IHS Markit / Interview

»Optosensoren sind das nächste Big-Thing«

4. August 2017, 12:30 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

ToF-Sensoren - der nächste High-Flyer unter den Opto-Sensoren?

Zu einem neuen High-Flyer im Opto-Sensor-Bereich scheinen sich Time-of-Flight-Sensoren zu entwickeln. Was spricht für diese Sensoren?

Time-of-Flight, kurz ToF-Sensoren, sollen im Wesentlichen die Möglichkeit von Fehlbedienungen reduzieren. Wenn Sie Ihr Handy zum Ohr führen, um zu telefonieren, wird das Display abgeschaltet. Das übernehmen bislang zumeist IR-Proximity-Sensoren. In der Realität kann es aber vorkommen, dass es zu Fehlbedienungen kommt. Man nennt es „Schwarzes-Haar-Problem“. Wenn der Sensor das Display nicht zuverlässig ausschaltet, kann es beim Telefonieren zu ungewollten Bedienungen kommen. Mit ToF-Sensoren, die rein die Entfernung messen, wäre das ausgeschlossen.

In Zukunft könnten ToF-Sensoren als Autofokus-Lösung für Selfies dienen. Apple hat ToFs im Vorjahr bereits auf der Display-Seite eingesetzt, ihr neues iPhone in diesem Jahr wird wohl ein zweiter  ToF auf der Rückseite hinzukommen. Auch dort geht es um Autofokus. Man kann sich bei diesen Laser-Autofokus-Systemen dann aber auch noch mehr Anwendungen, etwa für 3D-Messungen, vorstellen. Auch andere Handyhersteller liebäugeln mit dem Einsatz von ToFs.

Das Schöne für die Sensorhersteller ist die Tatsache, dass es sich um einen relativ teuren Sensor handelt, der rund 1 Dollar kostet. IR-Proximity-Sensoren dagegen liegen bei etwa 20 US-Cent.

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Fingerabdrucksensoren setzen sich in Smartphones & Co. immer mehr durch.
© IHS Markit

Zu den optischen Sensoren zählen auch LIDAR-Systeme für den Automobilbereich. Wie schätzen Sie hier die Zukunftspotenziale ein?

Hier liegt die Betonung eindeutig auf Zukunft. Im Vorjahr wurden 1,8 Millionen LIDAR-Systeme verkauft, das Umsatzvolumen des Halbleiteranteils daran, also Emitter, Detector, Analog Frontend und Processing, lag weltweit bei rund 100 Millionen Dollar. Wir gehen aktuell davon aus, dass das wirklich dynamische Wachstum für diese Sensoren erst nach 2020 einsetzt. Nach unseren Einschätzungen wird das voraussichtlich erst ab 2024 ein Milliarden-Dollar-Markt, der dann aber schon 2026 auf 2 Milliarden Dollar zusteuern könnte.

In Asien gibt es mit dem „ChangHong H2“ ein Handy mit einem integrierten Chip-Spektrometer. Welchen praktischen Nutzen bietet diese Lösung, und wird sie sich am Markt durchsetzen?

In diesem konkreten Fall handelt es sich um einen Sensor von Consumer Physics. Aber auch andere Unternehmen, wie etwa ams, Analog Devices zusammen mit Consumer Physics oder auch SiWare, arbeiten an solchen Sensoren. Mit diesen Mini-Spektrometern lässt sich beispielsweise der Fettgehalt von Speisen, die Trinkqualität von Wasser oder, für Allergiker wichtig, die Frage klären, ob Speisen etwa Nussbestandteile, Milch oder Gluten enthalten. Entscheidend für ihren Markterfolg wird letztlich die Genauigkeit der gelieferten Ergebnisse und der daraus abgeleitet Nutzen für den Anwender sein.


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