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Weltwirtschaft 2025: Unsicherheit, Handelsspannungen, Kosten

16. Januar 2025, 11:48 Uhr | Iris Stroh
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Die Weltwirtschaft 2025 ist angespannt: 56 Prozent der Chefökonomen erwarten eine Abschwächung, nur 17 Prozent gehen von einer Besserung aus. Das ist das Ergebnis des »Chief Economists Outlook Reports« die Studie vom Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum) vom Weltwirtschaftsforum.

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Die Weltwirtschaft steht 2025 vor großen Herausforderungen. Dass 56 Prozent der befragten Chefökonomen eine Verschlechterung der Bedingungen und nur 17 Prozent eine Verbesserung erwarten, deutet auf eine erhöhte Unsicherheit in Schlüsselregionen und die Notwendigkeit maßvoller politischer Reaktionen weltweit hin.

Für die Vereinigten Staaten wird ein kurzfristiger Aufschwung erwartet, hier prognostizieren immerhin 44 Prozent der Chefökonomen für dieses Jahr ein starkes Wachstum, bei der letzten Umfrage im August 2024 waren es nur 15 Prozent gewesen, für die anderen großen Volkswirtschaften waren und sind die Aussichten weniger optimistisch. Europa wird im dritten Jahr in Folge als die schwächste Region gesehen; fast drei Viertel (74 %) der Befragten erwarten ein schwaches oder sehr schwaches Wachstum. Für China wird prognostiziert, dass sich die wirtschaftliche Dynamik aufgrund der verhaltenen Verbrauchernachfrage und der schwächeren Produktivität ebenfalls verlangsamt.

»Der jüngste Chief Economists Outlook zeigt eine Weltwirtschaft, die unter erheblichem Druck steht«, sagt Aengus Collins, Leiter des Bereichs Wirtschaftswachstum und Transformation beim Weltwirtschaftsforum. »Die Wachstumsaussichten sind so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und die politischen Entwicklungen, sowohl national als auch international, zeigen, wie umstritten die Wirtschaftspolitik geworden ist. In diesem Umfeld erfordert die Förderung eines kooperativen Geistes mehr Engagement und Kreativität als je zuvor.«

Die US-Wirtschaft: Kurzfristige Dynamik, längerfristige Risiken

Der neue Bericht zeigt außerdem, wie die Chefökonomen den Einfluss der jüngsten US-Präsidentschaftswahlen einschätzen: 61 Prozent der Befragten bezeichnen die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft als langfristige Verschiebungen und nicht als kurzfristige Störung. In Bereichen wie Handel, Migration, Deregulierung, Fiskalpolitik und Industriepolitik werden große Veränderungen erwartet. Die Prognose der Chefökonomen für das US-Wachstum in diesem Jahr steht im Einklang mit ihrer Erwartung kurzfristiger Impulse und steigender Löhne. Die Chefökonomen sehen aber auch Risiken, da fast alle mit einem Anstieg der Staatsverschuldung (97 Prozent) und einer höheren Inflation (94 Prozent) rechnen.

Globale Integration unter wachsendem Druck

Zusätzlich zu den gedämpften globalen Wachstumsaussichten zeigt der Chief Economists Outlook einen zunehmenden Druck auf die weltweite wirtschaftliche Vernetzung. Eine große Mehrheit der Befragten (94 Prozent) prognostiziert eine weitere Fragmentierung des Warenhandels in den nächsten drei Jahren, während 59 Prozent erwarten, dass der Dienstleistungshandel einen ähnlichen Weg einschlagen wird. Mehr als drei Viertel rechnen außerdem mit höheren Hürden für die Mobilität von Arbeitskräften, während fast zwei Drittel auf zunehmende Einschränkungen beim Technologie- und Datentransfer hinweisen. Der Finanzsektor stellt eine Ausnahme dar, da nur weniger als die Hälfte (48 Prozent) mit einer zunehmenden Fragmentierung rechnet, was wahrscheinlich auf die zentrale Rolle grenzüberschreitender Finanzströme in modernen Volkswirtschaften zurückzuführen ist. Dennoch spielen innen- und außenpolitische Entwicklungen, Neuausrichtungen der Lieferketten und Sicherheitsbedenken eine große Rolle. Die Chefökonomen erwarten, dass diese Verschiebungen in den nächsten drei Jahren wahrscheinlich zu höheren Kosten für Unternehmen und Verbraucher führen werden. Sie erwarten außerdem, dass die Unternehmen als Reaktion auf die zunehmende Fragmentierung der Weltwirtschaft voraussichtlich ihre Lieferketten umstrukturieren (91 Prozent), ihre Geschäftstätigkeit regionalisieren (90 Prozent) und sich auf Kernmärkte konzentrieren (79 Prozent) werden.

Handelsausblick

Fast die Hälfte (48 Prozent) der Chefökonomen erwartet für 2025 einen Anstieg des globalen Handelsvolumens, was die Widerstandsfähigkeit des Welthandels unterstreicht. Eine große Mehrheit erwartet jedoch eine Verschärfung der Handelsspannungen, sowohl zwischen den Großmächten als auch darüber hinaus. Protektionismus wird als der Hauptfaktor genannt, der dauerhafte Veränderungen der globalen Handelsmuster bewirken wird, wobei auch andere Faktoren wie Konflikte, Sanktionen und nationale Sicherheitsbedenken eine Rolle spielen. Etwa 82 Prozent der Befragten prognostizieren für die nächsten drei Jahre eine stärkere Regionalisierung des Handels. Darüber hinaus wird erwartet, dass der Fokus des internationalen Handels zunehmend weniger auf physischen Gütern liegt, sondern stärker auf Dienstleistungen übergehen wird.


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