5G wird derzeit als DER Absatzmarkt der Zukunft gehypt. Kann die Distribution und ganz konkret Ihre Firma überhaupt davon profitieren oder ist das eher ein OEM-Markt?
Für uns ist der 5G-Markt nicht DER hochinteressante Absatzmarkt, von dem wir riesige Stückzahlen erwarten. Das ist im Wesentlichen ein Geschäft für die großen OEM-Anbieter. Für alle anderen bleiben die Nischenprodukte in kleineren Stückzahlen.
Aber 5G ist durchaus eine Herausforderung, die uns alle betrifft, weil die Technologie einen gewaltigen Bedarf an Bauteilen nach sich zieht. Die Allokation im letzten Jahr wäre wohl noch dramatischer verlaufen, wenn die Board-Hersteller ihren Bedarf an Intel-Prozessoren hätten decken können.
Und was nicht vergessen werden darf: Aus Umweltgesichtspunkten bzw. im Hinblick auf die Strahlenbelastung ist 5G bedenklich. So wird etwa beim Einsatz in der Elektromobilität die maximal gesundheitsverträgliche Obergrenze von 400 Nanotesla deutlich überschritten. Man rechnet in einem Elektrofahrzeug mit einer vielfach höheren Belastung. Nachzulesen ist dies beim Bundesverband für Strahlenschutz, der hierzu eine entsprechende Veröffentlichung zu den Gefahren des Elektrofahrzeuges herausgegeben hat.
Sie gehören demnach zu den Skeptikern der Elektromobilität?
Man muss sich dessen bewusst sein, dass die Batterietechnologie über die komplette Wertschöpfungskette eine große Umweltbelastung darstellt. Hinzu kommen die Schwierigkeiten mit der Ladeinfrastruktur. Einerseits kommen die Stadtwerke mit dem Aufbau der adäquaten Infrastruktur nicht hinterher, auf der anderen Seite ist es für alle, die kein Eigenheim besitzen, denkbar schwierig oder unmöglich, eine Ladesäule zu installieren – und kostspielig obendrein. Alles in allem ist das E-Fahrzeug meines Erachtens ein Luxusgut. Denn wer kann sich mit einem Durchschnittseinkommen in Europa überhaupt ein Elektroauto leisten? Wohl nur ein Bruchteil der Bevölkerung: die sogenannten Besserverdiener. Hinzu kommen die Probleme mit E-Fahrzeugen bei Pannen oder Unfällen, unter anderem aufgrund der Kurzschlussgefahr.
Aber sollten wir trotz der hohen CO2-Belastung wirklich beim konventionellen Auto bleiben?
Der deutsche CO2 -Automobil-Ausstoß entspricht anteilig am weltweiten Ausstoß etwa einer Briefmarke in einer 120 Quadratmeter großen Wohnung. Auf der ganzen Welt werden heutzutage Benzin- und Dieselfahrzeuge gefahren, und im Schiffsverkehr und beim Güterverkehr ist Diesel immer noch Gang und Gäbe. Was eine handvoll Personen in der Bundesregierung fordern, ist nicht rational. Ich würde mir von der Bundesregierung stattdessen vernünftige und realistische Umweltansätze wünschen!
Zum Beispiel?
Dazu gehören z.B. Flugzeuge mit vermindertem Kraftstoffverbrauch. Und einen interessanten Antriebs-Ansatz gibt es zum Beispiel bereits im Schiffsbau: Dort werden kleine Elektromotoren eingesetzt, die von einem Generator angetrieben werden, ohne dass die Batterie dazwischen geschaltet ist. Das wäre doch ein schönes und unabhängiges Konzept auch für die Automobilindustrie.
Wäre ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen nicht auch ein probater Beitrag zum Umweltschutz – und natürlich zu weniger Unfällen?
Im Ausland herrscht die Meinung vor, dass wir in Deutschland kein Speed Limit hätten, aber tatsächlich haben wir im Straßennetz nur etwa 5 Prozent Autobahn und davon sind etwa 60 Prozent sowieso bereits reglementiert. 98 Prozent der Unfälle passieren bei Tempo unter 120, weil die Autofahrer dazu übergehen, sich ihre Langeweile mit dem Handy zu zerstreuen. Und tatsächlich liegt Deutschland bei der Unfallstatistik nur im Mittelfeld. Um den Fahrverkehr sicherer zu machen, ist es ganz klar ein Thema, Ablenkungen wie SMS und WhatsApp – auch mit technischen Möglichkeiten – zu minimieren bzw. strenger zu sanktionieren, bevor man über ein Tempolimit diskutiert. Denn dieses würde unserer Automobilindustrie sehr schaden.
Inwiefern?
Der Absatz von Fahrzeugen mit Hochleistungsmotoren würde deutlich zurückgehen, und das würde die deutsche Automobilindustrie hart treffen. Es stellt in Europa kein Automobilbauer so viele Hochleistungsmotoren her wie die deutsche Automobilindustrie, und dieses Geschäft würde man sich unter Umständen kaputt machen.
Mit dem autonomen Fahren würde sich die Diskussion um ein Tempolimit unter Umständen ja von selbst erledigen. Bis das soweit ist, kann es allerdings wohl noch einige Zeit dauern. Sie haben im letzten Jahr die Infrastruktur hierzulande in dieser Hinsicht mit der einer Bananenrepublik verglichen. Sehen Sie inzwischen für Deutschland Licht am Ende des Tunnels?
An meiner Meinung hat sich nichts verändert. Im Gegenteil – ich sehe keine Fortschritte. Es wird viel geredet, aber es fehlt an der Umsetzung. Wir haben doch nicht mal ein flächendeckend funktionierendes 3G- oder 4G-Netz, geschweige denn 5G. Hinzu kommt: Autonomes Fahren funktioniert nur über die Cloud und die Cloud fordert eine Menge sicherheitsrelevanter Anforderungen. Wie will man diese Datensicherheit für das autonome Fahren flächendeckend gewährleisten? Auch die Speicherkapazitäten müssen immens sein. Grundsätzlich glaube ich an die Technologie „autonomes Fahren“. Aber wir hierzulande sind beim autonomen Fahren Lichtjahre hinterher gegenüber anderen Nationen. Ehe bei uns ein 5G-Fahrzeug fahren wird, wird ein Passagier auf dem Mars landen.
Und auch für das autonome Fahren gilt: Man muss sich überlegen, wie die Bevölkerungspyramide aufgebaut ist und für wen man welche Produkte anbieten kann bzw. wer sich welche Produkte überhaupt leisten kann, denn mit den Funktionen des autonomen Fahrens wird ein Auto um ein Vielfaches teurer.