Die Identifikation mit PC-Prozessoren haftet Intel bis heute an und ist nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle des Unternehmens. Um den Absatz dieser Prozessoren zu sichern, lieferte Intel immer mehr Zusatzprodukte: Anfangs nur Chipsätze, dann auch Kommunikationsbausteine, ganze Wireless-Lösungen, zwischenzeitlich auch Mainboards und mit den NUCs sogar eigene PCs im Mini-Format. Mit der Zeit ist es Intel gelungen, auf PCs, Notebooks und Servern alle anderen Architekturen praktisch in die Bedeutungslosigkeit zu schicken. Selbst Apple wechselte 2006 von Motorola- auf Intel-Prozessoren.
Dieser Design-Win stellte aber auch einen unwiederholbaren Höhepunkt in der Entwicklung von Intel dar – mehr konnte das Unternehmen nicht mehr erreichen. Von nun an ging es zwar nicht bergab, aber die Betätigung in einem gesättigten Markt, die immer schwieriger erzielbaren Fortschritte in der Halbleiterfertigung und das Aufkommen der Mobilgeräte machten es für Intel schwerer.
2007 hatte Apple sein erste iPhone vorgestellt. Die Intel-Manager hatten sofort erkannt, dass Intel für diese neue Art von Geräten keinen Prozessor im Angebot hatten, zumal sich Intel in den Jahren davor auf immer höhere Taktfrequenzen – ohne Rücksicht auf die Leistungsaufnahme – konzentriert hatte. Die Antwort war der Prozessor „Intel Atom“ – ein im Leistungsumfang eingeschränkter x86-Prozessor, dessen Entwicklungsziel eine niedrige Leistungsaufnahme war. Das konnte aber nicht verhindern, dass sich die wesentlich effizientere ARM-Architektur bei Smartphones und Tablets durchsetzte. Die Notebook-Hersteller brachten als Alternative für die frühen Tablets Subnotebooks, damals „Nettops“ genannt, auf den Markt, die aber angesichts ihrer lahmen Performance bald wieder verschwanden. Der Atom-Prozessor fand aber im Industrie- und Embedded-Markt viele Abnehmer – allerdings ein Markt, der weit von den Millionenstückzahlen der Smartphones entfernt ist.
Bis heute ist Intel stark PC-dominiert, wobei an die Stelle des Desktops das Notebook als meistverkaufter Computer getreten ist. Die Strategie einer umfassenden Produktabdeckung der PC-Plattform hat Intel mittlerweise auf Grafikprozessoren bzw. die Integra¬tion der Grafik in den Chipsatz erweitert. Ein wichtiges Zukunftsfeld für Intel ist die künstliche Intelligenz, deren neuronale Netze enorme Rechenleistung erfordern. Dies sorgt einerseits für die Auslastung von Rechenboliden wie dem Xeon Scalable, aber Intel hat auch einen dedizierten KI-Chip (Loihi) in Entwicklung – denn auch in diesem Segment sind bereits Wettbewerber wie Qualcomm mit Produkten auf dem Markt.
Daneben versucht Intel auch immer wieder, besonders stückzahlträchtige Anwendungsfelder zu besetzen, etwa Drohnen. Im Rahmen des 50-jährigen Firmenjubiläums plant Intel einen Weltrekord mit 1500 gleichzeitig fliegenden Drohnen. Für die Eröffnungsfeier der olympischen Winterspiele 2018 in Pyeong Chang hatte Intel eine Drohnen-Show aufsteigen lassen, allerdings mit »nur« 1200 Drohnen. Außerdem gab es für diese Show nur eine Generalprobe, in der Eröffnungsfeier fiel sie wegen „kurzfristiger logistischer Änderungen“ aus. In diesem Sommer sollen nun 1500 Drohnen gleichzeitig aufsteigen, im Rahmen eines öffentlichen Events für Mitarbeiter und ihre Familien.
Was mit der Drohnen-Show aber tatsächlich demonstriert werden soll, ist die Intel-Technologie, die sich auch auf andere Anwendungsfelder übertragen lässt: Fliegen in Innenräumen und auf Basis von GPS-Navigation, die Steuerung einer riesigen Flotte durch einen einzelnen »Piloten«, die »Drone-2-Drone«-Kommunikation bzw. die Kollisionsvermeidung und allgemein das autonome Verhalten der Fluggeräte. Doch im Vergleich zum zwar schwächelnden, aber immer noch sehr einträglichen PC-Geschäft ist dies ein Nebenschauplatz. Das Geld wird mit den Prozessoren verdient und die werden dafür sorgen, dass Intel auch in Zukunft nicht die Bodenhaftung verliert.