Kein iPhone auf Rädern

Apple´s Aus für eigene E-Autos

28. Februar 2024, 6:54 Uhr | dpa ha
Tim Cook setzt jetzt große Hoffnungen auf generative KI – die Entwicklungen an einem eigenen E-Auto stellt Apple dagegen ein.
© Apple

Apple begräbt den Traum vom eigenen E-Auto nach rund zehn Jahren und Milliardenausgaben. Investoren begrüßten den Schritt – Elon Musk auch.

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Das jedenfalls berichten Bloomberg und das Wall Street Journal: Apple habe das E-Auto-Projekt unter dem internen Namen »Titan« eingestellt. Ein Teil der dort beschäftigten 2000 Mitarbeiter werde übernommen, es würde aber auch Entlassungen geben. 

Das habe laut Bloomberg das oberste Management unter CEO Tim Cook entschieden. Offenbar hatte der Aufsichtsrat einen gewissen Druck ausgeübt. Die Mitarbeiter seien von dem plötzlichen Aus überrascht worden. Apple kommentierte diese Berichte bisher nicht. Investoren zeigten sich dagegen erfreut. Und der immer zu Späßen aufgelegte Elon Musk gab selbstverständlich seinen Kommentar über eine Kurznachricht auf X zum Besten: Mit lediglich einem salutierenden Emoji, einer abbrennenden Zigarette und dem sclichten Verweis auf die Bloomberg-Meldung. 

Das Handelsblatt hatte erst kürzlich geschrieben, dass Apple die Testfahrten mit selbstfahrenden Autos verdreifacht habe. Es wurde spekuliert, dass das Apple-Auto 2028 auf den Markt kommen könnte. Sogar das angebliche Preisziel wurde genannt – es sollte um die 100.000 Dollar kosten. 

Allerdings läuft das Geschäft mit E-Autos in den USA derzeit nicht gut. Anstatt mehr E-Autos verkaufen die Hersteller wieder mehr Benziner und Hybride – was für sie kein großes Problem ist, für Firmen wie Tesla und die Wettbewerber Rivian und Lucid schon. Denn sie können ja nichts anderes als E-Autos anbieten. Tesla hält sich jedenfalls nach guten Wachstumsjahren mit Prognosen für dieses Jahr zurück.  

KI für Smartphones statt E-Autos

Jetzt ist das große Buzz-Word für Apple offenbar nicht mehr das selbstfahrende E-Auto, sondern generative KI. Viele Mitarbeiter von »Titan« sollen im KI-Umfeld eingesetzt werden. Tim Cook hatte bereits angekündigt, dass Apple an sehr interessanten Projekten arbeite und im Laufe des Jahres mehr dazu sagen würde. Das dürfte eine große Rolle dabei spielen, im Smartphone-Markt weiter vorne zu bleiben, wie das neue »S24 Ultra« von Samsung zeigt. 

Apples Aktivitäten in dem Bereich sind bisher weniger sichtbar als etwa bei Microsoft, das einen Pakt mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI schloss. 

In den vergangenen Jahren ließen auch häufige Personalwechsel die Unruhe rings um Apples Projekt erkennen. So ging der einst als Leiter eingesetzte ehemalige Tesla-Manager Doug Field 2021 zu Ford, wo er nun das Elektroauto- und Digital-Geschäft verantwortet.

Ein Auto - kein iPhone auf Rädern

Selbst als der Hype um ein mögliches Apple-Auto in den vergangenen Jahren immer wieder hohe Wellen schlug, zeigten sich einige Branchenexperten stets skeptisch, dass der Konzern das wirklich durchziehen würde. Zu anders sei das Geschäft der Autobranche, argumentierten sie. Statt kompakter Elektronik-Pakete müssten schließlich Fahrzeuge rund um die Welt verschifft und jahrelang gewartet werden. Die Entwicklungszyklen dauerten wegen Regulierungsvorgaben Jahre statt Monate – und auch die Margen seien viel niedriger als in Apples Kerngeschäft. Manager aus der Autobranche gaben immer wieder zu bedenken, es sei gar nicht so einfach, ein Fahrzeug zu bauen. 

Zeigte Apple kein Interesse an Tesla-Übernahme?

Wohl auch deshalb tauchten immer wieder Spekulationen auf, Apple könnte eine Abkürzung mit dem Kauf eines Autoherstellers wie McLaren oder eines Autozulieferers nehmen. Tesla-Chef Elon Musk behauptete vor ein paar Jahren, er habe inmitten der existenziellen Probleme des Autobauers beim Produktionsstart des Volumenfahrzeugs Model 3 ein Angebot an Apple gerichtet, das Unternehmen zu kaufen. Apple-Chef Cook habe aber kein Interesse an einem Treffen gezeigt.

Mit einem Start 2028 wäre Apple nicht der erste Elektronik-Konzern mit einem eigenen Auto gewesen: Sony will sein gemeinsam mit Honda entwickeltes Elektrofahrzeug unter dem Markennamen Afeela 2026 auf den Markt bringen und stellt den Wagen bereits vor der Annahme von Vorbestellungen im kommenden Jahr in den USA aus. Auch Xiaomi, Anbieter von Smartphones und anderer Elektronik aus China, will bald den Verkauf seines Elektroautos SU7 im Heimatmarkt starten. Google hatte einst einen kleinen selbstfahrenden Zweisitzer entwickelt, inzwischen baut die Schwesterfirma Waymo ihre Robotaxi-Technik aber in Elektroautos von Jaguar ein.

Für Autos spielt Apple weiterhin eine wichtige Rolle

Und Apple wird weiterhin in vielen Autos präsent sein: Etwa über die Software Carplay zum Anschluss des iPhone, mit der Dienste vom Smartphone den Bildschirm der Infotainment-Anlage übernehmen können. Einige Branchenexperten sind überzeugt, dass Apple – und Google mit dem ähnlichen Dienst Android Auto – den etablierten Herstellern das künftige Digitalgeschäft streitig machen könnten. Diese kontern mit eigenen digitalen Angeboten – und bei General Motors sollen in künftigen Elektromodellen Carplay und Android Auto sogar ganz draußen bleiben.


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