Von Le Mans in die Alltagswelt

48-V-Antriebsstrang revolutioniert E-Mobility

28. Oktober 2019, 11:41 Uhr | Heinz Arnold
Vesa Lehtinnen und Pasi Pennanen sind die Gründer von Toroidion und wollen mit ihrer grundlegend neu entwickelten Niederspannungstechnologie den Elektrotransport global revolutionieren.
© Toroidion

Ein völlig neuer Typ eines 48-V-Elektromotors, ein neues Power-Management und eine neue 48-V-Batterie – so will Toroidion die Welt der E-Fahrzeuge revolutionieren.

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Das 2011 in Raasepori/Finnland gegründete finnische Startup Toroidion hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Zwischen 2020 und 2021 soll ein kumulierter Umsatz von 11 Millionen Euro erzielt werden, bis 2024 will Toroidion einen Umsatz von 650 Millionen Euro erreichen und 600 Mitarbeiter weltweit beschäftigen. Die Prognosen basieren auf der Annahme, dass die Auslieferung von Antrieben und Elektroautos im Jahr 2020 startet und die Produktion von Antrieben in großen Stückzahlen im Jahr 2022 beginnen kann. Diese Antriebe können dann in anderen Produkten wie E-Flugzeugen, Schiffen und Lastwagen eingesetzt werden.

CEO und Gründer Pasi Pennanen ist optimistisch, dass Toroidion dieses Ziel erreichen wird: »Die grundlegend neu entwickelte Niederspannungstechnologie von Toroidion kann den Elektrotransport global revolutionieren.«

Der Toroidion-Elektromotor wird mit einem 48-V-Akku betrieben. Bisher musste die Spannung erhöht werden, um die Leistung von Elektroautos zu steigern. Teilweise sind die Hersteller bereits bei 900 V angekommen. Dies hat unangenehme Nebenwirkungen: Ein hohes Sicherheitsrisiko und schwere und teure Bauteile sind nur die wichtigsten.

Ein auf 48-V-Motoren basierendes E-Auto ist dagegen sicher, sowohl für die Insassen als auch für Rettungskräfte, die das Auto nach einem Unfall ungefährdet öffnen können, was bei herkömmlichen E-Fahrzeugen nicht ohne weiteres der Fall ist. Zudem ist der Antriebsstrang energieeffizient und lässt sich kostengünstiger fertigen als der vergleichbarer E-Autos. Insgesamt können die darauf basierenden Fahrzeuge auch einfach und kostengünstig gewartet werden.

Das hat offenbar schon potenzielle Kunden überzeugt. Laut Toroidion interessieren sich bereits fünf OEMs ernsthaft für die Antriebsstränge, 40 private Kunden wollen sich einen Sportwagen von Toroidion leisten. Ein Powertrain-Kunde wolle laut Pennanen sogar 150 Einheiten pro Jahr abnehmen, sobald sie erhältlich seien.

Zunächst will Toroidion hochpreisige Sportwagen auf der Grundlage des Konzepts entwickeln und auf den Markt bringen. Nach dem Bau eines 1-MW-Prototyps begann Toroidion mit der Entwicklung einer fortschrittlichen Produktionsversion auf der Grundlage des 1-MW-Konzepts.

Das kommt nicht von ungefähr, denn wenn es um Autos geht, weiß Pasi Pennanen, wovon er spricht. Er hat über 20 Jahre im Umfeld der Automobilentwicklung gearbeitet, unter anderem bei Jaguar, Honda, Zagato, Aston Martin, Alfa Romeo und Lancia.

Aus dieser Erfahrung heraus wollte er für E-Autos ein völlig neues Konzept entwickeln. Die Ausgangsfrage zu Beginn der Entwicklung, die er und seine Kollegen sich stellten: Wie lässt sich das Verhältnis von Leistung zu Gewicht gegenüber heutigen Techniken verbessern – und die Sicherheit sowie Leitungsfähigkeit sogar noch erhöhen? Oder anders formuliert: Kann ein E-Auto das Rennen von Le Mans gewinnen?

Deshalb entschlossen sich die Entwickler, von Grund auf neu zu starten: Nur mit neuen Elektromotoren und einem neuen Powertrain-Konzept ließen sich ihrer Meinung nach die bestehenden Probleme lösen. Denn eine hohe Spannung führt nicht nur zu Sicherheitsrisiken, sondern macht die Komponenten auch schwer und teuer. Darüber hinaus lassen sich die erforderlichen Batterien nur langsam laden. Sofort waren sich die Ingenieure darüber klar: Wenn es ihnen gelänge, ein neues Konzept auf Basis einer niedrigen Spannungsversorgung zu entwickeln, dann ließe sich dieses Konzept nicht nur in Rennautos einsetzen, sondern würde auch den Alltagsverkehr und die E-Mobility revolutionieren: Von Le Mans in die Alltagswelt.


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