Nichts geht ohne Kabel

Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst

7. Oktober 2011, 10:37 Uhr | Stephan Janouch
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Internationales Wachstum

Zurück zum Thema Wachstum. Wo wollen Sie international wachsen?

Dr. Probst: Wir sehen international vor allen Dingen in den BRIC-Staaten Wachstumspotential, wobei wir die Prioritäten in umgekehrter Reihenfolge setzen, d.h. zuallererst China, dann Indien, Russland und zuletzt Brasilien. In Brasilien haben wir eine Fabrik für Bordnetze vor allem für deutsche OEMs, doch sehen wir hier nur begrenztes Potential. China, Indien und Russland sind dagegen unsere Kernwachstumsfelder. In Russland betreiben wir bereits zwei Fabriken, die in einem Fall Kabelsätze für den größten russischen Nutzfahrzeughersteller Kamaz und im anderen Fall die Kabelbäume für den seit kurzem ebenfalls in Russland produzierten Dacia Logan liefern. Außerdem statten wir Fahrzeuge von PSA aus. Auch mit Nissan sprechen wir über ein SUV-Projekt, dass eine Erweiterung unserer Produktionskapazitäten bedingen würde. Prozentual gesehen wird der russische Markt in den nächsten Jahren das größte Wachstum aufweisen, auch wenn China, absolut betrachtet, am stärksten zulegen wird. China wird sicher auch eine führende Rolle im Bereich Elektromobilität einnehmen, nicht zuletzt wegen seiner Stärke im Bereich der Batterietechnologie. Zudem ist Elektromobilität aufgrund der vorherrschenden Umweltverschmutzung in China weit oben auf der Agenda. Die dortige Regierung tut ihr Übriges, um das Thema voranzutreiben. Leoni hat seinen Umsatz in China im vergangenen Jahr auf etwa 250 Mio. Euro verdoppelt, was mehr als acht Prozent des Konzernumsatzes entspricht. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre erwarten wir eine weitere Verdoppelung. Damit ist China sicherlich der Treiber unseres Gesamtwachstums - über beide Divisionen hinweg. Beispielsweise liefern wir die Bordnetze für alle in China produzierten Mercedes-Fahrzeuge der C- und E-Klasse, und Ende des Jahres beginnen wir mit der Fertigung für Volkswagen. Gleichzeitig gibt es einige - zugegebenermaßen kleinere - Projekte für lokale Fahrzeughersteller wie SAIC oder NAC.

 

Sehen Sie bereits ernsthafte Konkurrenz in Form von chinesischen Kabelherstellern?

Dr. Probst: Hinsichtlich Technologie und Qualität gibt es bisher erst wenige lokale Konkurrenten. Dennoch wird die Wettbewerbsintensität sehr schnell zunehmen, denn der Preisdruck ist bereits heute sehr hoch, und die lokalen Anbieter lernen sehr schnell.

 

Konnten Sie bei der Entwicklung der Hochvoltkabel für Elektromobilitätsanwendungen auf die Produkte anderer Märkte zurückgreifen, oder handelt es sich vorwiegend um Neuentwicklungen?

Dr. Probst: Die Kabeltypen für die Automobilindustrie sind durchwegs Neuentwicklungen, auch wenn Leoni dabei auf Erfahrungen und Know-how aus anderen Bereichen aufbauen kann. Es darf nicht vergessen werden, dass die Anforderungen, die an Hochvoltkabel für den Einsatz in Fahrzeugen gestellt werden, für die Auto-Branche neu sind: Hohe Ströme, die große Querschnitte bedingen, eine Schirmung, welche verhindert, dass Steuergeräte über elektromagnetische Abstrahlungen gestört werden, und spezielle Isolationsmaterialien, die auch temperaturstabil sind. Zudem müssen Sicherheitskonzepte betrachtet werden, um zu gewährleisten, dass in der Werkstatt oder nach einem Unfall vom Kabelbaum keine Gefahr für Personen ausgeht. Nicht zuletzt spielt das Gewicht des Kabelbaumes für die Elektromobilität eine wichtige Rolle. Man diskutiert hier deshalb über alternative Leitermaterialien und neue Bordnetzarchitekturen.

 


  1. Interview mit dem Leoni-Vorstandsvorsitzenden Dr. Klaus Probst
  2. Bedeutung der Elektromobilität
  3. Internationales Wachstum
  4. Trends beim konventionellen Bordnetz
  5. Fertigungsautomatisierung bei Kabelbäumen
  6. Zur Person: Dr.-Ing. Klaus Probst

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