Photokatalytische Beschichtung f. Zement

Verringert Photokatalyse die Schadstoffkonzentration in der Luft?

6. Juni 2016, 8:39 Uhr | Jörg Kleffmann, Hartmut Herrmann, Christian George
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Photokatalyse in Modellstraßenschlucht

Massenspektrometrie
Bild 3: Experimenteller Aufbau der Modellschluchten (links), schematische Darstellung von PTR-MS = Protonen-Transfer-Reaktions-Massenspektrometer (rechts).
© GDCh

Aufgrund des hohen Energiebedarfs durch zusätzliche UV-Beleuchtung, der geringen Schadstoffreduktion und der fehlenden natürlichen Reinigung der Oberflächen durch Regen ist es nicht empfehlenswert photokatalytische Oberflächen in Tunnel einzusetzen.

Photokatalyse in Modellstraßenschlucht

Auf einem Industriegelände in Italien wurden 2013 zwei parallele Modellschluchten (Aktiver und Referenzcanyon, Dimension 5 m × 5 m × 53 m) aufgebaut. Um identische Bedingungen in beiden Schluchten zu gewährleisten, wurde photokatalytisch aktiver Spritzmörtel auf Paneele vor den Gebäuden aufgebracht (Bild 3). Zunächst wurden die unbehandelten Modellschluchten auf Vergleichbarkeit überprüft, dann wurden die Oberflächen einer Schlucht mit Photokatalysator beschichtet. Neben gasförmigen Schadstoffen, wurde Konzentration und Zusammensetzung von schädlichen Partikeln untersucht.

Bild 4 zeigt die erhaltenen NOx- und UVA-Daten: Anfangs lagen günstige Bedingungen für die Photokatalyse vor, mit folgenden äußeren Bedingungen:

  • hohe maximale Strahlungsintensität (UVA bis 40 W·m–2)
  • geringe Windgeschwindigkeit in der Schlucht (<1 m·s–1)

Jedoch waren keine signifikanten Unterschiede der NOx-Konzentrationen in beiden Schluchten zu beobachten (Bild 4). Die Auftragung der NOx-Daten von Aktiv- und Referenzschlucht zeigte zwischen Tag und Nacht keinen Unterschied. Es wurde eine Obergrenze von 2 Prozent für den mittleren photokatalytischen NOx-Abbau ermittelt. Da in diesem Fall die Schadstoffbelastung relativ gering und die UV-Strahlung während der Kampagne hoch war, zeigten anschließende Labormessungen an den eingesetzten Oberflächen eine weiterhin hohe photokatalytische Aktivität. Modellrechnungen besagen, dass die geringe NOx-Reduktion auf die Transportlimitierung der Schadgase zu den aktiven Oberflächen zurückzuführen ist.

Ähnliche Ergebnisse wurden auch für anderen Schadstoffe erhalten, wie Obergrenzen von 5 Prozentr VOC; 3 Prozent für Ozon und 5 Prozent für Partikel – bezogen auf die Masse der Partikel.
Wie im Tunnel entstand auch in der Modellstraßenschlucht Formaldehyd. Je größer die Strahlungsintensität, desto mehr Formaldehyd bildet sich.

Geringer Beitrag zu sauberer Luft

Die geringen Schadstoffreduktionen waren für die VOC und Partikel aufgrund der geringeren Reaktivitäten zu erwarten. Bei den Stickoxiden erzielten andere Feldstudien teilweise deutlich höhere NOx-Reduktionen von 19 bis 80 Prozent [3–8].

Um diese widersprüchlichen Ergebnisse zu erklären, sind mehrere Faktoren zu betrachten [15]:

  • Geometrie der Versuchsanordnung: Das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (Saktiv/V) spielt bei heterogenen Reaktionen eine wichtige Rolle.
  • Messhöhe: Aufgrund der Gradienten, wie sie für den heterogenen Spurengasabbau bekannt sind [8], sind die geringen Messhöhen über den aktiven Oberflächen (teilweise nur wenigen Zentimeter [3]) nicht repräsentativ für die NO2-Reduktion. Die vorgeschriebene Messhöhe beträgt 3 m.
  • Datenauswahl: Die positiven Studien [3–8] haben nur Tagesmesswerte berücksichtigt, während andere Arbeiten [9–11] Tag-Nachtmittel heranzogen.
NOx-Konz und UVA-Int
Bild 4: NOx-Konzentration in aktiver Modellschlucht. Differenz-NOx-Konzentration beider Schluchten und Intenstität der UVA-Strahlung.
© GDCh

  1. Verringert Photokatalyse die Schadstoffkonzentration in der Luft?
  2. Photokatalyse in Modellstraßenschlucht
  3. Weitere Variablen die zu widersprüchlichen Messergebnissen führen

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