Elektroautos werden immer besser…

…aber die Kunden sind immer unzufriedener

28. Juli 2023, 8:36 Uhr | Irina Hübner
© Kindel Media | Pexels

Die Elektroauto-Zufriedenheitsstudie 2023 von UScale zeigt, wo es bei der Elektromobilität noch hakt und welche Marken überzeugen. Tesla und Porsche führen das Feld zwar an, doch selbst hier sehen die Kund:innen Handlungsbedarf.

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Das Stuttgarter Marktforschungsunternehmen UScale hat zum fünften Mal in Folge seine EV-Zufriedenheitsstudie zu den Nutzungsgewohnheiten, Problemen und Empfehlungen von Elektroauto-Fahrern und Fahrerinnen durchgeführt und die Ergebnisse vorgestellt.

Hohe Erwartungen im Massenmarkt

Nach den Jahren der Early Adopter, also den frühen Anwendern, kommen die Elektroautos nun in den Massenmarkt und stoßen dort auf deutlich höhere Erwartungen als bisher.

Obwohl sich die Performance von Elektroautos in den Bereichen Ladeleistung und Reichweite, aber auch anderen Feldern wie Funktionalität und Bedienung verbessert, bewerten Käufer und Nutzende ihre Fahrzeuge und deren Funktionalität immer kritischer: Die Bereitschaft der E-Auto-Nutzenden, das eigene Fahrzeug an Freunde und Bekannte weiterzuempfehlen, geht deutlich zurück. Trotz der technischen Verbesserung vieler Modelle sinkt also die Zufriedenheit der Besitzer mit ihren Fahrzeugen.

Fahreigenschaften und Kostenaspekte im Fokus

Ursache für diesen scheinbaren Widerspruch sind neue Nutzergruppen, die jetzt ein Elektroauto kaufen: Während in den letzten Jahren ökologische Motive beim Umstieg auf ein E-Auto im Vordergrund standen, dominieren heute erstmals Fahreigenschaften und Kostenaspekte die Liste der Umstiegsmotive.

UScale hat die Studie im Eigenauftrag durchgeführt und bietet die Ergebnisse Fahrzeugherstellern und Zulieferern zur Verbesserung ihrer Produkte an. Via Social Media wurden zwischen April und Mai 2023 genau 4.522 Besitzer:innen von batterieelektrischen Fahrzeugen im deutschsprachigen DACH-Raum rekrutiert und mit Hilfe von 87 geschlossenen und 16 offenen Fragen ausführlich befragt.

Tesla überzeugt bei Laden und Routenplanung

Die Bereitschaft, das eigene Elektroauto weiterzuempfehlen, schwankt deutlich zwischen den Marken. Unangefochten an Nummer 1 steht Tesla, das seine Nutzer bei allen elektrospezifischen Themen wie Laden, Routenplanung oder der Connect-App überzeugt. Deutliche Kritik gibt es allerdings noch immer bei der Qualität und verschiedensten Störgeräuschen. Immerhin 40 % der Tesla-Fahrer:innen sehen deutlichen Handlungsbedarf in diesem Bereich.

Koreaner im Aufwind

Wachsenden Zuspruch konnte UScale bei den koreanischen Marken Genesis, KIA und Hyundai messen. Alle drei Marken wurden abgesehen von der Routenplanung durchgängig überdurchschnittlich gut bewertet. Bei der Ladeleistung punkten alle Modelle mit 800-V-Technik, womit Genesis die Messlatte für alle übrigen Marken legt.

Gemischtes Bild bei den Volkswagen-Marken

Porsche macht die massive Kritik an der geringen Reichweite mit seinem 800-V-Bordnetz wett, das zu sehr kurzen Ladestopps führt. Auch Audi leidet unter geringer Reichweite und hohem Verbrauch. Dazu kommen aber massive Beanstandungen zur Connect-App und zur Softwarequalität. Letztere schlagen auch bei den Schwestermarken VW und Cupra durch und prägen den in Summe kritischen Gesamteindruck.

Chinesische Markteintritte lassen Spannung aufkommen

Ebenfalls verhaltene Ergebnisse liefert MG als chinesische Marke im Ranking. Während die Reichweite positiv bewertet wird, gibt es massive Kritik an elektrospezifischen Bedienkonzepten, Routenplanung und Software. Durch neue Markteintritte chinesischer Anbieter wie etwa Nio erwarten die Zahlenexperten von UScale spannende Ergebnisse im kommenden Jahr.

Stellantis in der Kritik

Die Marken der Firmengruppe Stellantis werden von ihren Fahrer:innen erneut sehr kritisch bewertet. Mit den Marken Opel und Peugeot bilden sie das Schlusslicht des Rankings. Opel und Peugeot-Fahrer:innen bewerten alle elektrospezifischen Aspekte durchgängig unterdurchschnittlich. Besonders kritisch sehen sie die Connect App: 90 % der Befragten sehen deutlichen Handlungsbedarf.

Dr. Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer UScale, kommentiert die Ergebnisse: »Im Vergleich zu Verbrennern, die über 100 Jahre lang optimiert wurden, stehen batterieelektrische Fahrzeuge noch am Anfang ihrer Entwicklung. Elektroautofahrende suchen keine Abenteuer mehr, sondern erwarten ein ausgereiftes Fahrzeug. Alle Hersteller, auch der Marktführer, haben noch Verbesserungsbedarf, was bei den weiter steigenden Erwartungen der Nutzer und Nutzerinnen nicht einfach werden wird.«


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