Mit der Übernahme von Hyperstone vervollständigt Swissbit ihre Security-Strategie. »Zudem können wir jetzt vollkommen neue Produkte entwickeln, die für den Einsatz im IoT-Umfeld optimiert sind«, freut sich CEO Silvio Muschter im Gespräch mit Markt&Technik.
Markt&Technik: Wie ist das Jahr 2020 für Swissbit gelaufen?
Silvio Muschter: Insgesamt konnten wir den Umsatz noch einmal deutlich um 30 Prozent steigern, auch wenn wir die Folgen der Pandemie in der Industrie, im Automobilsektor und in der Luftfahrt deutlich gespürt haben. Glücklicherweise konnten wir das durch die gute Entwicklung in den Medizintechnik- sowie den 5G-Märkten und besonders durch den großen Bedarf an Security-Systemen mehr als kompensieren.
Also war Geld für eine Übernahme vorhanden?
Wir haben einen sehr guten Zeitpunkt erwischt, mehrere Faktoren kamen glücklich zusammen.
Vor allem aber wollte CML Microsystems, zu der Hyperstone gehörte, verkaufen. Aus welchem Grund denn?
Der bisherige Investor CLM Microsystems hat strategisch nicht so gut zu Hyperstone, dem Spezialisten für Flash-Speichercontroller, gepasst. Es gab kaum Synergien und deshalb war CML daran interessiert, aus dem Engagement auszusteigen. Für 49 Millionen US-Dollar konnten wir Hyperstone aus der CML-Gruppe übernehmen. Auch das Management von Hyperstone freut sich darauf, jetzt zu einem starken Unternehmen wie Swissbit zu gehören. Swissbit kennt die speziellen Erfordernisse in dieser Branche sowohl auf der technischen Ebene als auch im wirtschaftlichen Umfeld sehr gut, um so gemeinsam die richtigen Technologien und Produkte zu entwickeln. Synergie ist hier nicht nur ein gern benutztes Schlagwort, sondern die Synergien sind real vorhanden, wie wir aus unserer langen Zusammenarbeit wissen. Wir können sie jetzt heben. Die, die sich exzellent auskennen, ziehen nun ein einem Strang.
Swissbit hatte die Security als einen ausschlaggebenden Punkt für die Kaufentscheidung genannt. Warum ist das der zentrale Punkt?
Wir haben schon vor einigen Jahren, als noch nicht viel vom Handelskonflikt zwischen USA und China zu spüren war und keiner an eine Pandemie dachte, Security zu einem Fokus in unserer Strategie gemacht. Deshalb haben wir das Unternehmen in die Divisionen „Memory Solutions“ und „Embedded IoT Solutions“ aufgegliedert. Memory Solutions ist für unsere Industriespeicherkarten und das SSD-Portfolio zuständig. In der Division Embedded IoT Solutions ist Security aktuell das wichtigste Differenzierungsmerkmal, denn ohne Sicherheitsfunktionen sind Speichermedien im Zeitalter von Vernetzung und Digitalisierung nicht mehr denkbar. Wie das Wachstum von Swissbit über die vergangenen Jahre gezeigt hat, war das genau die richtige Strategie …
… in der bisher aber ein Element gefehlt hatte.
Genau, denn wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir Einfluss auf die Hardware nehmen müssen. Jetzt haben wir die Chance, uns gemeinsam nicht mehr nur über die Firmware, sondern über die Hardware auf Controllerebene differenzieren zu können. Daran kommen die Flash-Speicherhersteller nicht so ohne Weiteres heran. Mit Hyperstone gemeinsam können wir viel tiefer blicken und erreichen ein neues Qualitäts-Level. Ziel ist es jetzt, die Security-Strategie auf allen Ebenen voranzutreiben.
Swissbit hatte mit Hyperstone doch schon länger sehr eng zusammengearbeitet. Warum erfolgte nun die Übernahme?
Das IP auf Controllerebene und die frühzeitige Mitgestaltung der Roadmap aus System-Level-Sicht sind wesentlich, um unsere langfristige Strategie erfolgreich umzusetzen. Neben den spezifischen Security- und Zertifizierungsanforderungen darf nicht vergessen werden, dass 3D-NAND-Flash immer komplexer wird. Wie gesagt, dieses IP ist am Markt nicht so einfach verfügbar.
Wird es für Hyperstone damit nicht sehr schwierig, von den Kunden wie zuvor akzeptiert zu werden, weil diese Kunden ja im Wettbewerb mit Swissbit stehen und Hyperstone kein unabhängiger Anbieter mehr ist?
Das glaube ich nicht. Auch direkte Wettbewerber von Hyperstone wie SMI oder Phison fertigen und verkaufen eigene Flash-Speicher, was andere Flash-Speicherhersteller nicht davon abhält, weiterhin die Controller von diesen Unternehmen einzusetzen. Ich gehe davon aus, dass Hyperstone sein Geschäft erfolgreich ausbauen kann.
Warum?
Eben weil wir in der gemeinsamen Entwicklung viel tiefer gehen und damit den Controllern Eigenschaften geben können – gerade auch Security Features –, die für jeden Hersteller von Flash-Speichern sehr interessant sind. Das wird Hyperstone im Wettbewerb erst recht einen Vorsprung verschaffen.
Hätte das über die bisherige Zusammenarbeit mit Hyperstone nicht auch funktioniert? Warum also der Kauf?
Wir wollen unsere Fortschritte durchaus dem Markt und anderen Flash-Speicherherstellern zur Verfügung stellen, aber wir wollen unseren IP auch schützen. Das funktioniert nun unter einem Dach viel besser. Davon werden sowohl Hyperstone als auch Swissbit in ihren klassischen Geschäftsfeldern profitieren können.