Nichts geht ohne Kabel

Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst

7. Oktober 2011, 10:37 Uhr | Stephan Janouch
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Trends beim konventionellen Bordnetz

Bild 2. Hochvoltkabelsatz von Leoni: Die Anforderungen von Elektro- und Hybridfahrzeugen machen spezielle, temperaturstabile Isolationsmaterialien erforderlich.
Bild 2. Hochvoltkabelsatz von Leoni: Die Anforderungen von Elektro- und Hybridfahrzeugen machen spezielle, temperaturstabile Isolationsmaterialien erforderlich.
© Leoni

Gibt es bereits aktuelle Elektromobilitätsprojekte, in denen Ihre Kabelsätze eingesetzt werden?

Dr. Probst: Seit einigen Jahren statten wir in den USA die Hybridfahrzeuge Chevrolet Tahoe und Cadillac Escalade aus. Unsere Produkte stecken auch in der Brennstoffzellen-Version der Mercedes-B-Klasse. Eines der jüngsten Projekte ist die Belieferung des elektrisch angetriebenen Mikrobusses mia, für den wir eine komplette Bordnetzlösung entwickelt haben, d.h. sowohl das Hochvoltbordnetz als auch die Leitungen für alle konventionellen Funktionen wie Beleuchtung, Instrumentierung oder Infotainment. In Indien konnten wir ebenfalls ein sehr interessantes Projekt gewinnen, dort werden wir das Hochvoltbordnetz für den rein elektrischen Kleintransporter Tata Ace liefern. Man sieht daran, dass das Thema Elektromobilität auch in den Emerging Countries stark vorangetrieben wird.

 

Wie viel Umsatz generieren Sie derzeit im Elektromobilitätsbereich?

Dr. Probst: Im laufenden Jahr bewegt sich der Umsatz noch im einstelligen Millionenbereich. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir aber deutlich zulegen und 2014 zweistellige Umsätze erreichen.

 

Welche Entwicklungs-Trends sehen Sie im Bereich des konventionellen Bordnetzes?

Probst: Vorrangiges Entwicklungsziel ist hier eindeutig eine Gewichtsreduzierung beziehungsweise eine strukturelle Vereinfachung des Kabelbaums. Moderne Fahrzeuge verfügen über Unmengen elektrischer und elektronischer Komponenten, die miteinander verbunden werden müssen, dabei aber die Montage des Kabelbaumes im Zuge der Fahrzeugfertigung erschweren. Die A-Säule ist deshalb aus Sicht der Kabelbaumverlegung mittlerweile ein echter Flaschenhals. Mögliche Lösungsansätze sind hierbei so genannte Multiplex-Systeme, bei denen mehrere Signale über eine Kupferleitung übertragen werden, oder die optische Signalübertragung; beides ist allerdings mit Mehrkosten verbunden. Auch dünnere Leitungsquerschnitte können zu einer Gewichts- und Platzreduzierung beitragen, bedingen aber neue Leitermaterialen, da Kupfer hier stellenweise an seine Grenzen stößt.

 

Inwieweit haben Sie Einfluss auf die Architektur des Bordnetzes?

Dr. Probst: Wir arbeiten in erster Linie als Systemlieferant für den Kabelbaum. Auch haben wir gemeinsam mit der Firma Hella vor zehn Jahren das Unternehmen Intedis gegründet. Dort entwickeln etwa 60 Ingenieure auf Basis von OEM-Vorgaben den jeweils optimalen Kabelbaum hinsichtlich Gewicht, Bauraum und EMV. Gleichzeitig sind wir frühzeitig in die Konzepterstellung des Fahrzeugherstellers eingebunden und versuchen, unser Know-how beispielsweise bei der Platzierung der einzelnen Steuergeräte einzubringen, um nicht zuletzt eine kostengünstige Lösung anzubieten.

 


  1. Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst
  2. Bedeutung der Elektromobilität
  3. Internationales Wachstum
  4. Trends beim konventionellen Bordnetz
  5. Fertigungsautomatisierung bei Kabelbäumen
  6. Zur Person: Dr.-Ing. Klaus Probst

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