Verschränkte Lichtteilchen bieten neue Möglichkeiten für Bildgebungsverfahren, Mikroskopie und Spektroskopie, denn sie können Unsichtbares sichtbar machen. Aus dem jüngst beendeten Leitprojekt QUILT präsentieren die Quantenexperten erstmals ihre Ergebnisse. Darunter ein quantenoptisches Pendant zum klassischen Fourier-Transform-Spektrometer (FTIR) für die Infrarotspektroskopie, das unter anderem in der Prozessanalytik etwa zum Untersuchen von Gasproben zum Einsatz kommt. Mit der Quantenholografie stellt Fraunhofer eine neue Methode vor, mit der sich lichtempfindliche Gewebeproben länger mit hoher Auflösung kontrast- und informationsreich beobachten lassen, ohne empfindliche lebende Zellen zu beschädigen.
Vorträge in der World of Quantum
Flankiert wird der Fraunhofer-Auftritt in der Quantum-Halle von zahlreichen Vorträgen auf zwei Bühnen. Im World of Quantum Forum werden an verschiedenen Thementagen vorwiegend industrielle Anwendungen vorgestellt. Auf der anderen Bühne stellt das BMBF vielversprechende Projekte aus den drei letzten großen nationalen Ausschreibungen rund um die Entwicklung von Quantencomputern und deren Komponenten vor – darunter 25 mit Fraunhofer-Beteiligung.
Das alles zeigt, dass die Quantentechniken auf dem Weg in die realen Anwendungen sind – und ein Austausch zwischen allen Akteuren in diesem Stadium äußerst wichtig ist. »Wir sind im Quantencomputing bei einem Reifegrad angelangt, bei dem diese Technologie nicht länger nur ins Labor gehört«, erklärt denn auch Dr. Walter Riess, Leiter der mit zwei Nobelpreisen ausgezeichneten Abteilung Wissenschaft und Technologie von IBM Research in Zürich.
Bis 2023 will der Konzern einen Quantenprozessor mit über 1000 Qubits bauen. Spätestens dann rechnet Riess mit Anwendungen, die klassische Rechner nicht lösen können. Auch deshalb wächst die Zahl der Akteure aus Industrie und Forschung rasant: Allein im IBM Quantum Network sind rund 170 Organisationen vertreten, greifen weltweit gut 300.000 Nutzer auf IBM-Quantencomputer zu und wurde die Software-Entwicklungsumgebung Qiskit über 650.000-mal heruntergeladen. »Es ist also ratsam, von Anfang an dabei zu sein und den Austausch zu suchen. Eine Messe wie die World of Quantum ist dafür der ideale Begegnungsraum«, so Riess.
Nach Beobachtung von Prof. Immanuel Bloch, Sprecher des Munich Center for Quantum Science and Technology, sind Wissenschaftler und Unternehmer oft in unterschiedlichen Netzwerken unterwegs. »Die Messe bietet eine Plattform zur Vernetzung und ideale Anknüpfungspunkte für Unternehmen, die in dieses wachsende Hochtechnologiefeld einsteigen möchten«, erklärt er. Die World of Quantum starte zum richtigen Zeitpunkt: »Nachdem die Grundlagenforschung viel geleistet hat, um die Quantentechnologien voranzubringen, bedarf es jetzt dringend des Einstiegs der Industrie, um die Grenzen des Machbaren weiter zu verschieben.«
Ähnlich sieht es der CEO der Alpine Quantum Technologies (AQT), Dr. Thomas Monz. Quantentechnik dränge aus den Labors in die freie Wildbahn und stehe vor neuen anwendungsorientierten Herausforderungen. So sei es an der Zeit, Schnittstellen und Standards zu etablieren, um Quantencomputer in Rechenzentren zu integrieren. Für solche Themen sei der offene Erfahrungsaustausch auf einer Messe wichtig. »Vielleicht werden die Fahrpläne für den ÖPNV zur übernächsten Laser-Messe mithilfe von Quantenalgorithmen optimiert, während Simulationen auf Quantencomputern neue Batterien für Ihr Elektroauto möglich machen.« Und das seien nur zwei von vielen Neuerungen, die sich auf künftige Alltagsabläufe der Messebesucher auswirken könnten. Der AQT-Chef ist sicher: »Die Quantenrevolution kommt!«