"Der Anteil junger Menschen mit MINT-Qualifikation ist in den letzten Jahren sogar gesunken – damit kann bis 2020 noch nicht einmal der demographische Ersatzbedarf gedeckt werden", warnte Prof. Michael Hüther, Direktor des IW Köln bei der Vorstellung des MINT-Frühjahrsreports im Mai in Berlin.
Gerade die älteren beruflich qualifizierten MINT-Kräfte hätten "in hohem Maße zur Fachkräftesicherung beigetragen", so Prof. Hüther. Von 2005 bis 2011 sei die Erwerbstätigkeit der über 63-jährigen hier - ohne Selbstständige und Beamte- um 80.000 auf 192.000 gestiegen. Die Einführung der Rente mit 63 sei somit ein Irrweg und werde den Fachkräftemangel im Bereich der beruflich Qualifizierten weiter verschärfen, warnen die Forscher.
Fehlen in einem Heer von Häuptlingen künftig die Indianer, angesichts des drohenden Mangels im mittleren Qualifikationsbereich? "Uns bricht der Sockel in den Unternehmen weg", bestätigt Thomas Sattelberger, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. und der Bildungsinitiative "MINT Zukunft schaffen". Er warnt vor einer "tickenden Zeitbombe" bei den beruflich Qualifizierten im MINT-Bereich: Heerscharen von Akademikern mit mehrfach Hochschulabschluss, die keine adäquate Position fänden und "am Ende im Callcenter versauern, während am Fließband keiner mehr mit genug Grips steht um eine Schraube grade rein zu drehen. Und sowas nur, weil wir seit Jahren jungen Leuten - die eben gute Werker oder Sachbearbeiter wären - einhämmern, dass es besser ist ein schlechter Akademiker zu sein als ein super Arbeiter."
Die Ursachen sieht Sattelberger in einer "blinden Bildungspolitik", die Akademisierungsquoten als Maß aller Dinge sehe, "hörigen Hochschulen, die jeden Trend und Spezialwunsch von Unternehmen in einen Nischenmaster umsetzten und Unternehmen, die schlicht zu faul seien, breit qualifizierte Kräfte einzustellen und dann intern zu den benötigten Spezialisten auszubilden".