Das chinesische Unternehmen DKE Displays ist auf die Herstellung von E-Paper-Displays spezialisiert. Im Interview gibt CEO Zhou Aijun Einblick in die Strategie des Unternehmens und wie es sich gegen die drohende Verknappung im Display-Segment schützt.
Markt&Technik: DKE Displays bietet E-Paper-Displays (EPDs) speziell für Smart-Wearing- und Smart-Home-Anwendungen an. Welche Anforderungen stellt dieser Markt an die Displays und wo sehen Sie hier aktuell noch technische Hürden?
Zhou Aijun*: EPDs müssen zum Beispiel einen niedrigen Stromverbrauch haben sowie einen extrem hohen Kontrast und ein papiergleiches Erscheinungsbild aufweisen. Zurzeit sehen wir noch den eingeschränkten Temperaturbereich als eine der Haupthürden im Vergleich zu konventionellen LC-Displays. Aktuell bieten wir zwei Temperaturbereiche an: von –20 °C bis +10 °C und von 0 °C bis +50 °C. Viele potenzielle Anwendungen für EPDs fordern aber einen weiteren Temperaturbereich, deshalb haben wir noch einen langen Weg vor uns, um auch die Märkte Weiße Ware, Automobil und Industrie vollumfänglich zu erschließen.
Eine Besonderheit von EPDs ist Powerless Image-Retain, das heißt, sie verbrauchen bei statischem Inhalt keine Energie. Welche weiteren Vorteile sehen Sie in E-Paper-Displays?
Richtig, genau das ist auch der Hauptvorteil der EPDs: Der fehlende Energieverbrauch, auch wenn der statische Bildinhalt über Monate und Jahre mit nur leichten Kontrasteinbußen bestehen bleibt. Weitere Vorteile sind die sehr geringe Dicke und die Möglichkeit, flexible EPDs herzustellen.
Gegründet wurde DKE 2005, mittlerweile zählt das Unternehmen zu einer festen Größe im Bereich der E-Paper-Displays. Auf welche Technologien und Strategien setzen Sie für Ihren Unternehmenserfolg?
DKE hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Entwicklung von EPDs und knapp zehn Jahre Erfahrung in der Produktion. Darum sagen wir mit Stolz, einer der Pioniere im EPD-Markt zu sein. Wir fokussieren uns auf die klassischen Matrix- und Segmentdisplays mit Glas-, PCB, PET- und FPC-Backplanes. Strategisch sind die Matrixdisplays als Standarddisplays mit bis zu drei Farben im Fokus; die Segmentdisplays sind in der Regel voll kundenspezifisch.
Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen der deutsche Markt?
Deutschland ist für uns ein Schlüsselmarkt und sehr bedeutend. Wenn wir die deutschen Kunden von unserer Qualität und Zuverlässigkeit überzeugen, dann hat das einen sehr hohen Stellenwert. Durch die Innovationskraft des deutschen Mittelstandes und die Offenheit für neue Technologien sind wir mit einer doch noch recht neuen Technologie genau richtig. Dafür haben wir im letzten Jahr auch eine Vertriebsniederlassung in Deutschland eröffnet.
Trends wie E-Mobility, IoT und KI treiben die Nachfrage nach Displays nach oben. Spüren Sie auch im Bereich EPDs eine angespannte Liefersituation?
Absolut, IoT ist für uns der wichtigste Markt. Wir spüren, dass sich das Potenzial von EPDs in diesem Bereich noch deutlich weiter ausbreiten wird. Um der drohenden Verknappung entgegenzuwirken, hat DKE seit Anfang 2018 eine zweite Fabrik in Zhejiang bei Shanghai gebaut. Mit diesem Standort haben wir auch eine deutlich einfachere Lieferlogistik als unser Headquarter in Dalian. Das Headquarter bleibt aber weiterhin in Dalian. Bis Ende 2019 werden wir innerhalb eines Jahres unsere gesamte verfügbare Kapazität verdoppelt haben. Wir freuen uns, diese Fabrik demnächst auszulasten! (lacht)
Sie erwähnten vorhin die dreifarbigen E-Paper-Displays, die bereits auf dem Markt erhältlich sind. Wie ist DKE Displays produkttechnisch in dieser Hinsicht aufgestellt?
Wir produzieren schon heute einen Großteil der Displays in dreifarbiger Ausführung BWR (schwarz/weiß/rot) und BWY (schwarz/weiß/gelb). Da die Preisunterschiede zwischen zwei- und dreifarbigen Displays immer kleiner werden, erwarten wir, dass der BW-Anteil weiter sinken wird.
Sind auch mehr als drei Farben denkbar?
Ja, E Ink hat bereits einen Vier-Farben-Polymer für 2020 angekündigt. Zudem haben wir EPDs mit acht Farben entwickelt, die aus einer Kombination von E-Ink-Film und unserer Technologie bestehen. Details werden wir voraussichtlich im vierten Quartal 2019 bekannt geben.
Apropos E Ink: Für die Herstellung der EPDs arbeitet DKE Displays mit dem weltweit größten Hersteller von E-Paper-Displays zusammen. Wie kam diese Partnerschaft zustande und wie sieht die Zusammenarbeit aus?
Es ist sogar mehr als eine Partnerschaft, E Ink hat bei DKE investiert und ist somit Shareholder. Daraus resultiert sowohl eine strategische als auch eine langfristig ausgelegte Partnerschaft. Wir sind dadurch ganz nahe an E Ink und haben schnellen Zugriff auf Neuheiten und Innovationen.
Zum Beispiel? Welche Neuheiten haben Sie aktuell in der Pipeline?
Die nächste Innovation ist unser 32k-True-Color-E-Paper-Display, und wir arbeiten weiter daran, flexible Displays in allen Größen anzubieten.
*Zhou Aijun ist Mitbegründer von DKE Displays. Davor war er Senior General Manager von HP China. Seinen Abschluss machte er an der Dalian University of Technology in der chinesischen Provinz Liaoning.