Speicherkarten aus Berliner Produktion

»Sicherheit ist im Zeitalter von IoT ausschlaggebend«

25. Januar 2019, 9:19 Uhr | Heinz Arnold
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Industriequalität lässt sich nicht nachträglich herbeizaubern

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So sieht eine Speicherkarte aus, nachdem sie die Daten in einem Bohrkopf bei 165 °C über 60 Stunden aufgenommen hat. Obwohl nur für 85 °C ausgelegt, haben ihre NAND-ICs alles behalten und alle konnten ausgelesen werden.
© Swissbit

Und falls ein Secure Element in der Zukunft gehackt wird, dann kann der Kunde die Speicherkarte gegen eine neue Version mit upgedatetem Secure Element austauschen.

Der Kernpunkt besteht darin, dass die Daten auf den überall einsetzbaren Karten nicht manipulierbar und nur von authentifizierten Personen einsehbar sind. Damit eröffnet sich ein weites Anwendungsfeld. Ob es um den Schutz der Kalibrierungsdaten oder um Daten geht, die für den Gewährleistungsfall wichtig sind, ob um finanzielle Transaktionen, den Schutz des Firmen-IP vor Reverse-Engineering oder sogar um die Inhalte der Polizei-Body-Cams – das System bietet laut Poppel einen sehr hohen Schutz: »Nur mit TPM braucht man auf dieser Ebene gar nicht erst anzufangen.«

Das zeigt: Die Funktion der Speichermedien hängt nicht alleine von den NAND-Speichern ab, sondern ganz wesentlich auch von den Controllern. Auf diesem Gebiet arbeitet Swissbit eng mit Hyperstone zusammen.

Fahrzeuge, Industrie und Kommunikationsnetze

Dennoch tragen die NAND-Flash-ICs immer noch den größten Kostenfaktor der Speichermedien bei. Als mittlerweile einziger europäischer Hersteller von NAND-Flash-Karten kann Swissbit hier durch die Qualität der hochautomatisierten Fertigung und seiner Fertigungstiefe punkten. Außerdem geht Swissbit ganz anders auf die spezielle Anforderungen seiner Kunden ein, als das die auf die Konsumgütermärkte fokussierten Hersteller in Asien könnten.

Mit der eigenen Fertigung in Berlin visiert die in der Schweiz bei St. Gallen ansässige Swissbit zwei Kernmärkte an, die eine zentrale Rolle spielen. Erstens die Industrie: hier vor allem der weite Bereich der Automatisierung, die Energietechnik und die Medizintechnik. Im Bereich Transport werden robuste Speicher benötigt, die unempfindlich gegenüber Schock und Vibrationen sind. Dies gilt sowohl für den Transport auf der Straße wie mit der Bahn. »Consumer-Speicher hätten hier keine Chance«, so Poppel.

Kommunikationstechnik ist der zweite Markt, auf den sich Swissbit konzentriert. Lange Lebensdauer, hohe Zuverlässigkeit und eine lange Verfügbarkeit sind auch hier die Anforderungen für Speicherlösungen: beispielsweise in den Basisstationen für den Mobilfunk oder in Routern und Switches in Industrieumgebungen.

Für diese Märkte produziert Swissbit in Berlin ein weites Spektrum NAND-IC-basierter Speichermedien, von großen SATA- über SD- und Micro-SD-Karten bis zu BGA-eMMCs für Embedded Memories.

Nachträglich lässt sich Industriequalität nicht herbeizaubern

»Es kommt vor allem darauf an, die Speichermedien nicht irgendwie im Nachhinein industrietauglich zu machen. Bei uns ist die gesamte Produktdefinition, Entwicklung und Produktion darauf ausgerichtet, Qualität, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit in den Flash-Karten anzulegen und nicht im Nachhinein Consumer-Produkte wie Industrieprodukte aussehen zu lassen. Das fängt auf Wafer-Ebene an«, erklärt Poppel. »Die Wafer zu vereinzeln, die Dies übereinander zu bonden und in Systems-in-Package kombinieren zu können – das ist die Voraussetzung für den Einsatz im industriellen IoT-Umfeld«, erklärt Poppel.

Das gehe weit über eine SMT-Bestückung hinaus. Inzwischen könne Swissbit bereits auf eine lange Erfahrung in der Fertigung von Systems-in-Package (SiP) zurückblicken, etwa wenn zusätzlich zu den Speichern Sensoren und Funk integriert werden müssen. In Berlin kann Swissbit in Kooperation mit den Kunden SiPs, MCPs und COBs fertigen und testen.


  1. »Sicherheit ist im Zeitalter von IoT ausschlaggebend«
  2. Industriequalität lässt sich nicht nachträglich herbeizaubern
  3. Speicherkarten überleben 165 °C im Bohrloch

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