Und die Hardware – sprich die SMT-Maschinen? Industrie-4.0 Aspekte sind heute bei allen neuen Produktionslinien Standard. Auch die Vernetzung der Maschinen untereinander wird immer standardisierter und funktioniert immer besser, bestätigen die Forumsteilnehmer. Durch die Einführung des Hermes-Standards, der von führenden SMT-Maschinenbauern getrieben wird, sind weitere Verbesserungen zu erwarten. Mit „The Hermes Standard“ haben 16 große SMT-Maschinenhersteller, darunter ASM und Asys, vor wenigen Monaten einen neuen, herstellerübergreifenden und offenen Standard für den Austausch von Daten zwischen Maschinen in der SMT Fertigung auf den Weg gebracht. Die Version 1.0 wird offiziell auf der productronica vorgestellt. Sie soll IPC-SMEMA-9851 ablösen. Dieser Standard gilt inzwischen als technisch überholt und erfüllt nicht die Anforderungen einer Smart Factory an die durchgängige Kommunikation zwischen allen Fertigungssystemen und Maschinen. SMEMA bietet aufgrund seiner grundsätzlichen Architektur keine Möglichkeit einer weiteren Anpassung oder Fortentwicklung. Im Gegensatz dazu soll Hermes eine protokollbasierte Kommunikation zwischen den SMT-Maschinen ermöglichen und wird bereits bei einigen Pilotanwendern – auch aus der EMS-Industrie – erprobt.
Neben den zahlreichen Optimierungen, die die Industrie 4.0 für die vernetzte Fertigung bereit hält, erweisen sich Anwendungen rund um das IoT als „Topseller“ im Markt und damit dürfen sich auch die Elektronikdienstleister über steigende Umsätze aus diesem Umfeld freuen. »IoT ist ein Megatrend, das macht sich für uns sehr deutlich bemerkbar«, sagt Rüdiger Stahl, Geschäftsführer von TQ. »Wir sind bereits seit etwa 20 Jahren IoT-Lösungsanbieter, auch wenn es damals den Begriff IoT noch gar nicht gab. Damals haben wir erste kleine Mikrokontroller-Module mit Internetanbindung entwickelt. Heute ist das Geschäft mit diesen Lösungsbausteinen einer der Erfolgsfaktoren für den TQ-Bereich Embedded.«
Auch der TQ-Geschäftsbereich Automatisierung profitiert vom IoT-Boom über kundenspezifische Lösungen für die Hausautomatisierung und das Energiemanagement. »Dem Smart Home attestiert der ZVEI die höchsten Wachstumsraten«, erklärt Johann Weber, »weil der Anwendungsbereich sehr umfassend ist, bis hin zu Elektroinstallationen für die LED-Technik«.
Die gute Nachricht dabei ist, dass viele Teile des Smart Home keine Billig-Massenware sind und daher auch mitteleuropäischen Elektronik-Dienstleistern die Teilhabe an diesem Markt ermöglichen, bekräftigen die Teilnehmer am Markt&Technik-Forum. An IoT-Anwendungen mit sehr hohen Stückzahlen wird der EMS in D/A/CH oder Europa kaum partizipieren können, gibt Ralf Hasler zu bedenken, Geschäftsführer von Lacon. Das Smart Home hingegen bietet hiesigen Elektronik-Dienstleistern Potenzial auch deswegen, »weil sich Firmen mit dem Smart Home beschäftigen, die vorher nichts mit Elektronik zu tun hatten.
Auch die smarte Medizintechnik ist nach dem Bekunden einiger Forumsteilnehmer ein viel versprechender Markt für die EMS-Industrie in D/A/CH. Darunter fallen smarte Applikationen, mit denen Patienten ihren Gesundheitszustand mobil überwachen können, oder Fitness-Tracking-Geräte bis hin zu Life Science. Viele Start-ups positionieren sich in diesem Segment. Teils sind sie besonders erfolgversprechend, weil sich darin etablierte Kräfte aus Konzernen mit jungen Talenten mischen.
Die Aussichten für die EMS-Industrie, aus dem IoT in verschiedenen Facetten und Märkte weiteres Wachstum zu generieren, stehen also sehr gut. »Viele branchenfremde Firmen beschäftigen sich mit IoT und brauchen Design-Unterstützung bis hin zum NPI-Prozess und dem Aufbau der richtigen Supply-Chain und des Bauteilemarktes. Der EMS ist DER Optimierungspartner für den Neuling und für Start-ups in diesen Bereichen«, fasst Rainer Wagner zusammen, Geschäftsleitung Vertrieb und Einkauf von BMK