Das Reallabor Mobilität geht an den Start. Es soll für mehr Sicherheit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit auf der Straße sorgen. Das Besondere an dem Projekt ist die reale Datenbasis: Eine lückenlose Erfassung des Aschaffenburger Cityrings erlaubt die präzise Analyse von Verkehrsflüssen.
Mithilfe einer innovativen Sensorik erfassen Forschende der Technische Hochschule in Kooperation mit der Stadt Aschaffenburg den Verkehr auf dem Stadtring in Echtzeit wollen so die Basis für intelligente Mobilitätslösungen schaffen.
Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags zwischen der Technischen Hochschule Aschaffenburg und der Stadt Aschaffenburg startet nun das Forschungsprojekt »Reallabor Mobilität«. Ziel ist es, den Verkehr auf dem Aschaffenburger Cityring mithilfe vernetzter und datenschutzkonformer Multi-Sensorsysteme in Echtzeit zu erfassen, Unfallursachen zu analysieren und den Verkehrsfluss nachhaltig zu optimieren.
Unter Leitung von Prof. Dr. Galia Weidl, die an der TH Aschaffenburg die Professur für Vernetzte Urbane Mobilität innehat, entsteht eine deutschlandweit einzigartige Forschungsplattform für intelligente Verkehrserfassung und -steuerung. Für den Aufbau des Reallabors werden Lidar-Sensorsysteme an 12 der wichtigsten Verkehrsknoten des Aschaffenburger Cityrings installiert. Das Projekt wird im Rahmen der Hightech-Agenda Bayern gefördert.
Im Unterschied zu anderen Reallaboren, die meist nur einzelne Verkehrspunkte erfassen, deckt das Aschaffenburger Projekt erstmals ein vollständiges innerstädtisches Ringnetz ab. Dadurch entstehen hochwertige quantitative und qualitative Verkehrsdaten, die sowohl für die Forschung als auch für die Stadtplanung genutzt werden können.
Die Ergebnisse und Technologien sind auf viele mittelgroße Städte Europas übertragbar, wodurch Aschaffenburg sich als Modellstadt für intelligente Mobilitätslösungen positioniert.
Die Installation der Sensorsysteme entlang des vielbefahrenen Cityrings ermöglicht eine lückenlose (»Close-Loop«) Erfassung des Verkehrs. So können an allen relevanten Knotenpunkten Verkehrsflüsse in Echtzeit gemessen werden.
Die gewonnenen Daten sollen dabei helfen, nachhaltige Verkehrslösungen zu entwickeln, die es erlauben, den Verkehr effizienter zu steuern, Staus zu reduzieren und Unfallursachen zu analysieren. Außerdem werden Maßnahmen entwickelt, durch die sich die Sicherheit auf den Straßen erhöhen lässt, insbesondere für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende. Durch die optimierte Verkehrslenkung können Umweltbelastungen verringert werden, wodurch das Projekt einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten kann.
Technischer Projektpartner ist das bayerische Startup NewSense Engineering unter Leitung von Dr. Yang Ji. Das Unternehmen hat sich auf innovative KI-Systeme, Verkehrssensorik und Detektions-Software spezialisiert.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Einbindung in die Lehre an der TH Aschaffenburg. Die gesammelten Verkehrsdaten fließen in projektbasierte Lehrformate und Studienarbeiten ein. Studierende können so reale Verkehrsdaten auswerten und beispielsweise für Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten nutzen. Für langfristige Forschungsvorhaben werden die Daten zentral gespeichert und archiviert.
Zusätzlich wird ein technischer Demonstrator in der Form eines »Traffic Monitoring Rooms« entwickelt, der die Ergebnisse für externe Besucherinnen und Besucher, bei Veranstaltungen mit Bürgerbeteiligung und für die Medien anschaulich darstellt. In der Simulation können »Control-Strategien« getestet werden. Die Umsetzbarkeit wird im Anschluss in Zusammenarbeit mit der Stadt Aschaffenburg diskutiert. Um die Übertragbarkeit der entwickelten Konzepte auf andere Städte sichtbar zu machen, werden direkte Demonstrationen an Aschaffenburger Kreuzungen durchgeführt.
»Mit unserem Projekt wollen wir mehr Sicherheit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit auf Aschaffenburgs Straßen erreichen. Besonders wertvoll ist, dass wir im Reallabor auf einer einzigartigen, realen Datenbasis arbeiten: Die datenschutz-konforme und lückenlose Erfassung des gesamten Cityrings ermöglicht uns, Verkehrsflüsse präzise zu analysieren, Risiken und Ursachen frühzeitig zu erkennen und wirksame Maßnahmen zu entwickeln«, erklärt Prof. Dr. Galia Weidl.
Das Reallabor Mobilität soll die praxisnahe Lehre und datengetriebene Forschung im Bereich Verkehr, Smart City und Echtzeitdatenverarbeitung stärken und so den Transfer zwischen Hochschule, Stadt und Gesellschaft fördern. Als Leuchtturmprojekt steht es für moderne Mobilitätforschung in Bayern und darüber hinaus.