Für die Energiewende

Großbatteriespeicher: Schlüssel zur Flexibilität im Stromnetz

15. Oktober 2024, 10:22 Uhr | dpa, nwe
Für den Batteriegroßspeicher Bollingstedt von Eco Stor werden 110kV Hochspannungstrafos angeliefert und auf die vorbereiteten Fundamente gesetzt. Der Speicher soll eine Leistung von 103,5 MW und eine Kapazität von 238 MWh haben. Einweihung soll im Mai oder Juni 2025 sein.
© ECO STOR GmbH/dpa

In Deutschland werden vermehrt Großbatteriespeicher gebaut, um Strom aus erneuerbaren Energien zwischenzulagern. Diese Speicher gewinnen an Bedeutung, da sie flexibel auf Schwankungen im Stromnetz reagieren und die Energiewende unterstützen.

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Mit der zunehmenden Abhängigkeit von Wind- und Sonnenenergie in Deutschland gewinnt die Speicherung von Strom immer mehr an Bedeutung. Großbatteriespeicher, die bisher kaum Beachtung fanden, spielen eine Schlüsselrolle, um überschüssigen Ökostrom zu speichern und bei Bedarf ins Netz zurückzuspeisen. Diese Anlagen können innerhalb von Sekunden reagieren und erreichen dabei Effizienzen von 80 bis 90 Prozent. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung lag im ersten Halbjahr 2024 bereits bei 65 Prozent.

Wachsender Markt für Batteriespeicher

Der Ausbau der Batteriespeicher in Deutschland schreitet voran. Unternehmen wie Eco Stor bauen derzeit große Speicher, unter anderem in Trossingen und Schleswig-Holstein, um die Speicherkapazität zu erhöhen. Eco Stor allein plant den Bau von über zwei Gigawattstunden (GWh) Speicherkapazität, was zu einer Verdopplung der bisherigen Kapazitäten führen könnte. Auch große Konzerne wie Volkswagen investieren in Speicherprojekte, die sich vor allem durch die gesunkenen Kosten für Lithium-Ionen-Batterien lohnen.

Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern

Batteriespeicher bieten nicht nur technologische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche Chancen. Betreiber können Strom günstig einkaufen, wenn die Preise niedrig sind, beispielsweise während sonnenreicher Mittagsstunden, und ihn zu höheren Preisen verkaufen, wenn die Nachfrage steigt. Zudem profitieren sie von steuerlichen Vorteilen, da für gespeicherten Strom keine zusätzlichen Netzentgelte oder Umlagen anfallen. Im Vergleich zu Pumpspeicherkraftwerken sind Batterien außerdem schneller gebaut und refinanziert.

Die Bundesnetzagentur und Experten sehen in Batteriespeichern eine Lösung, um kurzfristige Engpässe im Stromnetz zu überbrücken. Langfristig wird jedoch eine deutlich höhere Speicherkapazität benötigt: Laut Prognosen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE könnten bis 2045 bis zu 180 GWh an Speicherkapazität notwendig sein, um den Bedarf an einem Wintertag für einen halben Tag zu decken. Auch kleinere, dezentrale Speicher wie jene an Photovoltaikanlagen spielen hierbei eine Rolle.

Elektroautos als dezentrale Speicherlösung

Neben Großspeichern könnten auch Elektrofahrzeuge zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. Mit einer ausreichenden Anzahl an E-Autos ließe sich eine erhebliche Speicherkapazität schaffen, die flexibel genutzt werden könnte. Allerdings fehlen derzeit noch die technischen Voraussetzungen wie Smart-Meter, um diese Lösung im großen Stil umzusetzen.

Großbatteriespeicher bleiben vorerst eine wichtige Zwischenlösung, um die Energiewende voranzutreiben. Langfristig könnte eine stärkere Digitalisierung die Nutzung von flexiblen, dezentralen Speicherlösungen ermöglichen.

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