Schwerpunkte
22. Juni 2020, 09:22 Uhr | Nicolas Vermersch, 3C Career Consulting Company
Gast-Autor Nicolas Vermersch, Geschäftsführer der Personalberatung 3C.
Das Home-Office wird ein Verhandlungselement in den Umstrukturierungsplänen der Unternehmen sein, die bis Ende des Jahres auf den Weg gebracht werden sollen. Nicolas Vermersch, 3C Career Consulting Company zieht eine Zwischenbilanz.
Die Quarantänisierung der Hälfte der Weltbevölkerung während der Covid-19 Pandemie gab dem Home-Office Auftrieb. Eine große Mehrheit der Führungskräfte war gezwungen kurzfristig auf Büroschliessungen zu reagieren, selbst diejenigen, die das Home-Office vor einigen Monaten noch verteufelten. In weiten Teilen der Dienstleistungsbranche (Beratungsfirmen, Ingenieursdienstleistung, Software-Hersteller usw.) hat man erkannt, dass fast hundert Prozent der Tätigkeiten im Home-Office erbracht werden können. Einige Großkonzerne (allen voran PSA in Frankreich) haben bereits beschlossen, dass Home-Office der neue organisatorische Standard und dass "face-to-face" die Ausnahme sein wird.
Ist dieser Trend unumkehrbar? Diese Frage muss jetzt gestellt und nach Antworten gesucht werden.
Während der Zeit der Quarantäne hat sich das Home-Office als etwas Selbstverständliches aufgedrängt. Viele Beschäftigte erkannten, manchmal vielleicht nach einigen Tagen mit Anpassungsschwierigkeiten, dass die Leistungserbringung von zu Hause letztlich die beste Lösung war, um die vollständige Schließung von Unternehmen zu verhindern und so die sozialen und wirtschaftlichen Risiken zumindest teilweise zu reduzieren.
Inzwischen beginnt sich eine vorläufige Bilanz abzuzeichnen, und jeder zieht aus seinem Blickwinkel erste Schlussfolgerungen.
Die Mitarbeiter sind geteilter Ansicht. Eeinige haben diese neue Lebensweise angenommen und bringen je nachdem unterschiedliche Argumente dafür vor:
Andere hingegen haben eine sehr schlechte Erfahrung mit diesem erzwungenen Leben zu Hause gemacht und weisen auf die vielen Nachteile hin:
Unter den Führungskräften gibt es auch Unterstützer und Gegner. Wer positiv eingestellt ist, bringt vor:
Die Kritiker weisen darauf hin:
Die Arbeitnehmerorganisationen sind besonders wachsam. Sie alle weisen darauf hin, dass das Home-Office nicht improvisiert werden darf, dass es von den Sozialpartnern ausgehandelt und in Betriebsvereinbarungen organisiert werden sollte, wie es mancherorts schon vorher der Fall war.
Wenn das Home-Office zur neuen Norm werden sollte, wie es manche Gruppen postulieren, müssen alle Vereinbarungen über die Organisation des Arbeitslebens und der Arbeitszeit neu verhandelt werden, was das Arbeitsrecht durcheinanderbringen wird.
Alle diese Gesichtspunkte sind stichhaltig. Sie sind nur die ersten Lehren, die in der jüngsten Vergangenheit gezogen wurden. Die Überlegungen müssen vertieft werden, und in den kommenden Monaten wird es eine Fülle von Ideen zu diesem Thema geben.
Die Verhandlungen werden in großen und kleinen Unternehmen vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise beginnen, die kurzfristig die meisten Unternehmen und langfristig einige Sektoren wie die Luftfahrt, Fluggesellschaften, das Hotel- und Gaststättengewerbe und einen Teil des Handels treffen wird. Das Home-Office wird ein Verhandlungselement in den Umstrukturierungsplänen der Unternehmen sein, die bis Ende des Jahres auf den Weg gebracht werden sollen.