Interview mit Michael E. Hafner, Daimler

»Wir übernehmen erste Konzepte zum hochautomatisierten Fahren«

22. September 2015, 10:21 Uhr | Ingo Kuss
Michael E. Hafner entwickelt Fahrerassistenzsysteme für Mercedes-Benz. Als Leiter des Centers Fahrerassistenzsysteme und Aktive Sicherheit verantwortet er die Auslegung und Serienentwicklung von Brems- und Fahrerassistenzsystemen.
© Ingo Kuss

Von der Vision zum Serieneinsatz: Als Leiter des Centers Fahrerassistenzsysteme bei Daimler kennt Michael E. Hafner die ambitionierten Ziele aus Vorentwicklung und Forschung ebenso wie die Mühen, Innovationen tatsächlich serienreif zu machen. Ein Gespräch über den Stand der Technik und die Zukunftsperspektiven beim hochautomatisierten Fahren.

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Herr Hafner, auf dem Weg zum autonomen Fahren konkurrieren die Automobilhersteller nicht mehr nur untereinander, sondern auch mit ganz neuen Playern im Markt wie Google oder Apple. Welchen strategischen Ansatz verfolgt Daimler, um sich in diesem Wettstreit zu behaupten?

Michael E. Hafner: Wir haben immer gesagt, dass wir das hochautomatisierte Fahren Schritt für Schritt einführen werden. Grundsätzlich ist dies aus zwei Richtungen möglich: von der Autobahn kommend oder aus der Stadt heraus. Im ersten Fall beginnt man mit einem gut überschaubaren Szenario aus räumlich getrennten Richtungsfahrbahnen ohne Fußgängerverkehr und arbeitet sich dann sukzessive in immer komplexere Verkehrssituationen vor. Oder man startet gleich im Stadtverkehr, dafür aber mit starken Einschränkungen bei der Geschwindigkeit oder der Routenwahl.

Das wäre dann der Ansatz von Google.

Hafner: Nicht nur von Google. Unser erster Ausgangspunkt ist zwar die Autobahn, aber wir schauen uns parallel auch an, was im Bereich niedriger Geschwindigkeiten möglich ist. So unterschiedlich die beiden Ansätze im Moment auch sind, letztlich werden sie zu einer umfassenden Lösung zusammenfließen.

Wie sehen bei Mercedes-Benz die konkreten Planungen zum ersten Serieneinsatz von hochautomatisierten Fahrfunktionen aus?

Hafner: Wir sind gerade dabei, erste Konzepte in Richtung hochautomatisiertes Fahren, die im Rahmen der Berta-Benz-Gedächtnis-Tour bei der Vorentwicklung entstanden sind, in die Serienentwicklung zu übernehmen. Aus heutiger Sicht ist die nächste S-Klasse sicherlich ein Kandidat für einen ersten Serieneinsatz. Dafür werden wir ausprobieren, wie weit wir bis zum Ende dieses bzw. zum Anfang des nächsten Jahrzehnts in Richtung hochautomatisiertes Fahren kommen. Bei einem solchen Schritt werden dann allerdings auch rechtliche Fragen eine große Rolle spielen, da der Fahrer hierbei zumindest zeitweise einen Teil der Verantwortung abgeben wird.

Welche technischen Herausforderungen sind denn auf dem Weg zu hochautomatisierten Fahrfunktionen noch zu bewältigen?

Hafner: Um dieses Ziel zu erreichen, müssen etwa weitere physikalische Prinzipien in die Umgebungserfassung mit einfließen. Zur Zeit arbeiten wir mit Radar- und Kamerasystemen. Zukünftig werden auch laserbasierte Lidar-Systeme hinzukommen, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit bei der Erfassung der Fahrzeugumgebung noch weiter zu erhöhen.


  1. »Wir übernehmen erste Konzepte zum hochautomatisierten Fahren«
  2. »Car2X ist keine zwingende Voraussetzung für hochautomatisiertes Fahren.«
  3. »Wir stoßen bei der Hardware immer wieder an Leistungsgrenzen.«
  4. »Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen sind die USA momentan noch mutiger.«

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