Wie beurteilen Sie das Marktpotenzial?
Die Medizintechnik ist eine von kleinen und mittleren Unternehmen geprägte Branche. Diese behaupten sich gegenüber einigen großen Playern wie Siemens, Philips, GE, Toshiba und Samsung. Wir befinden uns in einem Markt mit seit Jahrzehnten stabilem Wachstum, der sich meist im mittleren einstelligen Bereich bewegt. Aktuell liegt das Wachstum bei etwa 6 Prozent. Größere Wachstumschancen liegen im Ausland, daher ist der Exportanteil mit rund 70 Prozent hoch. In Ländern wie China oder in Südamerika herrschen ganz andere Krankheitsbilder vor, zudem gibt es sehr hohe Bevölkerungszahlen. Dort können sich Unternehmen auch mit Nischenprodukten gut platzieren. Selbst ein kleiner Marktanteil übersetzt sich in große Patientenzahlen und gutes Umsatzpotenzial.
Die BMT wird langfristig ein Wachstumsmarkt bleiben, auch hierzulande. Dazu tragen Faktoren wie die demografische Entwicklung bei. Hinzu kommt, dass die Menschen mehr über ihre Gesundheit nachdenken und eher bereit sind, dafür zu investieren – zum Beispiel in Fitness-Wearables oder auch häufigere Vorsorge. Der technische Fortschritt führt gleichzeitig dazu, dass heute mehr Krankheiten entdeckt und dann auch behandelt werden. Außerdem kommen immer ausgereiftere minimalinvasive OP-Techniken zum Einsatz. Das bedeutet, dass mehr Risiko-Patienten heute behandelt werden können – darunter zum Beispiel auch Kleinkinder. Damit wächst der Patientenkreis.
Was sind aus Ihrer Sicht aktuell besonders wichtige Themen in der BMT?
In der BMT geht es um Hightech-Produkte mit teilweise enorm großem Funktionsumfang. Diese müssen sich jedoch möglichst einfach und sicher bedienen lassen. Daher ist das Thema Usability ganz groß: Wie kann man die Bedienung trotz hoher Funktionalität so einfach und sicher wie möglich gestalten? Gerade wenn Produkte zum Beispiel im Operationsaal unter enormen Zeit- und Leistungsdruck bedient werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist die schnelle Auswertung sehr großer, heterogener Datensätze, Stichwort Big Data. Und auch die Frage, wie man große Datenmengen sicher und schnell übertragen kann. Das ist zum Beispiel in der Telemedizin oder bei der Vernetzung von Geräten innerhalb von Krankenhäusern eine große Herausforderung.
Nun sorgen Sie für Fachkräftenachwuchs am HAW in Landshut. Warum?
Ich habe die Chance erhalten, den Studiengang Biomedizinische Technik mitzugestalten, meine Expertise einzubringen. Eingerichtet haben wir ihn 2012. Im März diesen Jahres sind die ersten Bachelor-Absolventen fertig geworden. Mit ihrem BMT-Bachelor können sie nun einen Master in Elektrotechnik hinzufügen. Dazu werden die Inhalte in der Elektrotechnik um einige BMT-Themen erweitert. Wir haben das bewusst so ausgerichtet, da wir die BMT-Ausbildung an unserer Hochschule von Beginn an sehr technisch halten wollen. Nur dann können BMT-Bachelor-Absolventen direkt in den Elektrotechnik-Master einsteigen. Hier in Landshut ist die Elektrotechnik stark verankert, das ist eines unserer Differenzierungsmerkmale gegenüber anderen Hochschulen.