MEMS-Drucksensoren

Langfristig Unsicherheit im Automotive-Segment

30. April 2021, 11:32 Uhr | Engelbert Hopf
Mit einem Umsatzwachstum von 16 Prozent stechen Medizintechnik-Applikationen im Corona-Jahr 2020 deutlich hervor. Mit einem jährlichen Wachstum von 4 Prozent steuert der MEMS-Drucksensormarkt bis 2026 auf ein Umsatzvolumen von 2,2 Milliarden Dollar zu.
© Yole Développement

Yole Développement erwartet bei einem durchschnittlichen Wachstum von 4 Prozent ein Anwachsen des MEMS-Drucksensor-Marktes bis 2026 auf 2,2 Milliarden Dollar. Langfristig, so die Marktforscher, könnte die Bedeutung des Automotive-Einsatzes sinken.

In den letzten Jahrzehnten war der Automotive-Bereich eines der wichtigsten Absatzsegmente für MEMS-Drucksensoren«, so Dimitrios Damianos, Technolgy & Market Analyst beim französischen Marktforschungsunternehmen Yole Développement. »Wir gehen jedoch davon aus, dass sich das im Laufe der nächsten zehn Jahre ändern wird, da der klassische Antriebsstrang der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zurückgehen wird.« Zwar könnten neue Applikationen im E-Mobility-Bereich, wie etwa Monitoring zum Thermal Runaway in Batterien für Elektrofahrzeuge, neue Wachstumssegmente erschließen, doch noch sei nicht einzuschätzen, in welcher Größenordnung diese neuen Anwendungen wegfallende Einsatzmöglichkeiten im klassischen Antriebsstrang volumen- und umsatzmäßig ersetzen könnten, so Damianos.

Im letzten Jahr, so die Marktforscher, gab das Umsatzvolumen des MEMS-Drucksensor-Marktes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie leicht nach auf 1,645 Milliarden Dollar. Im Jahr 2019 hatte das Umsatzvolumen 1,685 Milliarden Dollar betragen. Für das Jahr 2026 sagen die Analysten, getrieben von einem jährlichen Wachstum von 4 Prozent, ein Umsatzvolumen von 2,2 Milliarden Dollar voraus. Größtes Marktsegment wird dann der Automotive-Bereich mit einem Umsatzvolumen von 1 Milliarde Dollar sein. Auf Consumer-Electronic-Anwendungen entfällt ein Umsatzanteil von 500 Millionen Dollar. Für die Einsatzbereiche Industrie und Medizin erwarten die Marktforscher bis 2026 jährliche Wachstumsraten von 6,1 bzw. 4 Prozent.

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Jérôme Mouly, Yole Développement: »Vor allem der Einsatz als MEMS-Barometer und -Höhenmesser wird MEMS-Drucksensoren auch in Zukunft in Smartphones, Drohnen, E-Zigaretten und dem Consumer-Bereich der Weißen Ware konstante Zuwachsraten sichern.«
© Yole Développement
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Dimitrios Damianos, Yole Développement: »Auf Robert Bosch, TE Connectivity und Infineon Technologies entfällt derzeit etwa die Hälfte des MEMS-Drucksensoren-Geschäfts von 1,645 Milliarden Dollar.«
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Zwar gibt es eine Vielzahl physikalisch-technischer Möglichkeiten, Druck zu messen, doch speziell der Druckbereich unter 10 bar wird nach Angaben der Marktforscher inzwischen klar von MEMS dominiert. Drei Hersteller liegen am Markt vorn: Robert Bosch, TE Connectivity und Infineon Technologies. Auf sie entfällt nach Angaben von Damianos derzeit etwa die Hälfte des Umsatzes. Während Bosch eine starke Präsenz im Automotive- und im Consumer-Markt hat, ist Infineon vor allem im Automotive-Bereich aktiv. TE Connectivity ist in dieses Führungstrio in den letzten Jahren durch die Akquisitionen von SMI und First Sensor aufgestiegen und hat durch die Akquisitionen vor allem seine Stellung im Bereich der MEMS-Drucksensoren für Medizin- und Industrieanwendungen verbessert.

Während sich für die im Automotive-Segment tätigen Unternehmen langfristig die Frage stellt, wie sie auf den Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb reagieren, sieht Jérôme Mouly, Team Lead Analyst im Sensing & Actuating Team innerhalb der Photonics & Sensing Division bei Yole, im Konsumgüterbereich keinen Rückgang des Bedarfs an MEMS-Drucksensoren voraus: »Zurückzuführen ist das vor allem auf den Einsatz als MEMS-Barometer und -Höhenmesser in Smartphones, Drohnen, E-Zigaretten und Consumer-Geräten im Bereich der Weißen Ware.«

Dazu kommen neue Anwendungen wie 911-E-Calls in den USA und die Vorschrift, dass in den USA verkaufte Smartphones einen MEMS-Drucksensor zur genauen Höhenermittlung des Users benötigen, wie Mouly erläutert. Der massive Miniaturisierungstrend der letzten Jahre, so der Marktforscher, »hat verbunden mit dem immer geringeren Energiebedarf dafür gesorgt, dass MEMS-Drucksensoren inzwischen auch immer häufiger in medizinischen Applikationen wie Kathetern, Beatmungsgeräten oder auch invasiven Anwendungen zum Einsatz kommen«. 
 


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