Ein wichtiger Trend ist Single Pair Ethernet. Dätwyler bietet ein breites Portfolio an SPE-Kabeln an, zum Beispiel für Smart Buildings und IoT-Netzwerke. Welche Erwartungen das Unternehmen an die Technologie knüpft, erläutert Ivan Corsini, Produktmanager Industrial Europe von Dätwyler IT Infra.
Markt&Technik: Welches Potenzial hat Single-Pair-Ethernet und wo steht die Technologie heute?
Ivan Corsini: In der Industrie ist SPE zunehmend für den einfachen und kosteneffizienten Datentransport über lange Strecken gefragt. Hier wird die Technologie dazu beitragen, die steigende Anzahl an vernetzten Geräten und Sensoren in der Produktion effizient zu integrieren. Für das Unternehmen Dätwyler, das traditionell stark im Bereich der Gebäudeinfrastruktur verankert ist, ist SPE auch für die Gebäudeautomatisierung eine vielversprechende Technologie. Wir sehen für die nächsten Jahre ein großes Potenzial für Anwendungen in Smart Buildings sowie IoT-Umgebungen. SPE kann hier Daten und Energie über ein einziges Adernpaar transportieren, was die Verkabelung vereinfacht und Kosten reduziert.
Woran hat Dätwyler in letzter Zeit gearbeitet? Welche neuen SPE-Produkte gibt es von Ihrem Unternehmen?
Wir haben unsere Expertise in der Gebäudetechnik auf die speziellen Anforderungen der Industrie ausgedehnt. Es gibt nun erste SPE-Kabel von uns auf dem Markt, die speziell für raue Industrieumgebungen entwickelt wurden. Diese zeichnen sich durch ihre hohe Beständigkeit gegen mechanische Belastungen und Umwelteinflüsse aus, während sie gleichzeitig die nötigen hohen Datenraten bieten. Zusätzlich arbeiten wir an Lösungen für die zukünftige Integration von SPE in Gebäudeinfrastrukturen. Unsere SPE-Produkte ermöglichen nicht nur eine einfache Installation, sondern sind auch mit den bestehenden Netzwerksystemen kompatibel, was den Übergang zu einer SPE-basierten Infrastruktur erleichtert.
Obwohl viele SPE-Komponenten jetzt verfügbar sind und die Vorteile von Single-Pair-Ethernet zum Teil auf der Hand liegen, ist die Technologie noch nicht vollumfänglich am Markt angekommen. Warum zögern die Kunden?
Viele Kunden stehen noch vor der Herausforderung, die Investitionen in bestehende Netzwerkinfrastrukturen mit den Vorteilen von SPE abzuwägen. Sie sind nicht sicher, ob der Umstieg auf SPE wirklich notwendig ist oder welche Vorteile er bringt. Ein häufiges Kundenfeedback, das wir erhalten, betrifft die Angst vor möglichen Komplikationen bei der Integration in bestehende Systeme. Zudem wünschen sich einige Kunden mehr Informationen und Beispiele für erfolgreiche Anwendungen von SPE in der Industrie, um besser beurteilen zu können, wie die Technologie ihnen nutzen kann.
Ist die Vision, die man mit Single-Pair-Ethernet verfolgt, trotzdem noch die gleiche wie vor zehn Jahren? Oder hat sich im Laufe der Zeit daran etwas verändert?
Die ursprüngliche Vision von Single-Pair-Ethernet, eine einfache, kosteneffiziente Netzwerktechnologie für die Industrie und Automobilbranche zu schaffen, bleibt bestehen. Was sich jedoch verändert hat, ist ein zunehmendes Interesse anderer Branchen an dieser Technologie. Heute sehen wir, dass SPE auch in der Gebäudeautomatisierung, im IoT und sogar in der Energietechnik Fuß fassen kann. Für Dätwyler bedeutet das, dass wir unsere Lösungen ständig weiterentwickeln und anpassen, um den wachsenden Anforderungen verschiedener Märkte gerecht zu werden. Wir glauben, dass SPE eine Schlüsseltechnologie sein wird, um die zunehmende Vernetzung von Geräten und Systemen über verschiedene Branchen hinweg zu ermöglichen – und wir sind bereit, unsere Kunden auf diesem Weg jetzt zu unterstützen.
Die Fragen stellte Corinna Puhlmann-Hespen