Das Arbeitskräfteangebot in Deutschland könnte trotz hoher Nettozuzüge und steigender Erwerbsquoten von Frauen und Älteren bis zum Jahr 2060 um 10 Mio. auf 45 Mio. sinken. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 66 Prozent.
Das sind Ergebnisse jüngster Prognosen der IAB-Forscher Johann Fuchs, Doris Söhnlein, Brigitte Weber und Enzo Weber.
Das neue Prognosemodell des IAB beschreitet dabei als »integriert stochastisches Modell« im Vergleich zu früheren Projektionen methodisch neue Wege. Es bildet die Entwicklung der Vergangenheit mit ihren Schwankungen ab und lässt unvermeidlich statistische Unsicherheiten in die Prognose einfließen. Als Beispiele hierfür nennen die IAB-Experten den Bürgerkrieg in Syrien, der eine starke Flüchtlingswelle Richtung Europa auslöste, oder die Rezession 2008/09, die kurzzeitig einen negativen Wanderungssaldo für Deutschland zur Folge hatte.
Die Ergebnisse: Die Gesamtbevölkerung Deutschlands mit derzeit über 82 Millionen Einwohnern könnte sich im Jahr 2060 mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent zwischen 70 und 81 Millionen bewegen. Relativ stärker nimmt die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ab, und zwar um 10 Millionen auf 45 Millionen, wobei die Untergrenze des 66-Prozent-Konfidenzintervalls bei 40 Millionen und die Obergrenze bei 50 Millionen Personen liegt. Hohe Nettozuzüge und steigende Erwerbsquoten von Frauen und Älteren können diesen Trend lediglich abschwächen, aber nicht stoppen.
Auch die günstigste Entwicklung innerhalb eines 66-Prozent-Konfidenzbandes weise noch einen erheblichen Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials auf. Natürlich seien auch bessere Ergebnisse als der obere Rand des Bandes möglich, allerdings sei die Wahrscheinlichkeit gering – und ebenso bestehe auch das Risiko, dass selbst der untere Rand noch unterschritten wird.