Intel will die Programmable Solutions Group (ehemals Altera) wieder als selbständige Einheit an die Börse bringen. Eine gute Idee?
Intel hat sehr wechselhafte Erfahrung mit programmierbarer Logik gemacht. Noch Anfang der 1990er-Jahre unterhielt das Unternehmen eine eigene Geschäftseinheit, die programmierbare Logik entwickelte und verkaufte. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Geschäftsmodell von Intel und das der programmierbaren Logik zu verschieden war. Also verkaufte Intel diese Einheit im Jahre 1994 – und zwar für 50 Mio. Dollar an Altera. Diese Erfahrungen waren offenbar bis 2015 vergessen, plötzlich schien es viele gute Argumente zu geben, Altera unter das Dach von Intel aufzunehmen – schlussendlich natürlich, um den Shareholder-Value zu steigern. 16,7 Mrd. Dollar war Intel das wert.
Jetzt wird dasselbe Argument bemüht, um genau das Gegenteil zu begründen: Die Ausgliederung werde den Shareholder-Value erhöhen. Aber vielleicht ist das auch ein Zeichen dafür, dass bei Intel die großen Visionen und Marketing-Argumente im Moment einer eher nüchternen Betrachtung gewichen sind.
Vielleicht gelingt es CEO Pat Gelsinger ja tatsächlich, das zu realisieren, was er so vollmundig in gewohnt selbstbewusster Manier als praktisch schon vollzogen ankündigt: den technischen Rückstand aufzuholen. Mit fünf neuen Prozessgenerationen in vier Jahren hat er Intel ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Dass die Aufholjagd gerade in eine Zeit fällt, in der die Regierungen in USA und Europa geneigt sind, die Chipindustrie mit viel Geld zu unterstützen, dürfte ihm dabei zusätzlich entgegenkommen.
Aus meiner Sicht spricht vieles dafür, dass die erneute Trennung für beide Seiten vorteilhaft ist, um die jeweiligen Stärken ausspielen zu können. Ich halte die Argumentation aus dem Jahr 1994 jedenfalls für nachvollzierbarer als die aus dem Jahr 2015 – und das sicherlich nicht nur, weil ich mich dabei wehmütig an meine eigene Jugend zurückerinnere.