Das Missing Link für IoT

Low-Power-WAN - welche Technik wird das Rennen machen?

1. April 2016, 11:44 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Welches Geschäftsmodell soll es denn sein?

Digimondo Grafik
Vergleich existierender Netzwerke mit dem neuen Low Power Wide Area Network (LPWAN) Grafik: Digimondo
© Digimondo

Worin sich beide Firmen hauptsächlich unterscheiden, ist das Geschäftsmodell: SigFox wendet sich einerseits an große Netzwerkbetreiber weltweit. Wenn sie die Technik von SigFox einsetzen, bekommt das Unternehmen von den Kunden Nutzungsgebühren, die sich pro Endgerät in Abhängigkeit von Stückzahl und Messages pro Tag im Bereich von 1 bis 10 Euro pro Jahr bewegen. In Frankreich und den USA installiert SigFox aber auch selber die Netze und betreibt sie. Die Nutzer von SigFox müssen also keine HF- und Netzwerkexperten sein, um in den Genuss der Vorzüge von LPWAN zu kommen. Sie müssen auch nicht in teure Infrastruktur und Netzwerk-Equipment investieren. Vorausgesetzt, sie befinden sich in einem Gebiet, das SigFox bereits mit der eigenen Infrastruktur abdeckt, können sie ihre Sensorknoten mit den SigFox-Funkmodulen ausstatten. Sowohl für die dazu erforderlichen ICs (STMicroelectronics, Atmel, TI) wie für die Module gibt es zahlreiche Hersteller. Diese Geräte liefern ihre Daten an die Basisstationen, die sie an die Server von SigFox weiterleiten. Dort werden die Daten bearbeitet, und die Kunden bekommen die Ergebnisse geliefert und können sie auf ihren Endgeräten visualisieren. SigFox managt die Daten also in der eigenen Cloud.

Derzeit hat das Unternehmen Frankreich weitgehend abgedeckt, jetzt folgt Deutschland als 14. Land (siehe Artikel auf S. 42). Außerdem baut SigFox die eigene Infrastruktur in amerikanischen Städten wie Atlanta, Austin, Boston, Chicago, Dallas, Houston, Los Angeles, New York, San Francisco und natürlich San Jose im Silicon Valley auf. Immerhin ist es der Firma gelungen, hunderte Millionen Dollar aufzutreiben, um die ehrgeizigen Expansionspläne finanzieren zu können.

Semtech beschreitet dagegen einen anderen Weg. Über den Kauf der französischen Cycleo SAS hatten sich die Amerikaner Zugang zur LoRa-Technik verschafft und im April 2015 die LoRa Alliance ins Leben gerufen, die die Standardisierung weiter vorantreiben soll. Semtech lizenziert LoRa an Chiphersteller - Microchip und ST gehören derzeit dazu -, und in der Zwischenzeit sind zahlreiche Modulhersteller, Softwarefirmen und Netzbetreiber Mitglied der LoRa-Alliance - laut Hardy Schmidbauer, Director of Wireless Products der Wireless, Sensing & Timing Product Group von Semtech, eine der am schnellsten wachsenden IoT-Organisationen weltweit. Derzeit habe die Allianz rund 230 Mitglieder.

Die Lora Alliance will mit der LoRa-Funktechnik und dem LoRaWAN-MAC-Protokoll anderen Firmen die Möglichkeit geben, eigene LoRa-Verbindungen aufzubauen oder selber zu Netzanbietern zu werden. Ein Beispiel für eine solche Firma ist Digimondo (siehe dazu das Interview mit Marcus Walena, CEO von Digimondo auf S. 38). Auch Semtech bzw. die LoRa-Alliance sind bereits weltweit aktiv, um möglichst schnell viele Endpunkte in das System einzubinden. So will Orange in diesem Jahr ein Netz für Smart-City-Infrastrukturen auf Basis der LoRa-Technik in Frankreich aufbauen. In Russland sind in großen Städten wie Moskau und St. Petersburg Aktivitäten im Gange, und Bouygues Telecom baut in Frankreich zusammen mit Sagemcom ein Netz auf, dass Millionen von Sensorkoten in ländlichen und städtischen Gebieten in Frankreich bis Mitte 2016 einbinden soll. In den USA arbeitet Network-as-a-Service-Provider Senet mit Semtech zusammen. Auf dem Mobile World Congress hatte die französische Firma PicoWAN, eine Tochter von Archos, verkündet, ein IoT-Netz auf Basis von LoRa aufbauen zu wollen. Dabei handelt es sich um ein kollaboratives Mitmach-Netz, an dessen viraler Ausbreitung jeder einzelne Nutzer beteiligt ist, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung erklärte.

Während besonders LoRa und SigFox heftig nach außen trommeln, sind auch andere Start-up-Firmen aktiv. Ingenu (ursprünglich unter dem Namen Ramp-up gegründet) will auf Basis ihrer Random-Phase-Multiple-Access-Technik (RPMA) private Netze aufbauen.

Dazu hat das Unternehmen eigene ASICs entwickelt, die in Foundries gefertigt werden. Bis Ende dieses Jahr will Ingenu rund 600 Sendetürme in den USA bauen, um rund 70 Prozent der Fläche abdecken zu können. Das Unternehmen baut nach eigenen Angaben derzeit Netze in Australien, China, Neuseeland, den Philippinen, Südafrika, Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten und weiteren Ländern auf. Pläne für Europa bestehen derzeit allerdings nicht.

Ein heißes Thema auf der embedded world...
 
Nicht zuletzt diese Aktivitäten dürften nun auch die anderen großen Telekommunikationsfirmen dazu ermuntert haben, die eigenen Aktivitäten auf dem LPWAN-Gebiet mit neuem Elan voranzutreiben. So war die Deutsche Telekom nicht nur in Barcelona unübersehbar vertreten, sondern auch mit einem vergleichsweise bescheidenen Stand auf der embedded world in Nürnberg. Thema war auch hier LPWAN, wobei die Telekom auf NB-IoT setzt, wie Dr. Alexander Lautz, Senior VP M2M der Telekom, im Interview mit Markt&Technik erläutert (s. S. 46).

... und zeitgleich auf dem Mobile World Congress
 
Auf dem Mobile World Congress trommelte die GSMA für die LPWAN-Techniken, auf die die Telekommunikationsunternehmen setzen, und warb mit den weltweit ersten LPWAN-Live-Demonstrationen im lizenzierten Spektrum. "Wir freuen uns, dass die Industrie jetzt darauf hinarbeitet, so schnell wie möglich kommerzielle Systeme zur Verfügung zu stellen", sagt Alex Sinclair, CTO der GSMA.


  1. Low-Power-WAN - welche Technik wird das Rennen machen?
  2. Welches Geschäftsmodell soll es denn sein?
  3. Pläne für die Zukunft

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