Süllwald: Unsere Batteriespeicher dienen als Netzanschlusserweiterung. Sie stellen bei Ladevorgängen die notwendige zusätzliche Energie bereit, sodass alle E-Trucks schnell und effizient geladen werden können. Zudem puffern sie Lastspitzen im Strombezug ab, wenn mehrere der Lkws an die Schnellladesäulen angeschlossen sind.
Welche wirtschaftlichen Vorteile bieten Batteriespeicherlösungen für Unternehmen wie DB Schenker?
Süllwald: Die Elektrifizierung des Güterverkehrs bringt die Herausforderung mit sich, dass die Leistung der Netzanschlusspunkte nicht ausreichend für Schnellladeinfrastruktur ist. Der Ausbau ist jedoch zeit- und kostenintensiv. Hier kommen Batteriespeicher ins Spiel: Sie federn Lastspitzen ab, ohne dass ein teures Upgrade des Netzanschlusspunktes notwendig ist. Und nicht nur das: Spitzenlasten, die zu hohen Strompreisen führen, werden durch die Energiespeicher abgefangen. Dies führt zu signifikanten Einsparungen bei den Energiekosten, da Unternehmen von niedrigeren Tarifen profitieren und Zahlungen für Spitzenlasten umgehen. Batteriespeicher können nicht nur Strom speichern und bei Bedarf abgeben, sondern auch als Teil eines virtuellen Kraftwerks dienen. Unternehmen können mit ihren Batteriespeichern am Regelenergiemarkt teilnehmen, indem sie überschüssige Energie ins Netz einspeisen oder Lasten verschieben. Dies bietet eine zusätzliche Einnahmequelle und verbessert die Rentabilität der Investition in Speichertechnologie.
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Ampermo hat die Anlage nicht nur errichtet, sondern fungiert auch als Eigentümer, Betreiber und Stromlieferant. Wie funktioniert dieses Konzept?
Abeynaike: Unsere Kunden zahlen eine monatliche Gebühr für die Nutzung von Batteriespeicher und Ladeinfrastruktur sowie für den Strom aus der Photovoltaikanlage. Der Strompreis liegt dabei unter den Tarifen für Strom aus dem Netz. Mehr noch: Das Investitionsbudget unserer Kunden bleibt unberührt. Auch benötigen die Unternehmen kein eigenes Personal für Projekt Management und Betreuung der Anlage. Da Ampermo Besitzer und Betreiber ist, versetzen wir unsere Kunden in die Lage, die innovativste Technik zu nutzen, ohne selbst zu investieren oder personelle Ressourcen aufwenden zu müssen. Hohe Qualität der Equipments und der Wartung sind garantiert – daran haben wir als langfristiger Eigentümer der Anlage auch selbst ein hohes Interesse.
Der Projektablauf ist klar strukturiert: Wir stimmen das technische Konzept auf die Energie- und Mobilitätsanforderungen unserer Kunden ab und berücksichtigen dabei alle relevanten standortspezifischen Faktoren. Wir übernehmen selbst das Projektmanagement und sorgen dafür, dass die Abstimmung zwischen den Gewerken während Planungs- und Bauphase optimal läuft. Wir kümmern uns um alle Formalitäten. Im Betrieb gewährleisten wir eine professionelle Betreuung der Anlage. Der Kunde erhält eine monatliche transparente Abrechnung und Zugang zu entsprechenden Monitoring Tools. Kurz: Mit diesem Own&Operate-Konzept machen wir Nachhaltigkeit also nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. So können Großunternehmen und mittelständische Betriebe leichter auf Nachhaltigkeit umstellen und die Energiewende aktiv vorantreiben.
Ampermo agiert also auch als Stromlieferant. Auf welche Weise können Sie dabei grünen Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten?
Abeynaike: Stromproduktion mit Photovoltaik ist bereits sehr günstig. Bei lokalem Verbrauch des Stroms vom Dach ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetztes müssen außerdem keine Netzentgelte und andere Abgaben entrichtet werden. Damit können wir Strom deutlich unter den Kosten für Strom aus der Steckdose anbieten. Was Batterien anbelangt, sehen wir die Weltmarktpreise seit Monaten massiv fallen. Diese Kostenreduzierung geben wir gern an unsere Kunden weiter.
Wie sehen Sie die Zukunft der E-Mobilität im Schwerlastverkehr? Welche Innovationen sind nötig, um den Wandel noch schneller voranzutreiben?
Süllwald: 1.000 Schnellladestationen reichen laut einer Studie des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung aus, um 91 Prozent des erwarteten E-Lkw-Fernverkehrs in Europa mit Strom zu versorgen. Voraussetzung ist aber, dass die Ladeparks über jeweils bis zu 20 Schnellladepunkte mit besonders starken Megawatt-Ladesystemen verfügen. In der Regel ist der Netzanschluss für solche Ladeleistungen nicht ausgelegt. Es wäre daher sinnvoll, in Ladeparkprojekte direkt erneuerbare Erzeugungsanlagen und Batteriespeicher einbeziehen, so wie Ampermo es in Neufahrn vorgemacht hat. Ohne Energiespeicher sind solche Projekte mit leistungsstarker Schnellladeinfrastruktur oft nicht wirtschaftlich und technisch realisierbar – besonders in Gebieten mit begrenzter Netzkapazität.
Abeynaike: Während das öffentliche Laden entlang der Autobahnen eine große Herausforderung für den Schwerlastverkehr darstellt, ist Elektrifizierung der Verteilverkehre in Kombination mit dem sogenannten Depot Charging relativ einfach umzusetzen. Hier geht es um die Auslieferung der Waren mit mittelgroßen Lkw und Lieferwagen ab den Umschlagzentren und das Laden der Batterien der Fahrzeuge auf den Grundstücken der Logistiker. Diese Fahrzeuge verlassen morgens den Logistikstandort und kehren abends zurück – öffentliches Laden ist hier in der Regel nicht notwendig. Hier setzt unsere Lösung an: Private oder halböffentliche Schnelladeinfrastruktur am Logistikzentrum, Batterien zur Überwindung kleiner Netzanschlüsse und PV – denn nur mit sauberem Strom im E-Lkw ist dieser auch nachhaltig.
Süllwald: Ich halte zudem die Ausschreibung für Lkw-Schnellladeinfrastruktur des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, der Autobahn GmbH des Bundes und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur für einen Schritt in die richtige Richtung. Jedoch sollten auch hier zusätzlich zum Ausbau der Netzanschlüsse an den vorgesehen Ladepunkten Batteriespeicher als zusätzliche Flexibilisierungsinstrumente integriert werden. Einen wichtigen Innovationsschritt sehe ich zudem im bidirektionalen Laden, bei dem die Energie nicht nur den E-Trucks zur Verfügung gestellt wird, sondern diese die Energie auch wieder abgeben, wenn sie nicht benötigt wird.
Herr Süllwald, Herr Abeynaike, vielen Dank für das Gespräch!
Frederik Süllwald
ist Head of Global Sales & Key Account Management bei Intilion.
Mahinde Abeynaike
ist Gründer und CEO von Ampermo.