Vom Auto zum Smart Car

Teoresi arbeitet an der ganzheitlichen Mobilität für die City

23. Juni 2025, 13:34 Uhr | Redaktion: Irina Hübner
Stadtauto für die Smart Road: Der autonome YOYO in der Erprobung.
© Teoresi

Turin ist nicht nur einer der historischen Automobilstandorte Europas, in der Hauptstadt des Piemont ist auch eine Art Entwicklungslabor für die Mobilität der Zukunft entstanden. Ein wesentlicher Motor entsprechender Lösungen ist die Teoresi Group.

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Das international tätige Engineering-Unternehmen Teoresi ist in seinem Bereich bereits ein etablierter Player. In Deutschland sind die Norditaliener mit Büros in Stuttgart, Berlin und Ingolstadt vertreten; die Fäden hierzulande laufen in dem im Herbst 2024 eröffneten neuen Münchener Büro zusammen.    

Schrittweise Entwicklung hin zu Spitzentechnologie

Den Weg hin zum Entwickler von Spitzentechnologien im Bereich Automotive und Mobilität ist Teoresi schrittweise gegangen. Gegründet wurde das Unternehmen 1987 als IT-Beratung. In den ersten Jahren des Bestehens konzentrierte man sich auf Software für wissenschaftliche Berechnungen, modellbasiertes Design und virtuelle Prototypentwicklung. 

Als Pionier des modellbasierten Designs zur Entwicklung, Simulation und Validierung von Systemen positionierte sich Teoresi dann im Jahr 2002 als Technologieberatung, mit einem klaren Schwerpunkt auf dem Bereich Automotive. 2008 wurde dieses Angebot international  ausgeweitet – was gleichzeitig die Geburtsstunde der Teoresi Group war.

 

Die Teoresi Group auf einen Blick 
  • 1987 in Turin als IT-Beratungsunternehmen gegründet. 
  • Mit 27 Niederlassungen in vier Ländern vertreten: 
    o 15 Büros in Italien
    o vier deutsche Standorte: München, Stuttgart, Berlin und Ingolstadt
    o weitere Standorte: Schweiz (Lugano/Basel) USA (Detroit, Chicago, Pittsburgh, Cleveland, Austin)
    o Mission: Teoresi hilft Unternehmen bei der Entwicklung von Projekten mit Spitzentechnologien; vom selbstfahrenden Auto bis hin zu KI-basierter Diagnose für die Lifesciences.
    o Schwerpunkte: Design-, Entwicklungs- und Technologieberatung - von der Analyse bis zur endgültigen Produktkonzeption, von der Designidee bis zum Prototyp, vom Prototyp bis zur Markteinführung.
    Partnerschaften: Zahlreiche R&D-Partnerschaften mit führenden Forschungseinrichtungen und Unternehmen; 
    o Projektpartnerschaften im Rahmen europäischer Innovationsprogramme. 

 

Differenzierung in der Breite und in der Tiefe

Seitdem verfolgt Teoresi eine nachhaltige Diversifizierungsstrategie sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. In der Breite setzten die mittlerweile mehr als 1.200 Mitarbeiter innovative Zeichen auch in Branchen wie Eisenbahn, Luft- und Raumfahrt sowie vor allem in den Life Sciences, wo im Frühjahr 2024 die Marke Teoresi MedTech ins Leben gerufen wurde.

Was die »Tiefen-Strategie« angeht, stellt gerade der Bereich Automotive und Mobilität das Paradebeispiel der nachhaltigen Unternehmensstrategie von Teoresi dar. Hier wurde im Laufe der Jahre der Blick über den Tellerrand des reinen Automotive Engineering hinaus sukzessive geweitet; im Fokus steht die Stadt als Ganzes – mit dem Auto als Kernelement.

Autonomes Stadtauto für die Smart Road

Ein Beispiel für diesen ganzheitlichen Ansatz stellen die Aktivitäten im Bereich »Assistiertes Autonomes Fahren« dar: Hier hat Teoresi unter anderem ein F&E-Projekt ins Leben gerufen, das mit der Entwicklung eines Simulators begann und in die Erprobung eines autonomen E-Stadtautos auf einer mit Sensoren und 5G-Verbindung ausgestatteten Smart Road münden wird.

In der ersten Projekt-Phase hat Teoresi hierzu eine virtuelle Umgebung geschaffen, die in der Lage ist, die Fahrzeugdynamik und kooperative Kontrollstrategien realistisch zu emulieren. Der Simulator ermöglicht es, Algorithmen zu trainieren und das Fahrzeug in intelligenten Straßenszenarien mit realistischem Verkehr zu testen. In der zweiten Phase wurden dann autonome Fahrtechnologien – beispielsweise für Perzeption, Automatisierung und Attenuation – in das elektrische Stadtauto YOYO des ebenfalls in Turin ansässigen Herstellers XEV eingebaut.

Erprobung eines autonomen E-Stadtautos.
Erprobung eines autonomen E-Stadtautos: In den YOYO des in Turin ansässigen Herstellers XEV hat Teoresi autonome Fahrtechnologien für Perzeption, Automatisierung und Attenuation eingebaut.
© Teoresi

Dynamik des Turiner Ökosystems nutzen

Ohnehin bietet der Standort Turin einen umfassenden Mehrwert für Teoresi. So ermöglicht das Torino City Lab, ein Innovationslabor der Stadt Turin, das Testen neuer Lösungen in realen Szenarien, im Falle des YOYO-Projekts der Smart Road. Zudem umfasst das lokale Ökosystem – Stichwort Automobilstandort – eine Vielzahl spezialisierter Unternehmen und Forschungszentren, mit denen Teoresi mobile urbane Zukunft mit internationalem Impakt gestaltet, zum Beispiel im Rahmen des europäischen Projekts ENVELOPE.

ENVELOPE ist eine Forschungs- und Innovationsinitiative im Rahmen des zweiten Calls von Horizon Europe, die von der EU und SNSJU (Smart Networks and Services Joint Undertaking) kofinanziert wird. Die internationale Zusammenarbeit zielt auf die nachhaltige Nutzung von 5G- und 6G-Technologie für die mobile Zukunft ab. Von den 23 europäischen Partnern sind drei in Turin ansässig – neben Teoresi und dem Torino City Lab das Forschungszentrum Fondazione LINKS, welches die Aktivitäten am italienischen Pilot-Standort koordiniert. Gemeinsam arbeiten diese unter anderem an Sensortechnologie zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit.

Nationale und europäische F&E-Partnerschaften

Eine tragende Rolle spielt Teoresi auch im Rahmen der dauerhaften Kooperation mit dem – in Mailand angesiedelten – Centro Nazionale per la Mobilità Sostenibile (Nationales Zentrum für Nachhaltige Mobilität – MOST). Aktuelle MOST-Projekte mit Teoresi-Beteiligung betreffen unter anderem die Einbindung von CCAM (Connected, Cooperative & Automated Mobility) Fahrzeugen in eine Smart-Road-Infrastruktur und den Einsatz autonomer Drohnen in der Stadt der Zukunft. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Modellierung von Wasserstoff-Brennstoffzellen sowie auf internen und externen Sensoren zur Vorhersage der Straßen- und Verkehrslage, um den Antriebsstrang neu zu kalibrieren und die Umweltbelastung zu reduzieren.

Konsequente Cross-Fertilisation als Philosophie

Bereits die aktuellen Projekte mit externen Partnern zeugen vom ganzheitlichen Blick auf die Mobilität in der Stadt der Zukunft – und dasselbe gilt für die interne R&D-Philosophie. Das Zauberwort lautet hier »Cross-Fertilisation«, und diese wird konsequent in alle Richtungen angewandt,  wie Marco Bazzani, Innovation Manager Teoresi Group, erläutert: »Wir sehen Engineering als offenen Prozess, in dem eine Lösung eine andere inspirieren kann. So kann eine für die Fahrerkontrolle in einem Auto entwickelte Anwendung auch für die Patientenüberwachung hilfreich sein – oder umgekehrt. Dieses Prinzip setzen wir konsequent um, und nutzen dabei auch das komplementäre Know-how der in den vergangenen Jahren hinzugekommenen Mitglieder unserer Unternehmensgruppe. Zudem arbeiten wir intern an Lösungen rund um das Software-Defined Vehicle (SDV) für den urbanen Raum von morgen, wie es die EU in ihrem Industrial Action Plan for the European Automotive Sector vorsieht.«

»Wir sehen Engineering als offenen Prozess, in dem eine Lösung eine andere inspirieren kann«, erklärt Innovation Manager Marco Bazzani die Cross-Fertilisation-Philosophie der Teoresi Group.
»Wir sehen Engineering als offenen Prozess, in dem eine Lösung eine andere inspirieren kann«, erklärt Innovation Manager Marco Bazzani die Cross-Fertilisation-Philosophie der Teoresi Group.
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Komplementäre Expertise der Gruppenmitglieder

Neben der Expertise des Geschäftsbereichs MedTech spielt in Sachen Cross-Fertilisation auch die Erfahrung der beiden im Januar 2023 übernommenen Mailänder Unternehmen HiFuture (Hardware- und Firmware-Spezialisten) und BindingFuture (Web-, App- und Cloud-Anwendungen) eine wesentliche Rolle.

Seit der im Oktober 2023 erfolgten Integration des ebenfalls in Mailand ansässigen Unternehmens IoT Solutions verfügt Teoresi zudem über Kompetenzen im Bereich der intelligenten Gebäudetechnologie, die ebenfalls eine Säule der intelligenten Stadt der Zukunft bildet. In der diesbezüglichen Vision der Turiner steht der mobile Mensch im Mittelpunkt – und das auch in Deutschland.

Mobilität als Kernelement der lebenswerten Stadt

»In einer Stadt, die durch die Kombination von intelligenten und nahtlos miteinander verbundenen Geräten, Infrastruktur und urbanen Erfahrungen zum Leben erweckt wird, verstehen wir individuelle Mobilität als Kernelement«, betont Daniel Comarella, COO von Teoresi Deutschland: »Dabei geht es um weit mehr als die Beförderung von Menschen von A nach B. Es handelt sich vielmehr um ein umfassendes Paket an Funktionen, die Mobilität auf ein neues Level in Bezug auf Bequemlichkeit, Sicherheit, Komfort sowie ökologische und soziale Nachhaltigkeit bringen.«

 

Teoresi Deutschland auf einen Blick
An seinen vier deutschen Standorten arbeitet Teoresi an wesentlichen Zukunftsthemen der Automobilindustrie. Dabei kooperieren die rund 40 Mitarbeiter sowohl mit ihren italienischen Kollegen als auch mit Kunden sowie Forschungsinstituten und anderen Technologieführern in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen dabei Projekte rund um:
  • ADAS/AD
  • Virtual Testing
  • KI für den Bereich Automotive
  • Entwicklung autonomer Fahrzeuge
  • Nachhaltigkeit und Life Cycle Assessment (LCA)

 

Um die Interpretation von Mobilität à la Teoresi zu verwirklichen, müsse die Automobilindustrie immer mehr Aspekte aus Branchen wie Telekommunikation und Unterhaltungselektronik übernehmen, so Daniel Comarella weiter: »Das Auto der Zukunft muss softwaredefiniert sein, um der kontinuierlichen Nachfrage nach neuen komplexen Funktionen in der Smart City gerecht zu werden. Es muss aber auch menschenzentriert sein, um sicherzustellen, dass all diese Funktionen keine negativen Auswirkungen auf die Person haben, die es fährt oder darin fährt.«

»Das Auto der Zukunft muss softwaredefiniert sein, um der kontinuierlichen Nachfrage nach neuen komplexen Funktionen in der Smart City gerecht zu werden«, so Daniel Comarella, COO von Teoresi Deutschland.
»Das Auto der Zukunft muss softwaredefiniert sein, um der kontinuierlichen Nachfrage nach neuen komplexen Funktionen in der Smart City gerecht zu werden«, so Daniel Comarella, COO von Teoresi Deutschland.
© Teoresi

Know-how für eine Branche in fundamentalem Umbruch

Wohin die Reise kurz- und mittelfristig geht, ist laut Comarella vor diesem Hintergrund klar: »Die nächste Generation vernetzter und autonomer Fahrzeuge wird künstliche Intelligenz, Sensortechnologie und Echtzeit-Datenkonnektivität konsequent integrieren. Dies wird sicherere, effizientere und personalisierte Fahrerlebnisse ermöglichen und die Mobilität zu einem nahtlosen On-Demand-Service umgestalten.«

Stellt sich abschließend die Frage, welche Rolle auf Teoresi in diesem Umbruchprozess im Bereich Automotive zukommt. Marco Bazzani bringt die Antwort wie folgt auf den Punkt: „Wir stellen dieser Branche in fundamentalem Wandel unser Know-how rund um Systemtechnik und Softwareintegration zur Verfügung, indem wir innovative Lösungen entwickeln, welche die Konnektivität, Sicherheit und Gesamtleistung von Fahrzeugen verbessern.«


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