Je länger die Pandemie andauert, desto mehr Menschen wollen die Corona-Warn-App einsetzen: Jeder Dritte ab 16 Jahren (32 Prozent) hat die Corona-Warn-App bereits installiert, weitere 17 Prozent wollen dies künftig tun. Das entspricht 33 Millionen Menschen in Deutschland, die die App bereits nutzen oder nutzen wollen, im Juli 2020 galt dies erst für 28 Millionen. Insgesamt 46 Prozent nutzen die Corona-Warn-App nicht, wovon 20 Prozent kein Smartphone besitzen. Die übrigen wollen sie nicht nutzen.
Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Corona-Warn-App über weitere Zusatzfunktionen verfügen würde: 63 Prozent derjenigen, die die App nicht nutzen, würden sich von ihr Hinweise wünschen, wenn sich Infizierte in der Nähe aufhalten. Mehr als jeder Zweite würde gern automatische Push-Mitteilungen über den aktuellen Stand des eigenen Risikos erhalten und 46 Prozent Hinweise zum Ort einer Risikobegegnung. Jeder fünfte Smartphone-Nutzer (22 Prozent), der die Corona-Warn-App nicht nutzen will, würde es sich anders überlegen, wenn er bei Warnungen aus der App kurzfristig einen Corona-Testtermin buchen könnte.
„Das Coronavirus wird uns noch länger begleiten und die Kontaktnachverfolgung bleibt eine Herausforderung. Wenn es uns gelingt, die Corona-Warn-App attraktiver zu machen, könnten wir mehr Nutzer für sie begeistern“, sagt Berg. Insgesamt sind 85 Prozent aller Befragten der Meinung, die App sollte durch Zusatzfunktionen erweitert werden, um die Gesundheitsämter zu entlasten. 57 Prozent wünschen sich sogar konkrete Anreize, um die Nutzung der Corona-Warn-App voranzutreiben.
In Fragen des Datenschutzes ist die Bevölkerung gespalten: Während 59 Prozent meinen, der Datenschutz erschwere die Bekämpfung der Pandemie, begrüßen 43 Prozent, dass der Datenschutz auch in dieser besonderen Zeit nicht gelockert wird. Dabei stimmen 10 Prozent der Menschen beiden Aussagen zu – sie sehen den Datenschutz also als Hemmschuh der Pandemiebekämpfung, nehmen dies aber bewusst in Kauf.
„Viele Menschen sind in Fragen des Datenschutzes zutiefst verunsichert. Dazu haben immer wiederkehrende Datenskandale beigetragen, dazu trägt aber auch die permanente Panikmache wegen rein theoretischer Risiken bei“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg und fordert eine Versachlichung der Debatte und eine neue Balance von Grundwerten. Berg: „Wir müssen die Daten der Menschen schützen, wir müssen aber auch ihre Gesundheit schützen.“
Die Digitalisierung der Gesundheitsämter
Aus Sicht des Bitkom muss zur effektiven Nachverfolgung von Infektionsketten auch die Digitalisierung innerhalb der Gesundheitsämter vorangetrieben werden. Der Verband unterstützt daher die schnelle Einführung der Software „Sormas“ zur Kontaktverfolgung, die gemäß den Planungen bis Ende Februar in allen 376 Gesundheitsämtern im Einsatz sein sollte.
Dieses Ziel wird voraussichtlich verfehlt. „Infizierte und deren Kontaktpersonen mit selbstgestrickten Excel-Listen oder gar Handnotizen zu dokumentieren, bindet unnötige Ressourcen und kostet vor allem Zeit – Zeit, die wir jetzt kurz vor einer womöglich dritten Pandemiewelle nicht haben“, betont Bitkom-Präsident Berg. „Auch Insellösungen mit anderer Software sind keine echte Hilfe, wenn die Gesundheitsämter nicht untereinander vernetzt sind. Corona ist nun einmal ein globales Phänomen und macht nicht an Landes- oder Kreisgrenzen halt.“
Bund und Länder hätten den verhältnismäßig ruhigen Sommer 2020 dazu nutzen sollen, um die Einführung einer gemeinsamen Plattform für den Datenaustausch voranzutreiben. Zugleich hätte sich die Ministerpräsidentenkonferenz nicht erst im November 2020 für den Roll-Out in allen Gesundheitsämtern entscheiden sollen. „Die Gesundheitsämter müssen jetzt bei der Umstellung gezielt unterstützt werden, wenn der flächendeckende Roll-Out von Sormas gelingen soll. Wir müssen Corona mit aller Kraft und mit allen digitalen Mitteln bekämpfen.“