Künstliche Intelligenz in der Medizin

Ärzte plädieren für verantwortlichen KI-Einsatz

23. Oktober 2023, 11:01 Uhr | dpa (uh)
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Menschlicher Kontakt ist zum Behandeln von Patienten unverzichtbar. Für Forschungsinstitute, Kliniken und Praxen aber bergen neue KI-Anwendungen viel hilfreiches Potenzial. Was können sie bringen?

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»Ärztliche Kunst und Künstliche Intelligenz sind für uns keine Gegensätze, ganz im Gegenteil«, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt bei einer Diskussionsveranstaltung der Bundesärztekammer am Donnerstag in Berlin. Die neuen Technologien hätten das Potenzial, die Patientenbehandlung zu revolutionieren.

Die Ärzteschaft sieht demnach große neue Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz in der Gesundheitsversorgung, mahnt aber auch einen verantwortlichen Einsatz an. Bei aller Euphorie über das technisch Machbare dürfe man ethische Dimensionen nicht aus dem Blick verlieren. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hob hervor, dass «die Kombination Mensch und Maschine» besser sei als «Maschine allein oder Mensch allein».

KI erobert Medizin in allen Bereichen

Lauterbach sagte, es handele sich um eine sehr schnelle Entwicklung, wie man neue Gelegenheiten nutzen könne, um eine bessere Medizin zu erreichen. Als Beispiele für KI-Anwendungen nannte er unter anderem Forschungsverfahren zu Proteinen im Körper, aus denen genetische Informationen zur Entwicklung von Arzneimitteln zu gewinnen seien. Genutzt werden könnten KI-Systeme auch, um Ergebnisse von Computertomographien (CT) zu interpretieren. Große Sprachmodelle könnten Daten so aufarbeiten, dass sie daraus Vorschläge etwa für Patientenüberweisungen oder Medikamente ableiten können.

Reinhardt sagte der Deutschen Presse-Agentur, auch Chirurgen würden zunehmend von KI-gesteuerten Systemen unterstützt, die präzisere und schonendere Eingriffe ermöglichten. In Zukunft könnten solche Systeme in vielen weiteren Versorgungsbereichen an Bedeutung gewinnen. Sie könnten noch passgenauere Therapien auf Basis von Gesundheitsdaten ermöglichen, Patienten zu Hause medizinisch überwachen und Daten in Echtzeit analysieren. Künstliche Intelligenz könne Praxen außerdem bei Routineaufgaben wie Dokumentation, Abrechnung und Terminplanung unterstützen, erläuterte Reinhardt. »Damit bleibt Medizinern mehr Zeit für den direkten Patientenkontakt.«

Mehr Zeit für Menschen

Der Ärztepräsident betonte zugleich: »Die Nutzung von KI-Technologien erfordert eine sorgfältige Abwägung insbesondere von Datenschutz, Sicherheit und Verantwortlichkeit.« Sicherzustellen sei, dass der Schutz der Privatsphäre stets gewährleistet sei. Automatisierten Systemen zu Grunde liegende Entscheidungsalgorithmen müssten zudem transparent und ethisch bewertet sein. »Die Anwendung moderner KI-Systeme darf die menschliche, individuelle, persönliche Zuwendung nicht ersetzen. Wir müssen klare Leitlinien für den verantwortungsvollen Einsatz dieser Technologien formulieren.«


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