Seit Anfang des Jahres ist R&C Mitglied der Trusted IoT Alliance. Was versprechen Sie sich davon?
Der Markt für Blockchain-Technologien ist ja noch jung; entsprechend ist nicht nur der technologische Austausch wichtig, sondern auch die Diskussion über Anwendungsgebiete und das Lernen von Pilotprojekten aller Art, gerade wenn man wie Riddle&Code Blockchain-Chips liefert und diese entsprechend in nahezu jeder Industrie sinnvoll eingesetzt werden können. In Verbänden wie der Trusted IoT Alliance sitzen wir mit den globalen Playern an einem Tisch und können diese über die Potenziale dieser Technologie aufklären, während wir gleichzeitig die industrie-spezifischen Fragestellungen der verschiedenen Firmen besser verstehen. Während die Trusted IoT Alliance dies auf breiter Basis versucht, sind andere Vereinigungen branchenspezifischer unterwegs – etwa die MOBI Alliance, bei der wir auch Mitglied sind und die die Auto-Industrie an einem Tisch zusammenbringt.
Inwiefern erleichtert die Blockchain den Einsatz von digitalen Zwillingen im IoT?
Wir haben diese Fragen ausführlich in einer gemeinsamen Studie mit unseren Partnern von Deloitte erörtert – man kann sie auf unserer Website herunterladen. Die Hauptargumente für die Blockchain als technologische Grundlage ist ja klassischerweise die Sicherheit der Daten – aber ebenso wichtig gerade für die Industrie ist das Vertrauen: Am Ende des Tages sind wir kein Startup, das Chips designen und liefern will, sondern wir bieten selbstzertifizierende und vollautomatisierbare Systeme an.
Auf diese können sich dann die beteiligten Firmen verständigen, ganz im Sinne von: die Daten, die aus den so gesicherten Maschinen oder Sensoren kommen, sind wahr und wurden gesichert übertragen, also rechnen wir auf dieser Basis ab. Konkret bedeutet das: Was würde aus der KFZ-Versicherung werden, wenn nach einem Unfall ohne Zeugen – da wir ja alle zeitungslesend im Fond unserer selbstfahrenden Autos sitzen – die Daten einfach von Hackern aus der Telematik-Einheit gelöscht werden könnten? Die Versicherer und auch die anderen Parteien haben in diesem Fall ja einander entgegengesetzte Interessen, und nur wenn die Daten direkt und gesichert in eine nicht fälschbare Blockchain eingespielt werden, kann das System genug Vertrauen bieten. Heute sind in den Telematik-Boxen von Autos normale SIM-Karten verbaut, und das ist gefühlt für einen Hacker ab der 8. Klasse keine echte Herausforderung.
Startups sind besonders im Blockchain-Umfeld stark vertreten und werden auch gerne von Investoren gefördert. Wie sieht Ihre Investoren-Struktur aus?
Riddle&Code besitzt dank der erfolgreichen Karrieren und Exits der Gründer eine gesunde Autarkie – aber da es bei derart führender Hochsicherheits-Technologie potenziell um ‚den Markt‘ in globaler Dimension als Ziel geht, brauchen auch wir natürlich strategische Partner, um zur richtigen Zeit mit den nötigen Mitteln präsent zu sein, wenn die Infrastruktur von morgen entsteht. Deshalb haben wir 2017 eine 10%ige Minderheitsbeteiligung als strategisches Seed-Invest aufgenommen, von einer Firma, die selbst international im IoT-Bereich aktiv ist und die wir auch mit technischen Lösungen beliefern. Derzeit befassen wir uns für die globale Expansion mit den passenden Finanzierungs-Optionen, die dem enormen Potenzial dieses Technologie-Feldes Rechnung trägt.
Und wie sehen die weiteren Pläne für Ihr Unternehmen aus?
Da der Blockchain-Markt noch recht jung ist, ist natürlich vieles in Bewegung. Bei Riddle&Code haben wir eine klare Vision, wie die verschiedenen Industrien sich wandeln werden – aber natürlich muss das auch bei den Entscheidern dort so ankommen. Insofern haben wir erst dieses Jahr damit begonnen, nach etlichen Pilot-Projekten und Auftragsentwicklungen eigene Produkte zu launchen – und werden uns in naher Zukunft je nach Akzeptanz am Markt entscheiden, wo wir die Schwerpunkte setzen und den Vertrieb oder Partnerschaften forcieren.
Aber es kann auch sein, dass wir noch mehr End-to-End-Lösungen anbieten müssen, da manche der nötigen Bausteine einfach noch nicht da oder nicht optimal gestaltet sind. Das gilt sowohl für die Lösungen vieler Blockchain-Anbieter als auch für die digitale Realität der Industrie 4.0. Und was nicht passt, wird bekanntlich gemacht, gerade in unserer Ingenieurs-Kultur.