Nichts geht ohne Kabel

Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst

7. Oktober 2011, 10:37 Uhr | Stephan Janouch
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Bedeutung der Elektromobilität

Bei den Fahrzeugverkäufen, die zuletzt ja laufend rekordverdächtig zunahmen, scheint die Nachfrage mittlerweile etwas abzuflachen. Sehen Sie als Zulieferer denselben Effekt?

Dr. Probst: Eine Abflachung sehen wir bisher nicht. Unser erstes Quartal war sehr stark, das zweite Quartal wird sich auf mindestens ebenso hohem Niveau bewegen. Eine Vorschau auf das zweite Halbjahr ist, auch wegen der noch ungeklärten Auswirkungen der Geschehnisse in Japan, derzeit noch schwierig. Wir haben zwar selber keine Automotive-Unterlieferanten in Japan, sind aber direkt an die von den OEMs produzierten Stückzahlen gekoppelt.

 

Gibt es spezielle Bereiche oder Applikationen, für die Sie starkes Wachstum prognostizieren?

Dr. Probst: Im Non-Automotive-Bereich ist es sicher das Thema regenerative Energieerzeugung, also Wind und Solar, wo spezielle UV-beständige Kabel benötigt werden. Zudem haben wir kürzlich ein großes Projekt im Bereich Schienenverkehrstechnik gewonnen, bei dem wir als Systemlieferant Kabelsysteme für Waggons liefern werden. Auch in der Industrieautomatisierung und in der Infrastrukturausrüstung, beispielsweise bei Tunnels oder Flughäfen, sehen wir ein großes Wachstumspotential für Leoni. Natürlich ist aber auch Elektromobilität ein wichtiges Thema, sowohl auf der Fahrzeugseite, bei der wir komplette Bordnetze inklusive Hochvoltverkabelung liefern, als auch im Bereich Lade-Infrastruktur.

 

Wie schnell, denken Sie, kann das Thema Elektromobilität wirklich an Bedeutung gewinnen?

Dr. Probst: Ich denke, man kann bereits innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre nennenswerte Umsätze generieren, aber trotzdem gibt es noch viele wichtige Punkte, die abgearbeitet werden müssen. Beispielsweise ist die Standardisierung bzw. Normung der Ladeeinrichtungen immer noch ein Flaschenhals. Bis Elektromobilität großflächig Fuß fassen wird, werden sicher noch acht bis zehn Jahre vergehen. Das liegt sicher nicht nur an den derzeitigen Kosten für Elektrofahrzeuge, sondern auch am Lebenszyklus eines Fahrzeugs, der inklusive Entwicklungsphase bei etwa zehn Jahren liegt.

 

Und dieser Entwicklung tragen Sie mit der im vergangenen Jahr gegründeten Business Unit Electromobility Rechnung?

Dr. Probst: Genau. In diesem Bereich arbeitet derzeit eine handvoll Mitarbeiter abteilungsübergreifend, d.h., sie fungieren als Schnittstelle zwischen unseren Kunden und unseren beiden Divisionen Wire & Cable Solutions sowie Wiring Systems, in denen weitere Wissensträger für alternative Antriebe sitzen, um eine optimale Lösung zu erarbeiten und die künftige Ausrichtung unseres Produktportfolios festzulegen. Dabei ist es sicher unsere Stärke, dass wir sowohl über Know-how in der Kabelherstellung als auch in der Bordnetzproduktion verfügen, was es uns erlaubt, schneller zu reagieren und unsere Kunden bei der Integration zu unterstützen.

 


  1. Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst
  2. Bedeutung der Elektromobilität
  3. Internationales Wachstum
  4. Trends beim konventionellen Bordnetz
  5. Fertigungsautomatisierung bei Kabelbäumen
  6. Zur Person: Dr.-Ing. Klaus Probst

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