Auf der embedded world gab Congatec bekannt, ab sofort in funktionale Sicherheit (FuSa) zu investieren. Plattformen des Unternehmens sollen in vielen neuen Applikationen zum Einsatz kommen - von der industriellen Fertigung und Robotik bis hin zu autonomen Fahrzeugen.
In all diesen Applikationen gibt es zudem den Trend hin zur Hardwarekonsolidierung. Das führt dazu, dass gemischt-kritische Anwendungen auf funktional sicheren eingebetteten Multicore-Systemen betrieben werden müssen, um mehrere sicherheits- und nicht-sicherheitskritische Aufgaben parallel zu bewältigen. Embedded-Multicore-Plattformen auf x86-Basis bieten ein solides Fundament für solche Applikationen, weshalb Congatec sie ab sofort für die Zertifizierung nach FuSa-Standards wie IEC 61508 und ISO 13849 qualifiziert.
Auf dem für funktionale Sicherheit vorbereiteten COM-Express-Mini-Modul "conga-MA7 2, das die für FuSa qualifizierte Intel CPU "x6427FE" mit Safety Island-Support integriert – läuft eine FuSa-Demo-Applikation auf Basis des RTS-Hypervisors und integriertem Echtzeit-Linux. Diese FuSa-Demo beweist, dass Congatec mit der Qualifizierung der ersten Computer-on-Modules, basierend auf der Intel Atom-x6000E-Prozessortechnik (ehemals Codename Elkhart Lake), bereits weit fortgeschritten ist, wobei weitere Module folgen sollen. OEM können sofort damit beginnen, die für funktionale Sicherheit qualifizieren Module und BSPs des Herstellers sowie eigene Softwarekomponenten in ihre Applikationsplattformen zu implementieren. Congatec steht zudem bereit, OEM-Kunden bei allen Customization-Anforderungen compliant zu ihren spezifischen Zertifizierungsanforderungen zu unterstützen – sei es bei der Auswahl der Komponenten und ihrer Implementierung auf Carrierboards, der OS- und Hypervisor-Support oder der Implementierung von I/O-Treibern.
Um Computer-on-Module für einen sicheren Betrieb zu qualifizieren, müssen alle Komponenten sowie das gesamte BSP für die FuSa-Zertifizierung vorbereitet sein – einschließlich der Sicherheitshandbücher (Safety Manual) und allen weiteren erforderlichen Dokumentationen. Auch alle organisatorischen Prozesse und Dokumente, die während der Entwicklung und Tests erstellt werden – wie FMEDA (Failure Modes, Effects and Diagnostic Analysis) sowie der Verifikations- und Validierungsprozess (V&V) – müssen mit den Zertifizierungsanforderungen in Einklang gebracht und von externen Gutachtern geprüft werden. All das ist ab sofort bei Congatec erhältlich, so können Entwickler ihre FuSa-Projekte sofort starten.
Weiterhin gab Congatec auf der Messe bekannt, seine Partnerschaft mit System Industrie Electronic (S.I.E.) zu intensivieren. Zum Beispiel stellten beide Unternehmen ihre neuen Co-Creation-Services für das Design von IT/OT-Systemen speziell für den Medizin- und Gesundheitssektor vor. Der Mehrwert der Kooperation erstreckt sich über die gesamte Lieferkette – angefangen bei Computer-on-Modules bis hin zur Serienproduktion zertifizierter Systemplattformen. Das gemeinsame Angebot richtet sich an Hersteller von Medizingeräten und Anbieter von Infrastrukturlösungen, die Patienten-, Daten- und Cybersicherheit für die Digitalisierung des Gesundheitswesens benötigen. Bereits vor der offiziellen Markteinführung feiern die ersten Proof-of-Concepts der Co-Creation Services von Congatec und S.I.E ihre Premiere: Auf dem Congatec-Stand werden zwei neue Medical-Edge-Computing-Systeme gezeigt, genannt "secunet medical connect Carna und Athene", die in Zusammenarbeit mit dem OEM secunet entwickelt und produziert werden.
Die beiden secunet-Systeme sind Beispiele für anspruchsvolle Systemdesign-Herausforderungen, denen sich OEM von Medizinprodukten heute stellen müssen: Edge-Computing-Plattformen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens müssen die Daten- und Cybersicherheitsspezifikationen der "ITSEC" oder Common Criteria zu 100 % erfüllen und/oder für die Zertifizierung nach B3S KRITIS und ISO/IEC 80001 vorbereitet sein. Für den Betrieb am Point-of-Care (POC) müssen ihre Medical-Computerplattformen zudem EN 60601-1/EN 60601-2-konform und MDR/FDA-zertifizierbar sein. All das erfordert 100 % zuverlässige und rückverfolgbare Komponenten, eine umfassende Dokumentation und vertrauenswürdige Quellen über die gesamte Lieferkette und den gesamten Lebenszyklus der medizinischen Geräte hinweg. Als applikationsfertige Plattformen, die die hohen Anforderungen an Patienten-, Daten- und Cybersicherheit erfüllen, adressieren secunet medical connect Carna und Athene nahezu alle Anforderungen an die Digitalisierung von Point-of-Care Medizingeräten und die sichere Verarbeitung von Patientendaten in Krankenhausnetzen – wie zum Beispiel Backend-Systeme für die medizinische Bildverarbeitung in CT-, MRT-, Röntgen- und Ultraschallgeräten.