Nach 108 Tagen in Untersuchungshaft hat Carlos Ghosn das Gefängnis verlassen. Er musste eine Kaution von 8,9 Mio. Euro hinterlegen und wird über Kameras überwacht.
Schon dass Ghosn das Gefängnis überhaupt verlassen durfte, stieß unter japanischen Juristen und Kennern des Justizsystems auf Überraschung, denn Ghosn wurde auf Bewährung entlassen, obwohl sich der Prozess noch in einer sehr frühen Phase befindet und beide Seiten noch nicht einmal ihre Beweise dem Richter präsentiert haben. Nur 30 Prozent aller Angeklagten hätten dies im vergangen Jahr erreicht, wie die japanischen Zeitung Nikkei Asian Review berichtet. Die meisten müssen zuvor ihre Schuld bekennen. Die Verurteilungsrate in Japan liege in solchen Fällen bei 99 Prozent.
Das neue Verteidigungs-Team von Ghosn, das vergangenen Monat ernannt wurde, sei dem Gericht entgegen gekommen und habe sehr strenge Auflagen akzeptiert, die Ghosn erfüllen muss. So wollten seine Verteidiger das Gericht gnädig stimmen, nachdem zwei Anläufe seiner vorhergehenden Verteidiger gescheitert waren.
Die scharfen Auflagen sehen unter anderem vor, dass Ghosn über seinen Computer und sein Smartphone keinen Zugang zum Internet hat. Personen, die in den Fall verwickelt sind, darf er nicht kontaktieren.
Er dürfe aber wohl Aufsichtsrats-Meetings von Nissan, Renault und Mitsubishi besuchen, weil er offiziell in allen drei Gremien noch vertreten ist.
Als Ghosn das Gefängnis verließ, verdeckte eine weiße Maske sein Gesicht, er trug eine Uniform wie seine Wächter. Jetzt will er in der Öffentlichkeit auftreten und dafür kämpfen, seine Unschuld zu beweisen. Alle Anschuldigungen gegen ihn seien unbegründet, wie er immer wieder erklärte.