Analogtechnik - ein Hauptmarkt für die Halbleiterdistribution

»Ohne Analogtechnik geht nichts«

10. März 2011, 17:17 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zu wenig Analog-FAEs?

Karlheinz Weigl
Karlheinz Weigl: »Gute Analog-FAEs fallen nicht vom Himmel. Es wird kein voll ausgebildeter Analog-Spezialist direkt von der Uni kommen.«
© Silica

Der Bedarf an Analog-Fachleuten ist groß, viele Distributoren suchen händeringend nach patentem Nachwuchs. Aber »gute Analog FAEs fallen nicht vom Himmel«, stellt Karlheinz Weigl von Silica fest. Teils wird heute die Analogtechnik im Rahmen der Ingenieursstudiengänge nicht oder nur am Rande gelehrt. Aber selbst wenn das Thema auf dem Stundenplan der Studenten steht: »Es wird kein voll ausgebildeter Analog-Spezialist direkt von der Uni kommen«, gibt Weigl zu bedenken. Durch gezielte Ausbildung primär durch die Hersteller, aber zum großen Teil auch durch autodidaktisches Training entwickeln sich Ingenieure zu Analog-Spezialisten. Aber es gehöre einfach eine gewisse Affinität dazu, so Weigl, man muss die Technologie »mögen«.

Rutronik arbeitet für die Ausbildung von Analog-FAEs unter anderem mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe zusammen. Dabei kommen die Studenten in den Genuss einer zweigleisigen Ausbildung aus Theorie an der Uni und der Praxis beim Distributor.

Die »richtigen« Hersteller auf der Linecard

Gute Analog-FAEs sind eine Seite der Medaille, maßgeblich für den Erfolg im Analogbereich ist aber noch immer die Linecard. »Hat man als Distributor nicht die »richtigen« Hersteller auf der Linecard, kann man nicht mitmischen«, stellt Rainer Maier klar. Avnet Memec ist mit Maxim als Fokuslinie sehr gut aufgestellt und hat den Hersteller mittlerweile weltweit unter Vertag. Maxim verfüge laut Meier über ein umfangreiches und »ausgesprochen innovatives Produktspektrum«. Neben Maxim deckt Avnet Memec mit Allegro, Cirrus, Semtec und Intersil den Analogbereich zu 90 Prozent ab.

Diese Hersteller ergänzen sich alle sehr gut, es gebe, so Meier, wenig bis gar keine Überschneidungen auf der Linecard. So ergänzt Intersil Maxim bei Power-Modulen, PWM-Controllern und im Segment Aerospace und Military.

Wie in allen Produktbereichen, so konzentriert sich EBV auch bei der Analogtechnik auf eine begrenzte Anzahl technisch führender Lieferanten: Mit Avago, Fairchild, Freescale, Infineon, National Semiconductor, NXP, ON Semiconductor, Sensata, STMicroelectronics, Texas Instruments, Toshiba und Vishay sieht Khebere seinen Bereich über das gesamte Analog-Spektrum hinweg bestens positioniert. Mit einer eher breiter angelegten Analog-Linecard wartet Future Electronics auf, darunter National Semiconductor, ON Semi und Littelfuse. »Darüber hinaus gehen wir mit Herstellern wie Cypress und Exar in die Bereiche, in denen Analog und Digital zusammenläuft und bieten auch PSoCs und digitale Power-Lösungen«, erläutert Gerald Meier die Strategie.

Silica hingegen setzt für die analoge Signalverabeitung auf Analog Devices, Texas Instruments und Maxim. Für die Leistungselektronik arbeitet der Halbleiter-Distributor mit Infineon, STMicroelectronics und International Rectifier zusammen und bietet damit nach Aussage von Weigl ein komplettes Analogportfolio.

Andreas Mangler, Director Strategic Marketing bei Rutronik
Andreas Mangler: »Weil die Marktführer nicht immer die Spitzenpositionen in Sachen kommerzielle Wettbewerbsfähigkeit und gleichzeitig Performance haben, legen wir großen Wert auf die Mischung aus großen Herstellern und kleineren Anbietern.«
© Rutronik

»Weil die Marktführer nicht immer die Spitzenpositionen in Sachen kommerzielle Wettbewerbsfähigkeit und gleichzeitig Performance haben, legen wir großen Wert auf die Mischung aus großen Herstellern und kleineren Anbietern, die häufig eine Nische perfekt bedienen«, betont Andreas Mangler von Rutronik. Deren eher applikationsspezifische Lösungen sehe er im jetzigen Anwendungsumfeld durchaus auf dem Vormarsch. Mit ST Microelectronics und Infineon hat Rutronik zwei große Linien im Bereich Power Management an Board. Mit Intersil deckt der Distributor vor allem die analoge Signalaufbereitung ab.

Zu den Nischenlieferanten zählen NJRC, ZMDI, Microchip, Diodes Zetex und Rohm. ZMDI beispielsweise führt hoch integrierte und komplette Systemlösungen, »wie sie in dieser Tiefe weder die traditionellen Broadliner unter den Herstellern noch andere Anbieter führen«, versichert Mangler. Die SoCs von ZMDI gehen sehr tief in die einzelne Applikation und erfüllen diese Anforderungen passgenau und effizient. Im Vergleich zum diskreten Aufbau haben sie eine Reihe Vorteile - sowohl technisch, z.B. Störfestigkeit, als auch kommerziell.

Für die Analoghersteller ist die Distribution vor allem in Europa ein sehr wichtiger Vertriebskanal, einige Hersteller generieren bis zu 60 Prozent ihres Umsatzes in diesem Bereich über die Distribution.

Was erwartet der Hersteller von »seinem« Distributor? »Vor allem die technische Expertise inklusive die notwendigen Tools und FAEs, die auf das Analog-Spektrum spezialisiert sind«, so die einhellige Aussage der Distributoren. Genauso wichtig, so Khebere »ist aber auch ein umfassendes Mehrwertkonzept für alle Bereiche der Wertschöpfungskette der Kunden, inklusive Produktveredelung und moderner Logistik- und Supply-Chain-Management-Lösungen.«

Beim Design-In ist das Systemverständnis gefragt

Weil in jedem Projekt in irgendeiner Weise Analogtechnik zum Einsatz kommt, ist eine Aufteilung des Design-In-Projektes in Analog und Digital nicht sinnvoll, vielmehr steht bei den Distributoren der Systemgedanke und das Prinzip des »System Sellings«, wie beispielsweise Avnet Memec das Konzept bezeichnet, im Mittelpunkt. Zwar ist der Analoganteil abhängig von der jeweiligen Anwendung, »aber die Analog-Technik wird immer einen wichtigen Teil der Systemlösung ausmachen«, erklärt Khebere.

Auch die Software spielt nach Ansicht von Khebere eine immer wichtigere Rolle bei der Art und Weise, in der die Analogtechnik innerhalb eines Systems arbeitet, und das beeinflusst auch die strategischen Entscheidungswege beim Kunden. So würden laut Khebere etwa 70 Prozent der Entwicklungs-Entscheidungen mittlerweile von Software-Ingenieuren gefällt. In der Signalkette geht es primär darum, die für den Kunden effizientesten Wandler, Filter und Sensoren zu bestimmen, denn, so Weigel »die Signalkette ist nur so gut wie das schwächste Glied«.

Somit ist die Analogtechnik am Anfang der Signalkette von sehr großer Bedeutung. Eventuelle Fehler an dieser Stelle lassen sich später nicht oder nur aufwendig korrigieren. »Wir sind in der Lage, mit unseren FAEs dem Kunden eine komplette Lösung vom Sensor über den Controller bzw. DSP bis hin zum Aktuator anzubieten. Wichtig dabei ist die sehr enge Verzahnung vom Entwickler auf der Kundenseite und dem FAE.« Im Powerbereich rät Silica dagegen vorzugsweise zu integrierten Technologien. Denn der Aufbau von energieeffizienten Stromversorgungen auf diskreter Basis ist laut Weigel »sehr schwierig«.

Egal ob Signalverarbeitung oder Power Management: Für das Design-In ist nach Aussage von Mangler das Systemverständnis für das gesamte Mess- oder Signalaufbereitungssystem des Kunden erforderlich: »Die Integration in den Systemen transformiert den ursprünglich diskreten Schaltungsaufbau auf die Chipebene. Ein reines Abgleichen der Parameter führt dann nicht mehr unbedingt zu einer Lösung, die für das Gesamtsystem richtig ist. Deshalb ist ein durchgängiges Verständnis für die Gesamtapplikation unabdingbar.«


  1. »Ohne Analogtechnik geht nichts«
  2. Zu wenig Analog-FAEs?
  3. Welche Trends treiben die Analogtechnik?

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