Softwaredefinierte Fahrzeuge bieten Raum für Innovationen. Jedoch eröffnen Schwachstellen in der Software neue Einfallstore und werden zum Risiko für die Sicherheit. Welche Risiken das sind und welche Schritte für mehr Datensicherheit ergriffen werden sollten.
Das digitale Inventar eines softwaredefinierten Fahrzeugs und seine unterstützende Backend-Infrastruktur sind heute genauso wichtig wie traditionelle Hardwarekomponenten. Eine Studie des Weltwirtschaftsforums und der Boston Consulting Group schätzt, dass SDVs bis 2030 einen Wert von über 650 Milliarden US-Dollar für die Automobilindustrie erreichen werden, was 15 bis 20 Prozent des Automobilwerts ausmacht. Laut der Analyse des SDV-Wachstums werden sich die OEM-Einnahmen aus der Automobilsoftware und -elektronik bis 2030 verdreifachen, und zwar von 87 Milliarden auf 248 Milliarden US-Dollar.
Da die Software immer wichtiger für den Wert des Fahrzeugs wird, wächst das Zulieferer-Ökosystem für die OEMs und wird immer komplexer. Zudem werden kontinuierliche OTA-Updates nötig, nachdem das Fahrzeug das Werk verlassen hat. Schätzungen gehen davon aus, dass softwaredefinierte Fahrzeuge bald bis zu 2 Terabyte an Daten pro Tag produzieren. Durch die Verarbeitung immer größerer Datenmengen, ist die Automobilindustrie mit größeren Sicherheitsrisiken konfrontiert als je zuvor.
Daten verändern deshalb auch die wirtschaftlichen und betrieblichen Gegebenheiten der Automobilbranche. Für Hacker bedeutet dies, dass der Wert nicht mehr nur im Fahrzeug selbst liegt. SDVs erfassen und teilen eine Fülle von äußerst wertvollen persönlichen Daten des Fahrers, dank vielfältiger Personalisierungsmöglichkeiten. Die Nutzung dieser Daten in großem Maßstab bietet eine Menge Vorteile bei relativ geringem Risiko. Darüber hinaus vergrößert das ausgedehnte Netz von Anbietern und Lieferanten von Software, Diensten und Konnektivität, von dem die SDVs abhängen, die potenzielle Angriffsfläche sowie die Möglichkeiten für Hacker. Innerhalb weniger Jahre haben sich Ausmaß und Auswirkungen von Cybersecurity-Vorfällen in der Automobilbranche dramatisch verändert – von kleinen, isolierten Angriffen hin zu sehr großen, folgenschweren Ereignissen.
Diese Reputations-, Betriebs-, Regulierungs- und Finanzrisiken sind nicht nur theoretische Bedrohungen. Im Jahr 2023 deckte eine Gruppe von Sicherheitsforschern eine Reihe von Schwachstellen in Fahrzeugen von 16 Automobilherstellern auf – bei Hacks über Telematik, APIs und die zugehörige Infrastruktur. Sie reichten von der Möglichkeit, den Motor zu starten und zu stoppen, das Fahrzeug aus der Ferne zu ver- und entriegeln, bis hin zum Aufspüren des Fahrzeugstandorts. Sie waren auch in der Lage, auf verschiedene Arten von Informationen innerhalb der Umgebung des betroffenen Automobilherstellers zuzugreifen, darunter Kundenkonten und personenbezogene Daten wie Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen.
Von den vielen Sicherheitsrisiken, die daraus folgen, sind dies die derzeit möglichen:
Worauf deutet dies alles hin? Das Ausnutzen von Schwachstellen in den Backend-Telematikplattformen und dem OTA-Backend stellt heute die größte Chance für Hacker dar - und die größte Schwachstelle für Autohersteller, ihre Kunden und ihre Zulieferer- und Service-Ökosysteme.
Übergreifende Zusammenarbeit mit vielen OEMs ist nötig, um der Datensicherheit auf Plattform- und Netzwerkebene Priorität einzuräumen, für Kunden- und Datenschutz. Sinnvollerweise nutzt man dafür auf einen robusten Ring-Fencing-Ansatz, der Folgendes beinhaltet:
Ältere Geräte sind bei der Konfiguration oft auf SMS angewiesen, was erhebliche Sicherheitsrisiken birgt. Heute bieten viele Anbieter den Nutzern die Möglichkeit, den SMS-Verkehr innerhalb ihrer Netze zu kontrollieren. Die Implementierung benutzerdefinierter Erlaubnis- und Sperrlisten kann dabei helfen, die SMS-Kommunikation von und zu Geräten zu verwalten, während die standardmäßige Blockierung von Machine-to-Machine (M2M)-Konnektivität auf APNs das Risiko der Verbreitung von Malware oder bösartigen Angriffen in einem Netzwerk erheblich verringern kann.
Da immer mehr Fahrzeuge vernetzt werden, ist dies für OEMs von entscheidender Bedeutung, um ihre Kunden und IT-Landschaften vor sich entwickelnden Cyber-Bedrohungen zu schützen. Ohne die notwendigen Schutzmaßnahmen vergrößert sich die potenzielle Angriffsfläche und macht es Hackern leicht, diese auszunutzen. Mit einem umfassenden Ansatz für Datensicherheit müssen diese Bedrohungen nicht zur Realität werden.
Markus Klauser
ist Vice President Solution Sales & Senior Relation Management Automotive bei Cubic Telecom.