Digitalisierung kann Leben retten – ob durch medizinische Tracker und Sensoren, KI-Unterstützung bei der Diagnostik oder bessere Forschung dank anonymisierter Daten. Krankenhäuser brauchen eine langfristige Strategie für den digitalen Wandel und die personalisierte Versorgung.
Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach hat 2023 seine Strategie für die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorgestellt. Kernpunkte sind die elektronische Patientenakte (ePA), die nun automatisch für alle Patienten kommen soll, E-Rezepte als verbindlicher Standard sowie die bessere Datennutzung in der Forschung.
Werden diese Vorhaben tatsächlich so umgesetzt wie aktuell geplant, könnte Deutschland bei der digitalen Transformation seines Gesundheitswesens einen wichtigen Schritt nach vorn machen. Doch kommt es bei der digitalen Transformation nicht allein darauf an, dass neue Lösungen umgesetzt und im Klinikalltag zum Tragen kommen. Vor allem muss das Fundament dieser Digitalisierung stimmen.
Dazu zählt in erster Linie die zugrundeliegende IT-Architektur. Dabei stehen Krankenhäusern drei Optionen offen: eine reine On-Premises-Landschaft, eine oder mehrere Cloud-Umgebungen - oder eine Kombination aus beidem, die hybride Architektur.
Für welches Set-up Krankenhäuser sich entscheiden, wird von verschiedenen Faktoren abhängen – etwa Datenschutz und Datenhoheit, Zuverlässigkeit der Systeme, anfallende Kosten. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist aber auch die Innovations- und Zukunftsfähigkeit der IT-Architektur. In der Praxis ist es in den meisten Fällen daher die hybride IT-Architektur, mit der Entscheider und IT-Teams sich beschäftigen müssen.
Viele neue Technologien profitieren von einer robusten Cloud-Architektur, wie sie gerade in Krankenhäusern zum Einsatz kommen könnten. Ob es sich dabei um Sensoren handelt, die den Gesundheitszustand von Patienten oder Arbeit und Standort medizinischer Geräte überwachen, Videoplattformen für Telemedizin oder Portale, auf denen Patienten und Ärzte Informationen einsehen können – all dies erfordert, dass unterschiedliche Daten aus unterschiedlichen Quellen gesammelt, zusammengeführt und verarbeitet werden müssen und den Mitarbeitenden jederzeit und überall zur Verfügung stehen.
Dementsprechend sollten Krankenhaus- und IT-Verantwortliche im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie prüfen, wie und an welcher Stelle eine Cloud-Plattform sinnvoll ist. Ziel muss es sein, moderne Technologien schnell und einfach in das bestehende System zu integrieren - es entsteht der o.g. hybride Ansatz. Dabei kommt es entscheidend darauf an, mit einer leistungsfähigen Integrationsplattform die Komplexität im Griff zu behalten und eine flexible Anpassung der Architektur während der Digitalisierungs-Reise zu ermöglichen.
Ein weiterer Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die Sicherheit. Das gilt speziell für das Gesundheitswesen, in dem besonders sensible Daten gespeichert und gehandhabt werden. Mit dem IT-Sicherheitsgesetz werden Krankenhäuser als Betreiber kritischer Infrastrukturen zudem dazu verpflichtet, geeignete Maßnahmen gegen Cyber-Angriffe und zur Überwachung der IT-Sicherheit zu implementieren.
In den letzten Jahren ist mit dem Zero-Trust-Ansatz ein Modell auf dem Vormarsch, das ein Höchstmaß an Sicherheit ermöglicht, ohne etwa die Mitarbeitenden in ihrer Arbeit übermäßig einzuschränken. Im Gegenteil: Die Umsetzung von Zero Trust Sicherheitslösungen bietet für die Anwender auch Vorteile: So wird gleichzeitig die Komplexität reduziert, wenn mit der Implementierung von Zero Trust Lösungen das Anmeldeverfahren vereinfacht wird (Stichwort »Single Sign On«).
Bei Zero Trust gilt das Prinzip »Never trust, always verify«. Gemeint ist damit, dass keinem Nutzer, keinem Endgerät, keiner Anwendung aus Prinzip vertraut wird, sondern der Zugriff auf Basis des Kontextes in Form von Nutzeridentität und -verhalten, Standort, Status des Geräts, Zeitpunkt und anderen Faktoren überprüft und gestattet wird. Ein Vorteil ist dabei, dass dieser Prozess im Hintergrund abläuft und die Nutzererfahrung für die Mitarbeitenden dadurch nicht eingeschränkt wird.
Moderne Workspace Lösungen integrieren dabei alle Anwendungen in ein einheitliches Zugriffsportal, ganz unabhängig davon, ob das Programm aus dem Rechenzentrum, aus der Cloud oder von einem externen Anbieter bereitgestellt wird. So wird die Nutzung im täglichen Betrieb für Anwender vereinfacht, egal ob sie gerade einen Stations-PC, ein Tablet auf Visite oder den Laptop von unterwegs nutzen.
Sind diese beiden Punkte – IT-Architektur und Sicherheit – geklärt, können Krankenhäuser sich im nächsten Schritt damit beschäftigen, welche neuen Technologien sie implementieren wollen. Dabei sollten sie vor allem darauf achten, wie diese ihre Mitarbeitenden entlasten können. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie steht das medizinische Personal hierzulande unter großem Druck, was die Burnout-Gefahr erhöht. Daher sollte es eine Priorität sein, ihnen aufwendige Routineaufgaben mithilfe von Technologie abzunehmen oder zumindest zu vereinfachen und zu beschleunigen. Ansätze hierzu gibt es inzwischen einige, von Pflegerobotern über Spracherkennung bis hin zur KI-gestützten Diagnostik. Und auch die Patienten profitieren hiervon, da ihr medizinisches Personal Zeit für ihre Versorgung gewinnt.
Daher sollten Krankenhausverantwortliche die digitale Transformation nun mit hoher Geschwindigkeit, Gestaltungswillen und Weitblick angehen – zum Wohle von Mitarbeitenden und Patienten. Mit Augenmerk auf möglichst integrative Lösungen ist die nötige Flexibilität gewahrt, Komplexität und Kosten bleiben unter Kontrolle. (uh)