Technische Assistenzsysteme bieten das Potential, sowohl hilfsbedürftige als auch pflegende Personen zu unterstützen und zu entlasten. Wie Sensoren, Roboter, Software und Hardware dabei helfen können, untersucht das Fraunhofer IPA.
Primäres Ziel bei der Unterstützung hilfsbedürftiger Personen ist es, deren Selbstständigkeit zu steigern und Abhängigkeiten von Dritten zu verringern bzw. zu vermeiden. Die Unterstützung pflegender Personen zielt insbesondere darauf ab, diese bei ihrer oftmals körperlich anstrengenden Arbeit zu entlasten. Der Einsatz technischer Assistenzsysteme soll dabei zum einen eine Reduktion der nicht-pflegerischen Arbeiten ermöglichen, so dass den Pflegekräften mehr Zeit für eigentliche Pflegetätigkeiten zur Verfügung steht. Zum anderen sollen die Assistenzsysteme eingesetzt werden, um Gesundheitsschäden zu vermeiden und somit die Arbeit in der Pflege attraktiver zu gestalten. Dabei sind sowohl professionelle Pflegekräfte im stationären und ambulanten Umfeld betroffen als auch nicht-professionelle Pfleger wie z.B. pflegende Angehörige. Das Fraunhofer IPA beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Konzeption und Entwicklung neuer Lösungen für diese Anwendungsfelder. Unter anderem werden dafür neue Sensoren und geeignete Auswerteroutinen entwickelt, die zur Situationserkennung oder Bewegungserfassung eingesetzt werden. Andere Erfahrungsbereiche umfassen die Entwicklung neuer Aktorsysteme wie z.B. Assistenzroboter zur Alltags- und Pflegeunterstützung oder Mobilitäts- und Manipulationshilfen.
Im neuen Pflegelabor des Fraunhofer IPA, das im April eingeweiht wurde, werden aktuelle Entwicklungen in diesem Anwendungsfeld zusammengefasst. Im Bereich »Handhabung« werden Assistenzroboterlösungen sowohl für den häuslichen als auch den stationären Bereich präsentiert: »Care-O-bot 3«, die Produktvision eines interaktiven Haushaltsassistenten, serviert Getränke und Snacks. Des Weiteren wird das Konzept eines teilautonomen Pflegewagens vorgestellt, der bedarfsgerecht automatisch Pflegeutensilien bereitstellen kann. Stürze zählen neben plötzlich auftretenden Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu den größten gesundheitlichen Risiken für ältere Menschen.
Im Bereich »Interaktion« wird ein automatisches Notfall- und Sturzerkennungssystem vorgestellt, das hier Unterstützung bieten kann. Erkennt das installierte Sensorsystem »sens@home« einen Sturz, wird automatisch ein Kontrollanruf aktiviert; oder der Serviceroboter »MobiNa« fährt zu der am Boden liegenden Person und stellt über seinen Bildschirm, die integrierten Lautsprecher und Mikrofone den Kontakt zur Notfallzentrale her. Ein weiteres Einsatzfeld betrifft das Bewegen von Personen im stationären Umfeld. Als mögliche Lösung wird das Konzept eines Personenlifters mit teilautomatischen Assistenzfunktionen präsentiert.
Der Bereich »Mobilität« beschäftigt sich u. a. mit Monitoringsystemen. Auf Basis ambienter Sensoren können beim Aktivitätsmonitoring Informationen zum Tagesablauf in der Wohnung erfasst und Unregelmäßigkeiten erkannt werden: Wann wurde der Herd an- bzw. ausgemacht? Geht die Person zu den gewohnten Zeiten ihrem Tagesrhythmus nach? Ein Bewegungsmonitoringsystem hilft dem Patienten, z. B. nach einer Knieoperation, seine Bewegungen über am Körper getragene Sensoren zu kontrollieren. Weitere Exponate sind ein mobiler Therapieroboter, mit dessen Hilfe ein Patient etwa nach einem Schlaganfall wieder gehen lernt, und ein pneumatisch angetriebener Rollstuhl. Mit seiner intuitiven Bedienung und reduziertem Gewicht ermöglicht er eine Fortbewegung ohne körperliche Anstrengung.