Die Neuheiten der TQ-Group sind sowohl Standard-konform als auch proprietär. Was hinter dieser ungewöhnlichen Strategie steckt und welche Kundenvorteile damit verbunden sind, erklärt Andreas Willig, Produktmanager der TQ-Group.
TQ scheint mit seinen neuen Modulen und Single-Board-Computern (SBCs) recht unterschiedliche Wege zu beschreiten – sowohl bei den Prozessoren, als auch bei der Kompatibilität. Warum?
Andreas Willig: Wir wollen unseren Kunden das volle Potenzial der CPUs erschließen. Daher unterscheidet sich unser Angebot recht stark zwischen der x86-Welt und den applikationsspezifischeren Arm-Prozessoren. Wer im Embedded-Bereich auf die x86-Architektur setzt, will einen kompakten und robusten PC haben und kann daher auf Standards setzen. Sucht man dagegen eine tiefer eingebettete Lösung, braucht man ein individuelleres Schnittstellen-Angebot und mehr Flexibilität bei den Beschleunigereinheiten – das macht es schwer einen Standard zu etablieren.
Mit dem »TQMa95xxSA« stellen Sie hier auf der Messe ein SMARC-Modul mit NXPs i.MX95-Prozessor vor. Wie passt das ins Bild?
Zum einen wurde SMARC unabhängiger von einer spezifischen CPU-Architektur konzipiert als zahlreiche andere Standards. Zum anderen bietet der i.MX95 einen Funktions- und Schnittstellenumfang der recht passend für diesen Standard ist und es uns ermöglicht, ein Großteil der Schnittstellen des SMARC-Standards zu belegen. Um alle Signalpins der CPU unseren Kunden zur Verfügung zu stellen, haben wir mit dem »TQMa95xxLA« zusätzlich ein 44 mm x 44 mm großes Lötmodul mit proprietärem Pinout entwickelt. Die Funktionen des i.MX95 erlauben diesen doppelten Ansatz.
Ist diese Strategie nicht auf alle Prozessoren anwendbar?
Sie hat Grenzen. So hätten wir mit dem »AM67xx«-Prozessor von Texas Instruments zu viele Funktionsverluste, wenn wir ihn auf einen Standard reduzieren würden. Daher planen wir unser »TQMa67xx« proprietär auszulegen, um unseren Kunden das volle Potenzial dieser interessanten CPU zu erschließen. So erweitert Texas Instruments unter anderem seine bekannte DSP-Architektur hin zu Deep-Learning-Beschleunigern. Entwickler können damit ihr DSP-Know-how auf eine ganz neue Ebene und Anwendungsgebiete heben. Hierdurch eignet sich unser TQMa67xx für anspruchsvolle Signal-, Bildverarbeitungs- und Edge-KI-Anwendungen und erweitert unser TI-Portfolio aus AM62-, AM64- und AM65-Modulen nach oben.
Bei den Intel-Core-Ultra-Prozessoren setzt TQ auf den erst kürzlich ratifizierten COM-HPC-Mini-Standard. Warum?
Unser »TQMxCU1-HPCM«-Modul unterstützt die neuen Intel-Core-Ultra-Prozessoren. Mit der zusätzlich integrierten Neural Processing Unit (NPU) und deutlich gesteigerter CPU- und Grafik-Performance stehen vor allem Grafik-, KI- und Daten-intensive Anwendungen im Fokus, die eine Vielzahl an Hochgeschwindigkeitsschnittstellen wie PCIe Gen5 und USB4 benötigen. COM-HPC Mini bietet hierfür das beste Pinout und vor allem Zukunftssicherheit. Zudem sind wir mit COM-HPC Mini 26 Prozent kleiner als vergleichbare COM-Express-Compact-Module und sogar 46 Prozent kleiner als Produkte im bisher kleinsten »Client«-Format von COM-HPC.
Welchen allgemeinen Trend sehen sie in der Embedded-Welt?
Eindeutig mehr Heterogenität. Das fängt schon in den Prozessoren an, die einen immer vielfältigeren Mix aus Cores und Beschleunigern bieten. Dann geht es weiter auf der System- und Netzwerkebene bis hin zur Software – die Anwendungssoftware kann einen Mix aus mehreren Betriebssystemen und Programmiersprachen nutzen. Aber die Entwickler können auch weiterhin auf monolithische Raw-Iron-Programmierung setzten – je nachdem was das Beste für ihr Projekt ist. Wir als TQ-Group wollen sie dabei unterstützen, denn wir sind der Überzeugung: Proprietär oder Standard? Beides nutzen!
TQ-Systems GmbH
Halle 3, Stand 249