1 Mrd. Yen

Ghosn auf Kaution frei

5. März 2019, 8:04 Uhr | Heinz Arnold
Carlos Ghosn, früherer Verwaltungsratschef des Renault-Partners Nissan, während einer Pressekonferenz.
© dpa | Bildfunk

Die Verteidiger haben eine Sieg errungen: Nach mehr als 100 Tagen in Untersuchungshaft könnte Carlos Ghosn heute schon auf Kaution das Gefängnis verlassen.

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Das zuständige Gericht in Tokio hat dem Antrag jedenfalls statt gegeben, die Entlassung aus dem Gefängnis dürfte damit nur noch eine Formalie sein, auch wenn sie durch die Staatsanwaltschaft noch angefochten werden kann.

Damit können sich die Verteidiger nun auf die Vorbereitung des Prozesses gegen Ghosn konzentrieren. Ghosn selber hat nun auch die Möglichkeit, sich besser mit seinen Verteidigern abzustimmen. Dass er über so lange Zeit nicht  auf Kaution aus Untersuchungshaft entlassen wurde, hatten auch japanische Rechtsanwälte kritisiert. Mehrere Ankäufe seines damaligen Rechtrsanwalts, die Entalssung auf Kaution zu erwirken, waren gescheitert. Wann der Prozess ggen Ghson beginnt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Ghosn muss 1 Md. Yen (7,9 Mio. Euro) Kaution aufbringen und hat einer Überwachung durch Sicherheitskameras zugestimmt. Außerdem darf er Japan nicht verlassen.

Die Verschwörungstheorie

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Nissan und Renault soll in Japan der Prozess wegen Veruntreuung von Geld und zahlreicher weiterer Wirtschaftsvergehen als Nissan-Chef gemacht werden. Unter anderem habe er sein tatsächliches Gehalt verschleiert und Nissan habe für Verluste aus seinen privaten Aktiengeschäften aufkommen müssen.

Ghosn selber hält sich in allen Anklagepunkten für unschuldig und sieht sich als Opfer einer Intrige innerhalb von Nissan. Das Management hätte gefürchtet, die Selbständigkeit gegenüber Renault gänzlich zu verlieren und daraufhin das Komplott geschmiedet. Alles was er an Gehalt bekommen hätte, sei ausgewiesen worden, allen Ausgaben, die er tätigte, hätten die zuständigen Manager innerhalb von Nissan zugestimmt.

Auch sein neuer Anwalt, Junichiro Hironaka, der die Freilassung anders als sein Vorgänger nun erwirken konnte, hält zumindest für erstaunlich, dass all die teilweise mehr als zehn Jahre zurückliegenden Anschuldigungen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt bei der Staatsanwaltschaft landeten, als Manager von Nissan um die Selbständigkeit des Unternehmens fürchteten und nicht in Abhängigkeit von Renault geraten wollten, an der zu allem Überfluss auch noch der französische Staat beteiligt ist. Ob sogar das immer noch mächtige Miti (Ministerium für Wirtschaft und Industrie) eine Rolle in dem Drama gespielt haben könnte? Gerüchte gibt es viele, offiziell wird darüber selbstverständlich nichts gesagt.


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