Welche beruflichen Möglichkeiten haben promovierte Elektroingenieure?

Was der Dr.-Ing. wirklich bringt

26. Juli 2012, 12:23 Uhr | *Michael Schanz, VDE
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Dissertation nebenberuflich?

Neben den oben erwähnten Assistenzpromotionen an Universitäten bieten auch Unternehmen die Möglichkeit, ein Dissertationsthema zu bearbeiten. Es sei aber erwähnt, dass allein die Universitäten das Promotionsrecht besitzen und man daher im Unternehmen nicht promoviert werden kann. Daher müssen sich Kandidaten, die ihre Dissertation in einem Unternehmen bearbeiten wollen, bereits im Vorfeld einen betreuenden Universitätsprofessor suchen, der Interesse am Promotionsthema hat und der letztlich bereit ist die wissenschaftliche Verantwortung zu tragen.

Da eine Dissertation eine zu publizierende wissenschaftliche Arbeit ist, müssen die entsprechenden Ergebnisse auch veröffentlicht werden dürfen. In Unternehmen sind solche Veröffentlichungen aus Wettbewerbsgründen jedoch nicht immer uneingeschränkt möglich. Hier sollten daher vor Beginn des Promotionsvorhabens Vereinbarungen getroffen werden, die trotzdem die wissenschaftliche Publikation von Ergebnissen zumindest in bestimmtem, für eine Promotion ausreichendem  Umfang ermöglichen. Die Vergütung einer Industriepromotion bewegt sich üblicherweise im Rahmen von Stipendien. Man sollte bei einer solchen externen Promotion weiterhin bedenken, dass die Freizeit erheblich schrumpft, was auch die sozialen Kontakte betrifft.

In jüngster Zeit wird immer häufiger auch von Doktorandenschulen, Graduiertenschulen oder Graduiertenkollegs gesprochen. Was steckt dahinter?

Da Doktoranden als wissenschaftliche Mitarbeiter oder Assistenten im Rahmen einer sogenannten Assistenzpromotion neben ihrer Forschungsarbeit auch andere Aufgaben in Forschung und Lehre wahrnehmen, dauert die Promotion in den Ingenieurwissenschaften oft vier bis fünf Jahre. Um Möglichkeiten für eine kürzere Promotion zu schaffen,  aber dennoch zusätzliche Qualifikationen zu vermitteln, wurden in einigen Hochschulen Graduierten- oder Doktorandenschulen  eingerichtet. Diese sind allerdings keine Schulen im herkömmlichen Sinne. Auch hier steht die eigenständige wissenschaftliche Forschung im Mittelpunkt. Oft spricht man von „strukturierter Promotion“, weil ergänzend zur wissenschaftlichen Arbeit Lehrveranstaltungen für die Entwicklung außerfachlicher Fähigkeiten sowie für bestimmte fachliche Aspekte angeboten werden (z. B. spezielle Vortragsveranstaltungen oder Literaturclubs für die Diskussion neuester Forschungsergebnisse aus dem Fachgebiet).

Promotion mit Fachhochschul-Abschluss an einer Universität?

Diesen Vorteilen steht allerdings gegenüber, dass die Doktoranden in Graduiertenschulen gegenüber denen in einer Assistenzpromotion oft weniger Erfahrungen in der Lehre oder im Projektmanagement sammeln. Über Vor- und Nachteile von Graduiertenschulen im Ingenieurbereich wird derzeit kontrovers diskutiert. 
Grundsätzlich können auch Master-Absolventen von Fachhochschulen an Universitäten promoviert werden. Die bereits genannten Voraussetzungen sind dabei genauso zu erfüllen wie von Universitätsabsolventen. Näheres erfahren Promotionswillige in den Promotionsordnungen der Universitäten. Wie bei allen Bewerbern um Assistenzpromotionen oder Promotionsstipendien obliegt die Entscheidung letztlich beim verantwortlichen Universitätsprofessor, welche Kandidaten dieser für eine Promotion als geeignet und ausreichend qualifiziert ansieht.

Mittlerweile gibt es an manchen Hochschulen das Modell der kooperativen Promotion, in der auch ein Professor der Fachhochschule an der Betreuung der Kandidaten mit Fachhochschul-Abschluss mit wirkt. Hier können die Ansprechpartner an den Fachhochschulen Auskunft geben, ob dies möglich ist und welche Universitäten ggf. als Kooperationspartner in Frage kommen.

Letztlich sollten sich Interessierte über die eigenen Stärken und Schwächen im Klaren sein und es wird dabei empfohlen, sich möglichst frühzeitig an der eigenen Hochschule und auch an der betreffenden Universität zu informieren und beraten zu lassen. Auch bieten entsprechende Internetforen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch.


  1. Was der Dr.-Ing. wirklich bringt
  2. Welche Voraussetzungen sollte man für eine Promotion mitbringen?
  3. Welche Belastungen entstehen?
  4. Welche beruflichen Möglichkeiten haben promovierte Elektroingenieure?
  5. Welche Rolle spielt der Dr.-Ing. für die Führungskarriere in Technik-Unternehmen?
  6. Dissertation nebenberuflich?
  7. Was ist noch gut zu wissen?

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Academics