Ingenieur- und IT-Berufe bis 2037

Ältere Ingenieure sollen den Fachkräftemangel lindern

4. Februar 2025, 11:18 Uhr | Corinne Schindlbeck
Um den Ingenieur- und Informatikerbedarf bis 2037 zu decken, sollen u.a Ältere länger im Job gehalten werden.
© Institut der Deutschen Wirtschaft/Plünnecke

Würde man es schaffen, ältere Ingenieure länger im Job zu halten, könnten diese bis zum Jahr 2037 bis zu 7,2 Mrd. Euro zusätzlich erwirtschaften, hat das Institut der Deutschen Wirtschaft errechnet. Der VDI plädiert für einen Maßnahmenkatalog und entsprechende Anreize.

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Die Zahl der Erstsemester laut Berechnungen des IW aus Basis des Statistischen Bundesamtes. Der sinkende Anteil der Inländer kann teilweise durch internationale Studierende aufgefangen werden.
© IW

Die Babyboomer-Generation entscheidet mit über die Verfügbarkeit von Ingenieuren und IT-Spezialisten. Denn bis zu 340.000 Fachkräfte könnten in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen und dem Arbeitsmarkt dann fehlen. 

Trotz der momentanern konjunkturellen Abkühlung gebe es weiterhin hohe Engpässe bei Ingenieuren und Informatikern, so  Prof. Axel Plünnecke, Leiter des Themenclusters Bildung, Innovation und Migration am IW. Der VDI plädiert daher auf einer Pressekonferenz zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für einen Maßnahmenkatalog, um Ältere länger im Job zu halten. Diese könnten dann - zusammen mit dem noch ungeschöpften Potenzial an Frauen und internationalen Fachkräften -  den Fachkräftemangel beheben helfen.

Der VDI/IW-Ingenieurmonitor verzeichnet derzeit 129.170 unbesetzte Stellen in Ingenieur- und IT-Berufen. Trotz des Rückgangs der offenen Stellen um 21,8 Prozent im dritten Quartal 2024 bleibe der Fachkräftemangel kritisch, so Plünnecke. Bis 2035 drohten bis zu 340.000 Beschäftigte in akademischen MINT-Berufen aus Altersgründen den Arbeitsmarkt zu verlassen. "Mittelfristig prägen strukturelle Entwicklungen wie Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung den Fachkräftebedarf stärker als konjunkturelle Schwankungen."

Gezielte Maßnahmen für erfahrene Fachkräfte könnten die Beschäftigung im Jahr 2037 um 58.400 Personen steigern und eine zusätzliche Wertschöpfung von 7,2 Milliarden Euro ermöglichen. 2032 könnte die Gesamtbeschäftigung bereits um 37.600 Personen erhöht werden und eine zusätzliche Wertschöpfung von 4,7 Milliarden Euro erzielen. Die Berechnungen basierten laut IW auf einem "konservativ kalkulierten Wertschöpfungsbeitrag" von 124.000 Euro pro Beschäftigten in akademischen Berufen.

Damit Unternehmen und Gesellschaft von der Erfahrung der Babyboomer-Generation profitieren, schlägt der VDI drei Maßnahmen vor:

  1. Flexiblere Übergangsmodelle in den Ruhestand: Viele Fachkräfte möchten weiterhin arbeiten - wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Flexible Rentenregelungen und attraktive Teilzeitmodelle ermöglichen es, Wissen und Erfahrung länger zu erhalten.
  2. Attraktive Arbeitsbedingungen für ältere Ingenieure und Ingenieurinnen: Angepasste Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und gezielte Weiterbildungen machen den Beruf auch im fortgeschrittenen Alter attraktiv. Unternehmen sollten hier gezielt ansetzen und Modelle wie Job-Sharing prüfen.
  3. Wissenstransfer über Generationen hinweg: Erfahrung weitergeben heißt Zukunft gestalten. Strukturierte Mentoring-Programme helfen, Wissen im Unternehmen zu halten und den Nachwuchs gezielt zu fördern.

In den kommenden Jahren werde die Beschäftigung in Deutschland bunter, so Plünnecke: "weiblicher, internationaler und älter". 


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