Mit Unterstützung der EU und dem Einsatz eigener Mittel stehen sie kurz vor der Serienreife dieses Lab-on-Chip-basierten Diagnose-Tools. Wie sehen die weiteren Schritte aus, werden Sie als Anbieter das System selbst auf den Markt bringen?
Wir bewegen uns derzeit im Pilot-Serien-Bereich. Um dieses System wirklich im Großserien-Maßstab auf den Markt zu bringen, fehlen uns die Kapazitäten und auch das Vertriebsnetz. Wir werden die Forschung hier an der BCA-Klinik vorantreiben, das ist unsere Stärke, die sich auch in der Patentierung unseres Verfahrens widerspiegelt, aber für die Vermarktung dieser Ergebnisse suchen wir Investoren. Wir befinden uns dazu derzeit in Verhandlungen sowohl mit medizintechnischen Unternehmen, Diagnostikanbietern und Pharmakonzernen - als auch mit klassischen Finanzinvestoren. Die Interessenten kommen dabei sowohl aus Europa und Nordamerika, als auch aus dem asiatischen Raum. Ich gehe davon aus, dass wir hier noch im Laufe dieses, Anfang nächsten Jahres zu einer Vereinbarung kommen werden.
Lab-on-Chip-Ansätze werden nun bereits seit eineinhalb Jahrzehnten verfolgt, ohne dass sich eine der Lösungen wirklich am Markt durchsetzen konnte. Worin sehen Sie nach Ihren bisherigen Erfahrungen die größten Hindernisse für den Markterfolg von Lab-on-Chip-Systemen?
Über den Erfolg entscheiden wird letztlich die Frage, welche Technik sich durchsetzt. Wenn es um die Vereinfachung der Diagnostik, speziell auch um eine Beschleunigung der Routine-Diagnostik geht, dürfte in Zukunft kein Weg am Lab-on-Chip, dem „Labor vor Ort“ vorbeiführen. Der Charme einer Lab-on-Chip-Lösung liegt ja auch darin, dass ich dieses System modular über verschieden bestückte Bio-Chips an die Erkennung verschiedenster Infektionskrankheiten anpassen kann. Bei Epidemien kann das ein unschlagbares Werkzeug sein.
Wie stellen sich die Krankenkassen zu technischen Neuerungen dieser Art? Wird das Potenzial im Hinblick auf Kostensenkungen im Bereich der Diagnostik und Therapie erkannt?
Es gibt Untersuchungen, die im Fall falsch diagnostizierter Borreliose-Erkrankter eine Leidensschleife von viereinhalb Jahren dokumentieren. Neben einer Reduzierung der reinen Diagnosekosten geht es für die Krankenkassen also auch darum Folgekosten durch falsche Diagnosen zu minimieren. Der Anreiz für Krankenkassen sollte also groß genug sein.